Die Aktienmärkte sind angeschlagen
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Das bestimmende Thema bleibt die Geldpolitik der US-Notenbank. Wiederholte Hinweise von FED-Offiziellen auf Inflationsdruck lassen den Abgabedruck stets vehement anschwellen, obwohl diese Aussagen mittlerweile keine Überraschung mehr darstellen. Nach dem erfreulichen Jahresauftakt stehen die Indizes nun wieder da, wo sie 2006 begannen. Oder wie im Falle von Nasdaq und Nikkei sogar noch tiefer.
USA: Märkte bekommen wieder Orientierung
Aktien befinden sich in der Zwickmühle: Einerseits die Sorgen über das Leitzinsniveau und dessen Auswirkungen auf das künftige Wirtschaftswachstum. Andererseits die aktuell robuste Konjunktur, hohe Unternehmensgewinne und mithin attraktive Bewertungen. Diese gegensätzliche Positionen ließen den Markt in der vergangenen Woche bei genereller Abwärtstendenz stark pendeln. Der Dow Jones-Index hatte eine Schwankungsbreite von rund 340 Punkten oder etwa drei Prozent bezogen auf den Schlussstand am Montag. Und das in einer recht datenarmen Woche. Konjunkturdaten der Kategorie 1 gab es keine und bei den Unternehmen herrscht ohnehin Ruhe. Texas Instruments stach da mit seiner Prognoseerhöhung für den Gewinn im zweiten Quartal zwar positiv hervor, war letztlich aber allein auf weiter Flur.
Das Datenvakuum beginnt sich nun aber wieder langsam zu füllen. Denn mit Lehman Brothers, Goldman Sachs und Bear Stearns werden in den kommenden Tagen drei Top-Finanzhäuser über den Verlauf ihres zweiten Geschäftsjahresquartals berichten. Überdies wird sich die volkswirtschaftliche Entwicklung im Mai in dieser Woche vortrefflich analysieren lassen. Von den Erzeuger- und Verbraucherpreisen, über die Einzelhandelsumsätze und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan bis hin zur Industrieproduktion kommen Konjunkturfakten für alle wichtigen Bereiche. Den Marktteilnehmern wird damit die Gelegenheit gegeben, sich für eine der beiden genannten Positionen zu entscheiden. Der Konsens erwartet Zahlen, die eine Abkühlung signalisieren. Die Industrieproduktion sollte demnach nach plus 0,8 Prozent im Mai nur um 0,2 Prozent gegenüber Vormonat gewachsen sein. Das Verbrauchervertrauen wird nach 79,1 mit 78,5 prognostiziert. Der Preisdruck sollte gemäß den Erwartungen spürbar Nachlassen. Für die Aktienmärkte wäre das von entscheidender Bedeutung, erhöht sich dadurch doch die Wahrscheinlichkeit, dass die FED auf ihrer Sitzung am 28./29. Juni mit ihren Zinserhöhungen womöglich pausieren wird.
Europa: Überraschende Wende bei Fusionen
In Europa fielen die Verluste deutlich höher aus als in den USA. Konkrete Gründe für den überproportionalen Rückschlag gab es jedoch nicht, wenn man einmal von der gesenkten Wachstumsprojektion der Europäischen Zentralbank für 2007 absieht. Statt eines BIP-Wachstums zwischen 1,5 und 2,5 Prozent reicht der Korridor der EZB-Experten jetzt nur noch von 1,3 bis 2,3 Prozent. Für 2006 wird eine Expansion zwischen 1,8 bis 2,4 vorausgesagt. Damit wurde aber im Grunde nichts Neues verkündet, denn die Marktteilnehmer gingen ohnehin von einer Abschwächung im kommenden Jahr aus. Auch die Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent und die Signale weiterer Schritte bis zum Jahresende überraschten nicht. Die Schlagzeilen bestimmten hierzulande immer noch Übernahmen und Fusionen. Ins Blickfeld ist dabei wieder der 19 Mrd. Euro teure Kauf von Schering durch Bayer gerückt. Eigentlich schien hier schon alles in trockenen Tüchern zu sein. Die schleppende Andienung von Schering-Aktien galt bislang als nicht dramatisch. Doch nun ist Merck wieder im Rennen. Über den Markt hat der ursprünglich gegen Bayer unterlegene Bieterkonkurrent seinen Schering-Anteil auf 18 Prozent ausgebaut. Bayer selbst will bis Mittwoch über mindestens 75 Prozent gebieten, sonst platzt der Deal. Merck hat sich zu den mit der Aufstockung verfolgten Zielen bislnag nicht geäußert. In die Fusion von New York Stock Exchange und Euronext ist wider Erwarten ebenfalls Bewegung gekommen. In Frankreich hat sich Widerstand gegen den Zusammenschluss geballt. Der französische Präsident, Finanzhäuser wie BNP Paribas und AXA und sogar der EZB-Präsident Jean Claude Trichet sprachen sich mehr oder weniger deutlich dafür aus, an einer Lösung zusammen mit der Deutschen Börse zu arbeiten.
Japan: Silberstreif am Horizont
In Japan ist ein Silberstreif am Horizont sichtbar geworden. Nach vier Handelstagen mit immer tieferen Schlusskursen in Folge wurde der Freitag mit einem Plus beendet. Freilich steht damit immer noch ein Minus seit Montag von fast sechs Prozent zu Buche. Seit Jahresanfang befindet sich der Nikkei mit rund neun Prozent unter Wasser. Dabei sind auch in Japan die fundamentalen Rahmenbedingungen gut. Die Aufträge im Maschinenbau lagen im April deutlich über den Erwartungen, was übrigens auch der Auslöser für den Umschwung am Freitag war. Der Yen hat sich gegenüber dem US-Dollar zumindest kurzfristig etwas abgeschwächt. Hinzu kommen die aufgrund des Kursrückgangs wieder günstigeren Bewertungen. Die Notenbank dürfte zudem auf ihrem Treffen in dieser Woche von einem Zinsschritt absehen.
Ausblick: US-Konjunkturdaten en gros
Die laufende Woche ist nach den datenarmen Vorwochen wieder mit hochkarätigen Terminen gespickt. Neben Zwischenberichten von US-Investmentbanken kommen Konjunkturdaten satt, vor allem aus den USA. Am Dienstag stehen die Erzeugerpreise und Einzelhandelsumsätze für Mai, am Mittwoch die Verbraucherpreise für Mai, am Donnerstag die Industrieproduktion für Mai und am Freitag das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan auf dem Kalender. In Europa wird der ZEW-Index viel Beachtung finden. Nach 50 Punkten im Mai wird ein weiterer Abschwung auf 45 erwartet.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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