Die Börse reagiert bizarr
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Vom Kurssturz sind nicht alle Banken gleichermaßen betroffen. Je größer eine Bank, desto stabiler erscheint der Kurs. Das ist noch nachvollziehbar. Je größer eine Bank ist, desto eher wird sie im Notfall gerettet. Das haben Anleger 2008 gelernt. "Too big to fail" ist eine Art Garantie, dass die Einlagen so sicher sind, wie sie nur sein können.
Eine Art Garantie sollte auch das Notprogramm der Fed sein. An Liquidität sollte es zumindest kurzfristig nicht mangeln, egal, ob eine Bank klein oder groß ist. Dass die Kurse dennoch einbrechen, wirft Fragen auf.
Wenn ein Kurs trotz Liquiditätsprogramm und Notmaßnahmen ins Bodenlose stürzt, hat der Markt offenbar kein Vertrauen. Bestes Beispiel ist die First Republic Bank mit insgesamt 195 Mrd. Bilanzsumme. 93 Mrd. entfallen auf Einlagen, die bei einem Bankrun abgezogen werden können. Nun hat sich die Bank 70 Mrd. an Liquidität beschafft und kann zusätzlich auf das Programm der Fed zurückgreifen. Sämtliche Einlagen können in der Theorie bedient werden.
Entweder vertrauen Anleger den Bilanzzahlen nicht oder gehen davon aus, dass etwas anderes in Schieflage geraten ist. Anders macht der neuerliche Kurssturz keinen Sinn. Entweder irren Anleger und es liegt Marktversagen vor oder die Krise ist komplexer und weitreichender als gedacht.
Ist die Krise so schlimm, wie es der Kurseinbruch vermuten lässt, dürfte der Gesamtmarkt nicht steigen. Eine Bankenkrise geht an der Wirtschaft nicht vorbei. Anleger verhalten sich aber so, als ob genau das der Fall wäre. Andernfalls dürfte der Gesamtmarkt nicht steigen.
Anleger erwarten auch weiterhin Zinserhöhungen, wenn auch deutlich weniger als noch Ende vergangener Woche. Auch einige Analysten erklären, dass die Probleme einzelner Banken für die Wirtschaft keine Bedeutung haben und raten zum Kauf.
Irgendjemand muss irren. Man kann nicht eine Bankenkrise in Kursen vieler kleinerer und mittelgroßer Banken diskontieren und erwarten, dass es absolut isoliert bleibt. Das erinnert fast ein wenig an die Denkweise 2008. Bis zum endgültigen Bankrott von Lehman gab es immer wieder Hiobsbotschaften. Bis der Ernst der Lage erkannt wurde, vergingen mehrere Quartale. Bis zur letzten Minute wurde von vielen beteuert, dass alles isoliert ist und keine Gefahr besteht.
Wer 2008 live dabei war, erlebt ein Déjà-vu. Das Ende muss deswegen nicht dasselbe sein. Die Gefahr, dass die Marktreaktion die Lage verkennt, ist groß. Persönlich bin ich ohnehin defensiv aufgestellt. Ich kann in Ruhe abwarten und zuschauen. Ein ungutes Gefühl bleibt jedoch und es ist bizarr in Echtzeit eine Wiederholung der Denkweise, Marktreaktion, Analystenkommentare und Empfehlungen wie 2008 zu erleben.
Clemens Schmale
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