Kommentar
16:04 Uhr, 05.08.2004

Deutschland: Stark rückläufige Auftragseingänge

1. Die deutschen Auftragseingänge sind im Juni unerwartet deutlich um 3,5 % mom eingebrochen. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) wie auch wir mit einem Rückgang um 0,3 % mom gerechnet. Das Vorjahresniveau wird nun kalender- und saisonbereinigt nur noch um 4,1 % überschritten.

2. Der starke Rückgang der Auftragseingänge im Juni ist in erster Linie einem Einruch der Auslandsaufträge um 6,5 % mom zuzuschreiben. Die Inlandsnachfrage gab dagegen nur um 0,8 % nach. Hinter dem dramatischen Einbruch der Auslandsorders steht aber weniger eine schwächelnde Exportnachfrage als der Wegfall von Großaufträgen, die in den vergangenen beiden Monaten für Schubkraft sorgten: So waren die Auslandsaufträge der Investitionsgüterproduzenten im Vormonat noch um 6,7 % mom gestiegen, im Juni gaben sie um 8,8 % mom nach. Ähnliches tat sich bei den Konsumgüterproduzenten: Auf ein Plus im April um 10,0 % mom folgten im Mai nochmals eine Zunahme um 2,0 % mom und jetzt der Einbruch um 6,8 % mom. Wir erleben also "normale" Rückpralleffekte, die noch nicht beunruhigen sollten. Betrachtet man die Hauptgruppen als Ganzes, so zeigt sich überall ein Minus: Bei den Vorleistungsgüterproduzenten sanken die Auftragseingänge um 1,9 % mom, bei den Investitionsgüterproduzenten um 5,0 % mom und bei den Konsumgüterproduzenten um 3,6 % mom.

So betrüblich die Junidaten auch sein mögen, einen Grund zur Panik stellen sie nicht dar: Erstens war die Stärke des Einbruchs nicht konjunkturell bedingt, sondern auf den Sonderfaktor unterdurchschnittliche Großaufträge im Juni zurückzuführen. Zweitens ist schon im Juli wieder mit einem Anstieg der Auftragseingänge zu rechnen, dies legen die Unternehmensumfragen nahe. Ferner sollten die Großaufträgen im Juli zumindest wieder ihr durchschnittliches Niveau erreichen. So war beispielsweise aus Branchenkreisen zu erfahren, dass EADS einen Großauftrag erhielt. Drittens erwartet das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit eine Aufwärtsrevision der Junidaten. Zieht man schließlich eine Bilanz, so sind die Auftragseingänge im zweiten Quartal um 1,7 % qoq gestiegen, das ist der vierte Quartalsanstieg in Folge. Damit sollten sich die Auftragsbücher der Industrieunternehmen wieder gefüllt haben und die Produktionstätigkeit bis ins dritte Quartal hinein im Trend gesichert sein. Davon unbenommen erwarten wir nach den heutigen Auftragseingängen für die morgen zu veröffentlichenden Produktionsdaten einen Rückgang um 0,3 % mom (bisherige Prognose: -0,1 % mom).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen