Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - im Schlagloch
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1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im Schlussquartal 2009 nicht mehr gewachsen (Bloomberg- Median: 0,2 % qoq; DekaBank: 0,0 % qoq). Bereinigt um die 2,1 zusätzlichen Arbeitstage wurde das Vorjahresniveau um 2,4 % unterschritten. Wie immer liegen zum jetzigen Zeitpunkt keine Details vor, die ausführlichen Ergebnisse werden erst am 24. Februar veröffentlicht. Doch unter Zuhilfenahme der Konjunkturindikatoren lässt sich folgendes Bild der wirtschaftlichen Entwicklung im vierten Quartal zeichnen.
2. Der deutsche Exportmotor lief auch im vierten Quartal auf Hochtouren. Angestoßen von den Konjunkturprogrammen seit Jahresbeginn 2009 und angeheizt durch den globalen Lagerzyklus stieg die weltwirtschaftliche Aktivität rapide an. Die bestens aufgestellte deutsche Exportwirtschaft profitierte hiervon überdurchschnittlich. Auf der anderen Seite sanken die Importe angesichts einer schwachen Binnennachfrage. Beides zusammen ließ den Außenbeitrag ansteigen und mehr als 2%- Punkte zum Wachstum beitragen.
3. Der private Konsum dürfte deutlich zurückgegangen sein. Er litt unter dem Kollaps der Automobilnachfrage. Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie im September gingen die Pkw-Neuzulassungen im vierten Quartal um 7,5 % qoq zurück. Das ist der Preis, den wir für die Stabilisierung der Nachfrage zu Beginn des Jahres zu zahlen haben. Dagegen konnte der Einzelhandel weitgehend stabile Umsätze vermelden (-0,2 % qoq). Für eine Stabilisierung des Konsums reichte das aber nicht.
4. Sinkende Bauumsätze und Bauproduktionszahlen deuten auf rückläufige Bauinvestitionen hin. Hierbei spielte die Witterung aber noch keine Rolle. Vielmehr lag es an den stark rückläufigen Auftragseingängen (-2,6 % qoq bis November). Während im Hochbau noch Aufträge eingesammelt werden konnten, brachen sie im Tiefbau regelrecht weg – im Übrigen schon seit August. Hierfür dürften zwei Faktoren entscheidend gewesen sein: Erstens könnten die für den Tiefbau vorgesehenen Mittel der Konjunkturpakete aufgebraucht sein und zweitens leiden die Kommunen inzwischen unter akuter Finanznot.
5. Die Investitionen in Ausrüstungen könnten stagniert haben oder geringfügig gesunken sein. Die Investitionsgüterproduktion liefert aktuell keine verlässlichen Informationen, da sie die Pkw-Produktion mit einschließt. Die durch die Abwrackprämie geförderte und nun in Mitleidenschaft gezogene Pkw-Nachfrage wird aber zum Konsum gerechnet. Die Produktion von Maschinen sank, die von elektronischen Ausrüstungen stieg dagegen an. Grundsätzlich wäre ein trendmäßiger Anstieg der Investitionstätigkeit zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der hohen Kapazitätsreserven der Unternehmen auch eine Überraschung.
6. Die Gegenbuchung zu den schwachen Importen findet bei den Lagerinvestitionen statt. Diese bremsten das Wachstum merklich.
7. Der deutsche Konjunkturwagen holpert gerade über eines der von uns erwarteten Schlaglöcher auf dem Pfad der Erholung. Auch das erste Quartal 2010 könnte noch ein schwaches sein, denn es kommen dämpfende Effekte der kalten Witterung auf die Bauwirtschaft hinzu. Für den weiteren Verlauf sind wir aber zuversichtlich und erwarten im zweiten Halbjahr Wachstumsraten, die über der Potenzialgeschwindigkeit liegen sollten. Dennoch bleibt für das Gesamtjahr unterm Strich dann lediglich ein Wachstum von 1,4 % übrig. Das ist für deutsche Verhältnisse eine stolze Leistung, gemessen an manchen Erwartungen aber ein Enttäuschung.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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