Deutschland: Nicht alles ist schlecht
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Deutschlands Wirtschaft verzeichnete im ersten Halbjahr eine leichte Kontraktion von 0,1 %. Damit ist Deutschland nicht allein. Die Niederlande schrumpften um 0,8 % und in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Deutschland entging einer Rezession, die Niederlande haben eine technische Rezession. Auch Österreich verzeichnete im ersten Halbjahr negatives Wachstum von -0,3 %.
Wenn man lang genug sucht, gibt es immer ein Land, dessen Wachstum niedriger ist. Für Länder mit höherem Wachstum muss man nicht lange suchen. Griechenlands Wirtschaft wuchs im ersten Halbjahr um 1,3 %. In Portugal waren es sogar 1,6 %, in Spanien 1,1 %, in Frankreich 0,6 % und in Italien immerhin noch 0,2 %.
Deutschland wird von vielen abgehängt. Das gilt insbesondere im Vergleich zu den früheren Euro-Krisenländern. Das Hauptproblem ist derzeit in der Produktion zu finden. Bereits vor Beginn der Pandemie tendierte die Produktion nach unten. Vom Schock 2020 hat sich die Produktion bisher nicht erholt. Ein neues Produktionstief seit Ende der ersten Lockdowns 2020 ist sogar wahrscheinlich (Grafik 1).
Einen Schuldigen für den Rückgang der Produktion findet man schnell. Es sind vor allem energieintensive Branchen, die ihre Produktion rasant zurückgefahren haben (Grafik 2). Hier fiel die Produktion sogar unter das Corona-Tief. Wesentlich weniger wurde selbst zu den schlimmsten Zeiten der Finanzkrise nicht produziert.
Der schnelle Rückgang der Produktion begann im März 2022 und damit fast sofort nach Beginn des Ukrainekriegs. Seither sind vor allem die Preise für Erdgas wieder deutlich gefallen. Lag der Preis zu Kriegsbeginn bei mehr als 300 EUR je MWh, liegt er nun bei ungefähr 40 EUR. Das ist immer noch doppelt so hoch wie vor der Energiekrise und offenbar zu viel, um die Produktion hochzufahren.
Solange die Produktion in energieintensiven Branchen nicht deutlich steigt, bleibt Deutschland auf den ersten Blick der kranke Mann Europas. Ohne zumindest stabile Produktionsmengen ist solides Wirtschaftswachstum unwahrscheinlich. Die Wirtschaftsleistung wächst mit der Produktion. Ist diese leicht rückläufig, ist Stagnation das Beste, das Deutschland erreichen kann (Grafik 3).
Um wieder auf einen robusten Wachstumspfad einzuschwenken, muss Deutschland die Frage der Energiepreise lösen, im Idealfall über konkurrenzfähige Energieproduktion und nicht Subvention. Dennoch ist nicht alles schlecht. Angesichts rückläufiger Produktion und einer tiefen Depression in energieintensiven Branchen ist wirtschaftliche Stagnation fast schon bemerkenswert.
Das gilt auch in Bezug auf die Geldpolitik. Das Wachstum folgt der Kreditverfügbarkeit. Daran gemessen müsste die deutsche Wirtschaft deutlicher schrumpfen (Grafik 4). Dass sie es nicht tut, zeigt, dass zumindest der Rest der Wirtschaft nicht am Abgrund steht. Um den Titel als kranker Mann zu verdienen, müsste das Problem weitläufiger sein.
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.