Deutschland im Blick: Das Geschäftsklima ist im Keller
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Die ersten traditionellen Wirtschaftsindikatoren sind da, seitdem sich die Coronavirus-Pandemie in Europa weiter ausgebreitet hat. Und die Zahlen des ZEW und des ifo Instituts für März zeigen, dass es in Deutschland weh tun wird. Die beiden Leitindikatoren für die deutsche Wirtschaft, die auf Stimmungsumfragen im Finanz- und Wirtschaftsumfeld basieren, sind von Februar auf März stark gefallen.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind seit der Februarmessung um 58,2 Punkte gefallen – der stärkste Rückgang seit Beginn der Umfrage im Dezember 1991. Erwartungen sind jetzt stark negativ, bei minus 49,5 Punkten. Und auch der ifo Index zeigt einen klaren Einbruch des Geschäftsklimas: Der Index ist um fast zehn Punkte gefallen, was im Fall der ifo Messung der stärkste jemals gemessene Rückgang im wiedervereinigten Deutschland ist und mit 86,1 Punkten der niedrigste Wert seit Juli 2009.
Insbesondere der ifo Index-Wert macht Sorge für die deutsche Konjunktur. Wie unser Chefökonom Gilles Moëc kürzlich erklärt hat, ist die Beziehung zwischen ifo Umfragewerten und dem deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwar nicht immer perfekt, dennoch lässt der März-Wert, auf der Grundlage der historischen Elastizität, einen Rückgang des BIP von circa drei Prozent im Jahresvergleich erwarten. Und mehr noch, da wir von weiteren Rückgängen der Umfragewerte in den nächsten Monaten ausgehen, wenn die Lockdown-Situation vollständig berücksichtigt wird.
Auch die Wirtschaftsweisen rechnen mit einem Einbruch – im schlimmsten Fall könnte die deutsche Wirtschaft dieses Jahr 5,4 Prozent von ihrem BIP verlieren, so die Weisen. Noch viel schlimmer sieht es das ifo Institut, das gar von Einbußen von 5,4 Prozent bis 20,6 Prozent in diesem Jahr ausgeht.
Außergewöhnliche Zeiten
Außergewöhnliche Zeiten brauchen außergewöhnliche Antworten – und auch das haben wir in den vergangenen Wochen gesehen. Notenbanken weltweit haben ihre Leitzinsen gesenkt und Maßnahmen zur quantitativen Lockerung eingeführt, und Regierungen haben fiskalpolitische Unterstützung verkündet.
Für Deutschland heißt das wohl das Ende der „schwarzen Null“, auch wenn es sich beim Großteil des riesigen 650 Milliarden Euro Hilfspakets um staatliche Garantien (in Höhe von 500 Milliarden Euro) für private Unternehmen handelt. Diese Garantien werden nur dann auf das Defizit angerechnet, wenn sie in Anspruch genommen werden, und würden erst dann die Ausgabe neuer Schulden auslösen.
Das zusätzliche „traditionelle Defizit“ ist auf 150 Milliarden Euro begrenzt, was allerdings noch immer circa 4,5 Prozent des BIPs bedeutet. Aber selbst dieser Betrag sollte leicht von den der EZB und ihren geplanten Anleihenmarktkäufen unterstützt werden.
Was bringt der April sonst?
Es ist zurzeit schwer über die Coronavirus-Pandemie hinwegzuschauen. Im April wird es die ersten wichtigen Zahlen für März geben, insbesondere die finalen PMI Daten am Anfang des Monats und die Flash-Zahlen für April gegen Ende des Monats.
Den Stimmungsumfragen des ifo Instituts und der ZEW werden wieder große Aufmerksamkeit geschenkt werden, die am 21. und 24. das Geschäftsklima bis circa Mitte April darstellen werden. Die harmonisierte Arbeitslosenzahl für März könnte auch eine erste Indikation darstellen, wie sich die Pandemie auf die Bevölkerung auswirken könnte.
Mitte Mai werden dann die ersten BIP-Zahlen für das erste Quartal präsentiert.
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