Deutschland: ifo-Geschäftsklima steigt
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1. Das deutsche ifo-Geschäftsklima hat sich im September unerwartet verbessert. Es stieg von 94,6 Punkten auf 96,0 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 94,2 Punkte) wie auch die unseren (94,0 Punkte) weit übertroffen. Allerdings beruht der Anstieg des Geschäftsklimas fast ausschließlich auf einer Verbesserung der Lagebeurteilung, die sich kräftig um 2,6 Punkte auf 96,4 Punkte verbesserte. Die Geschäftserwartungen hingegen nahmen um 0,1 Punkt auf 95,5 Punkte zu. Der Zeiger der ifo-Uhr dreht sich damit zwar ein Stück weiter, kommt aber nicht aus dem konjunkturellen Niemandsland heraus.
2. Ein wenig verwirrend ist die Daten- und Nachrichtenlage mit Blick auf die Auswirkungen des Wahlergebnisses. Wir versuchen, etwas Klarheit zu schaffen:
- Zunächst einmal war es erstaunlich, dass die Wahlen scheinbar keinen Einfluss auf die Geschäftserwartungen gehabt haben. Diese Sicht wurde durch eine Meldung vom ifo-Institut verstärkt, in der darauf hingewiesen wurde, dass das Geschäftsklima insgesamt auch dann nicht gesunken wäre, wenn alle Antworten nach der Wahl abgegeben worden wären.
- Mehr Klarheit schafften dann die Ausführungen des ifo-Chefvolkswirts Nerb. 80% der Befragten hatten ihre Antworten schon vor der Wahl gegeben. Die Erwartungen, die nach der Wahl geäußert wurden, waren hingegen deutlich schlechter. Auf die Lagebeurteilung hätte das Wahlergebnis aber keinen Einfluss gehabt. Das ifo-Geschäftsklima insgesamt wäre dann – laut Nerb – „stabil“ geblieben.
Nimmt man diese Informationen zusammen, so ist zu vermuten, dass sich die Geschäftserwartungen deutlich eingetrübt hätten, wenn der Wahlausgang allen bekannt gewesen wäre: Wenn man – hypothetisch – die Aussage eines stabilen Geschäftsklimas und einer unbeeinflusste Lagebeurteilung wörtlich nimmt, könnten die Geschäftserwartungen nach der Wahl um bis zu 2½ Punkte zurückgegangen sein. Vermutlich wäre der Rückgang aber geringer gewesen. Doch eines scheint klar zu sein: Das Wahlergebnis hat sich negativ ausgewirkt.
3. Eine andere Frage ist, ob sich damit die Konjunkturperspektiven gleichermaßen mit den Geschäftserwartungen eingetrübt haben. Wir meinen nein! Im Vorfeld der Wahl haben die Unternehmen bei ihren Antworten einen Regierungswechsel hin zu Schwarz-Gelb eingepreist. Sie verbanden damit die Hoffnung auf eine Intensivierung des Reformprozesses und auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dieser Teil der Erwartungsaufhellung war nicht durch harte Fakten unterlegt, sondern lediglich ein Wechsel auf die Zukunft. Dieser ist nun geplatzt. Das heißt, aus Sicht der Unternehmen wird es zwar nicht so gut kommen wie gehofft, gegenüber dem Status quo aber wird sich deswegen keine Verschlechterung einstellen. Letztendlich wurde heute also lediglich ein Teil der Reformhoffnungen wieder ausgepreist.
4. Aber es war nicht allein die Politik, die sich auf die Unternehmensstimmung hätte auswirken können. So ist zwar der Rohölpreis tendenziell zurückgegangen, dafür wurden aber einige Prognosen für die Ölpreisentwicklung angehoben. Den Unternehmen wurde damit deutlich vor Augen geführt, dass abgesehen von der Korrektur einiger Belastungsspitzen mit keiner schnellen grundlegenden Entlastung zu rechnen ist. Auch die Nachrichten von der Weltwirtschaft waren gemischt: Der vorlaufende OECD-Frühindikator hatte sich verbessert (Juliwert), der Welteinkaufsmanagerindex für die deutschen Handelspartner dagegen verschlechtert (August). Schließlich deuten sich in den USA auch „leichte gesamtwirtschaftliche Hurrikanschäden“ (kleine Konjunkturdelle) an, die zumindest verunsichernd hätten wirken können. Dass unter diesen Umständen ein leichtes Plus bei den Geschäftserwartungen unterm Strich übrig blieb, ist dann doch erstaunlich. Offensichtlich ist das Vertrauen der Unternehmen in die konjunkturelle Erholung stark.
5. Alles in allem sind die heutigen Daten angesichts dessen, was an belastenden Momenten da war, beachtlich gut ausgefallen. Sie bestätigen uns in unserer Prognose einer konjunkturellen Belebung im gegenwärtigen zweiten Halbjahr.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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