Kommentar
00:10 Uhr, 25.04.2024

Die Aussichten für Wachstum, Inflation und Geldpolitik sind weiterhin positiv

Das erste Quartal 2024 war von hoher Stabilität und wenigen Überraschungen gekennzeichnet. Dies machte sich auch an den Finanzmärkten in Form eines sehr stabilen Zinsumfelds bemerkbar. Ein Update der Wachstums-, der Inflations- und der Leitzinserwartungen ist daher von Interesse für eine fundierte Einschätzung der langfristigen Zinsentwicklung.


Das globale BIP wird in diesem Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent und im nächsten Jahr um 3,1 Prozent wachsen. Dies ist im Vergleich zu den historischen Durchschnittswerten eher moderat und spiegelt die verzögerten Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik, die geringeren Ersparnispuffer der privaten Haushalte, schwächere Arbeitsmärkte und eine weniger unterstützende Finanzpolitik wider. Die Desinflation bleibt auf Kurs, obwohl die Kerninflation zu Beginn des Jahres höher war als allgemein erwartet. Die Dienstleistungen werden in Zukunft wahrscheinlich stärker zur Desinflation beitragen, da sich die Arbeitsmärkte abschwächen, die kurzfristigen Inflationserwartungen der Unternehmen und Haushalte deutlich rückläufig sind und es den Unternehmen zufolge immer schwieriger wird, die steigenden Inputkosten an die Verbraucher:innen weiterzugeben.

„Der Zeitpunkt der ersten Leitzins- senkung dürfte im Euroraum leichter vorhersehbar sein als in den USA.“ (Michael Rottmann)

Unsere Wachstumsprognosen für den Euroraum von 0,5 Prozent für dieses Jahr und 1,2 Prozent für 2025 sind unverändert. Wir sehen eine langsame Verbesserung des vierteljährlichen BIP-Trends, da ein positives Wachstum der Reallöhne den privaten Verbrauch stützen dürfte, während die Geldpolitik weiterhin bremsen wird. Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes birgt Abwärtsrisiken für die Konjunktur und verschafft der EZB Zeit. Die Gesamtinflation wird wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 2024 auf 2 Prozent zurückgehen und 2025 unter das Ziel der EZB fallen. Der Juni ist nach wie vor der wahrscheinlichste Zeitpunkt für die erste Leitzinssenkung, der weitere Verlauf ist jedoch höchst ungewiss. Wir halten weiterhin drei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte in diesem Jahr für wahrscheinlich. Eine pro Quartal, gefolgt von ähnlichen Schritten im nächsten Jahr, bis ein neutrales Niveau erreicht ist. Dieses dürfte dann im Bereich von 2 Prozent liegen.

„Ein Risiko ist sicherlich, dass die Lohnentwicklung nicht an Dynamik verliert. In diesem Fall würde sich die erwartete Leitzinssenkung der EZB vermutlich nach hinten verschieben.“ (Michael Rottmann)

Da unser makroökonomisches Gesamtbild weitgehend unverändert bleibt, halten wir es weiterhin für wahrscheinlich, dass der 10-Jahres-Swapsatz (EUR) in den nächsten Quartalen weitgehend gleich bleiben wird mit einem nur begrenzten Spielraum für niedrigere langfristige EUR-Swapsätze im Jahr 2025. Ein weiteres Argument für grundsätzlich stabile langfristige EUR-Swapsätze: Bereits heute preisen die Geldmarktforwards für die kommenden zwei Jahre deutliche Leitzinssenkungen in Höhe von rund 200 Basispunkten ein – ein Szenario, das sich mit unseren Erwartungen deckt. Dies ist nicht überraschend, da unsere oben genannten Prognosen für das Wachstum (+0,5 Prozent im Jahr 2024 und +1,2 Prozent im Jahr 2025) sowie die Inflation (+2,3 Prozent im Jahr 2024 und +1,8 Prozent im Jahr 2025) ebenfalls nicht weit von den Konsensschätzungen abweichen.

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Bildnachweis: UniCredit Bank AG

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