Fundamentale Nachricht
13:26 Uhr, 14.02.2014

Die bärische Weltanschauung des Harry Dent

Harry Dent gehört zu den gefragten internationalen Finanzexperten, weil er die großen Trends und Bewegungen auf Makroebene in einfachen Worten zusammenfassen kann - und wohl auch, weil er selten bullische Worte finden kann.

Der bekannte amerikanische Investor Harry Dent, der in der Lage war, die Boom- und Bust-Zyklen in den USA der vergangenen zwanzig Jahre als auch die zwei verlorenen Jahrzehnte in Japan aufgrund demographischer Trends exakt vorherzusagen hat eine neue Prognose: Er rechnen "jeden Tag" damit, dass die Spekulationsblase bei australischen Immobilien platzen könnte. Die Preise könnten um bis zu 50 % fallen, weil die Australier immer älter würden und außerdem die chinesischen Käufer dem Markt fernbleiben würden, sagt der US-Amerikaner gegenüber dem britischen "Guardian".

"Ich sehe nicht viel weiteres Aufwärtspotenzial bei australischen Immobilien aber es gibt ein beträchtliches Abwärtsrisiko. Wenn Sie ein Haus kaufen wollen, um für immer darin zu wohnen, dann ist es vielleicht okay ein Haus zu kaufen, aber zu spekulativen Zwecken - tun Sie das nicht!" rät Dent. Er rechnet überall in Australien mit Rückgängen der Hauspreise zwischen 30-50 %, wobei die Unterschiede von Stadt zu Stadt und Region zu Region unterschiedlich ausfallen würden.

"Das Gesetz der Spekulationsblasen ist, dass sie immer dorthin zurückkehren, wo sie begannen, sich aufzublähen. In den USA sind die Hauspreise seit dem Jahr 2000 gestiegen und sind jetzt wieder dort angelangt, das entspricht einem Rückgang um 55 %", fügt Dent hinzu. "Die meisten Menschen kaufen Häuser im Alter zwischen 28 und 41. Wenn sie sich ein Haus für 800.000 in Sydney nicht mehr leisten können dann fangen die Preise an zu fallen." Fallende Hauspreise seien gut für die Wirtschaft, denn es sei äußerst ungesund immer weiter steigende Hauspreise zu haben und es sei negativ für den Lebensstandard der Menschen.

Dent fand während seiner Zeit als Analyst bei Bain & Company heraus, dass er - wie er es nennt - "Ausgabenwellen" von Menschen aufgrund ihres Alters feststellen und prognostizieren kann. In jeder Lebenslage würden Menschen unterschiedliche Dinge benötigen - von Windeln, bis Schulgebühren und allen Dingen, die man im Verlauf des Lebens benötigt. Die USA erlebten ihren Ausgabenhöhepunkt vor einigen Jahren laut Dent im Durchschnittsalter von 46, in Australien wird das kritische Alter ungefähr bei 47 Jahren liegen - das gelte auch für die meisten anderen westlichen Länder. Ab diesem Alter würden die Menschen beginnen, für ihre Rente zu planen. Das ist die Basis für Dents pessimistische Weltanschauung.

"Das erste Mal in der Geschichte ist die kommende Generation kleiner. Ich habe das erstmals bemerkt in Japan in den Jahren 1988/89, als ihre Demographie sich umkehrte. Jeder dachte, dass Japan in den 90ern die USA überholen werden und dass sie die größte Volkswirtschaft der Erde werden, aber es brach zusammen und erlebt seither eine Phase der Deflation", sagt Dent. "Das gleiche passiert jetzt in den USA und Europa, vor allem in Südeuropa. Jeder denkt dass wir in der aktuellen Krise eine Kreditblase bekämpfen aber das ist keine vorübergehende Finanzkrise, das ist eine demographische Krise."

"Ich werde als nächstes nach Südkorea reisen und ihnen erzählen, dass sie Japan sind, nur mit einer Verzögerung von 22 Jahren. Die koreanische Wirtschaft hat ihren Hochpunkt im vergangenen Jahr erreicht und wird jetzt schrumpfen", sagt Dent. "China ist die größte Spekulationsblase in der modernen Geschichte. Es ist zu 30 % überbaut in allen Bereichen und bestehen riesige Spekulationsanteile bei Investitionen. Der Häusermarkt ist um den Faktor 28 bis 35 höher bewertet als das Durchschnittseinkommen in den großen Städten. London, im Vergleich, liegt bei einem Faktor von 15."

Die Regierungen könnten das nicht kontrollieren. "Das bedeutet nur, dass die Spekulationsblase größer wird und das Erwachen wird umso bitterer werden", sagt Dent. "Chinas Wachstum hat 2012 einen Hochpunkt ausgebildet und wird 2023 ein Plateau ausbilden. Dann wird es abstürzen. Sie versuchen verzweifelt Menschen von ländlichen Gebieten in die Städte zu bewegen um ihre Konsumausgaben zu erhöhen aber sie haben nicht die Arbeitskraft um das Wachstum zu erzeugen weil die Bevölkerung nicht schnell genug wächst. Es gibt so viel Überkapazität, dass das schlimm enden wird. 24 % der Wohnimmobilien in China stehen leer", sagt Dent. Die fallende Nachfrage Chinas wird durchsickern zu Ländern, die Rohstoffe an China verkauften und dieser Teufelskreis wird zu einer fallenden Nachfrage nach chinesischen Gütern führen und so weiter.

Ein wichtiger Punkt sei das Verhalten der superreichen Chinesen. Sie hätten massiv in Sydney und westlichen Städten wie London investiert. "Die Reichen denken wenn das alles schief geht dann werden sie das Geld bei uns holen. Die reichen Chinesen wollen nach London, New York, Kalifornien, Sydney ziehen um ihre Kinder zu erziehen. Aber wenn die Reichen das Land verlassen was passiert dann mit dem chinesischen Immobilienmarkt", sagt Dent. "Das ist der Joker, das könnte die australischen Immobilienpreise oben halten."

Dent warnt aber davor, dass die chinesische Regierung die Kapitalverkehrskontrollen straffen könnte. "Es wird der Zeitpunkt kommen an dem die chinesische Regierung ihnen nicht mehr erlauben wird so viel Geld außer Landes zu schaffen. Viele emigrieren bereits um die 50.000-USD-Grenze zu überspringen aber die Regierung könnte strikter werden und sagen: Wir können uns das nicht mehr leisten, wir halten euch jetzt auf."

Dent räumt aber ein: "Wenn jetzt nicht bald etwas geschieht, wie ein 20-30 % Crash am Aktienmarkt, dann entschuldige ich mich. Dann haben es die Regierungen mal wieder geschafft sich Zeit zu erkaufen. Es ist viel schwerer bärisch als bullisch zu sein."

3 Kommentare

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  • tradesequenz
    tradesequenz

    Na da sind wir doch unterwegs, zur grössten Blase aller Zeiten..Dow 20.000 oder gar 30.000 ..wer weiss das so genau und im Anschluss, das grösste Desaster .... die Geschichte wiederholt sich...alles schon mal da gewesen.

    Für dies Jahr einfach strong bullish mit zwischenzeitlich heftigen Korrekturen und dann .... is 2015

    19:36 Uhr, 14.02.2014
  • geho
    geho

    War da nicht mal was mit Dow 35000 ? Und das schon vor vielen Jahren....?

    16:38 Uhr, 14.02.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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