Die EZB wird als letzte Zentralbank Quantitative Easing (QE) beenden - hier sind die Gründe
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Im Gegensatz zu den USA, Kanada, Neuseeland, Australien oder auch Japan hat die EZB einige Herausforderungen, die die anderen Länder nicht haben. Die Eurozone ist ein Währungsraum mit Staaten, deren Ausgangslage nicht unterschiedlicher sein könnte. Selbst in einer Krise, die alle betrifft, sind die Unterschiede groß.
Das zeigt sich bereits bei den Defiziten, die durch die Krise entstehen. Alle Länder mussten auf Steuereinnahmen verzichten und hatten Mehrausgaben zu bewältigen. Die Defizite gehen dennoch weit auseinander und reichen von 4 % der Wirtschaftsleistung bis hin zu 11 % im Jahr 2020. Im laufenden Jahr ist die Streuung mit 4-12 % sogar noch größer (Grafik 1).
Die Verschuldung steigt in allen Ländern an. Das Ausmaß ist jedoch sehr unterschiedlich (Grafik 2). Vor Krisenbeginn konnten einige Länder ihre Verschuldung leicht abbauen. Mit dem jetzigen Anstieg kann man sich vorstellen, dass es in vielen Ländern länger als 10 Jahre dauern wird, bis die Verschuldung wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat.
Bereits vor Corona war die Schuldenlast in Griechenland, Italien, Portugal oder auch Frankreich zu hoch. Jetzt ist sie es erst recht. Es bildet sich daher ein gewisser Konsens heraus. Das Pandemieprogramm, das einen Umfang von 1,85 Billionen Euro hat, wird aller Voraussicht nach wie geplant im März 2022 auslaufen.
Die EZB hat parallel aber noch das 2019 wieder gestartete QE-Programm laufen. Dieses ist zeitlich unbegrenzt und sieht ein Volumen von 20 Mrd. Euro pro Monat vor. Während das Pandemieprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) läuft, kauft die EZB unter diesem Programm weniger als 20 Mrd. pro Monat. Im Durchschnitt der letzten Monate waren es 13 Mrd.
Wird das PEPP erst reduziert, dürften wieder 20 Mrd. pro Monat gekauft werden. Mit dem Ende des PEPP im März, gehen viele davon aus, dass dieser Betrag auf 40 Mrd. erhöht wird (Grafik 3). Ein QE Programm (PEPP) läuft aus, ein anderes wird dafür erhöht. Unterm Strich kann man das nicht als Ausstieg aus QE bezeichnen.
Mit einem Kaufvolumen von 40 Mrd. pro Monat kann die EZB die für Investoren verfügbaren Schulden konstant halten (Grafik 4). Die frei verfügbaren Schulden würden bei ca. 8 Billionen verharren. Alle weiteren Schulden werden aufgekauft.
Nicht jedes Land benötigt diese Hilfe. Das Problem sind die großen Unterschiede zwischen den Ländern. Der EZB bleibt nichts anderes übrig, als die Geldpolitik am schwächsten Glied auszurichten. Die Problemländer sind viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte von gesunden Staatsfinanzen entfernt. Die EZB geht selbst nicht davon aus, dass Italien, Spanien und Frankreich bis 2024 wieder ein Defizit von weniger als 3 % haben werden.
Ein Ende von QE ist da schwer vorstellbar. Mit der gerade beschlossenen Neuausrichtung der geldpolitischen Strategie rückt die EZB wie andere Notenbanken auch hin zu einer Politik, die höhere Inflation toleriert. Das deutet eher auf eine Fortführung der sehr lockeren Geldpolitik hin als auf eine Straffung.
Clemens Schmale
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