Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - Ein Blick nach vorne
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1. Das Statistische Bundesamt hat seine Schnellschätzung einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal um 3,8 % qoq bestätigt und gleichzeitig Details veröffentlicht.
2. Die Bekanntgabe der Detaildaten ist für uns traditionell der Anlass, nach vorne zu blicken. Wir erwarten für das zweite Quartal eine erneute Schrumpfung der Wirtschaftsleistung, wenngleich in beträchtlich geringerem Umfang (-0,4% qoq). Das dritte Quartal könnte den ersten Anstieg des BIP seit Anfang 2008 bringen, bevor die Wirtschaftsleistung ab dem vierten Quartal in den Abwärtssog der Konsumentwicklung gerät.
3. Das Schicksal der deutschen Konjunktur wird einmal mehr auf den Auslandsmärkten entschieden, und hier gibt es ermutigende Signale: Das ifo Weltwirtschaftsklima, der Welteinkaufsmanagerindex oder auch das DekaHandelspartnerklima weisen endlich wieder nach oben. Die Bäume werden im zweiten Quartal jedoch noch nicht in den Himmel wachsen. Zum einen ist das Niveau der Frühindikatoren immer noch miserabel, zum anderen haben die globalen harten Indikatoren – gemessen an den Auftragseingängen der deutschen Handelspartner – diesen Schwenk noch nicht vollzogen. Wir erwarten daher für das laufende Quartal eine Entschleunigung des Rückgangs der Exporte, für die Folgequartale dann erste Zuwächse. Dies ist den globalen wirtschaftspolitischen Stabilisierungsmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik zu verdanken. Verstärkt werden diese durch den weltweiten Prozess des Wiederaufstockens der Lager.
4. Auch wenn sich damit die Perspektiven für Auslandsgeschäfte wieder etwas aufhellen, reicht das noch nicht aus, um Investitionen in Erweiterungen auszulösen. Zu hoch ist die Unterauslastung der vorhandenen Kapazitäten, zu groß ist die Unsicherheit, die mit den Stabilisierungstendenzen einhergeht. Frühestens im dritten Quartal sollten die Ausrüstungsinvestitionen einen zeitweisen Anstieg hinlegen. Dann aber wohl eher, um die Fertigung auf neue Produkte umzustellen oder Veraltetes zu ersetzen, als um die Kapazitäten zu erweitern.
5. Nach dem witterungsbedingten Einbruch der Bauinvestitionen im ersten Quartal wird das zweite Quartal einen positiven Rückprall bringen. Impulse vom Konjunkturpaket II kommen erst im Jahresverlauf, denn die Vergabe der Mittel geht langsamer vonstatten als erhofft. Das verschiebt die Impulse immer weiter in das zweite Halbjahr.
6. Eine kleine Sensation im ersten Quartal war der private Konsum. Mitten in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit expandierte er so stark wie selten im vergangenen Aufschwung. Das war durch einen Rückgang der Ersparnis und die rückläufige Inflationsrate möglich, während die Einkommen sich in Folge der Produktionsdrosselungen schwach zeigten. Der Grund für die in einer Rezession untypische Auflösung von Sparguthaben dürfte in erster Linie bei der Abwrackprämie zu suchen sein. Das wird sich im zweiten Quartal so fortsetzen, doch ab dem vierten Quartal dürfte der Konsum unter die Räder kommen. Denn dann erreicht der Arbeitsmarkt einen kritischen Punkt der Verschlechterung: Die effektiv gezahlten Löhne wachsen nur noch schwach, der Entlastungseffekt des Rohstoffpreisrückgangs ist ausgelaufen, die vorgezogenen Pkw-Käufe infolge der Abwrackprämie beginnen sich negativ bemerkbar zu machen.
7. Die Lager trugen zwar 0,5 Prozentpunkte zur Schrumpfung des BIP bei, doch war dies nur auf einen geringeren Anstieg der Lagerbestände (als im Vorquartal) zurückzuführen. Die Korrektur des Lageraufbaus aus dem vierten Quartal steht noch aus. Somit darf man für das zweite Quartal nicht mit einer Unterstützung des Wachstums von den Lagerinvestitionen rechnen.
8. Damit dürfte das BIP in diesem Jahr um 6% schrumpfen, das kommende Jahr wird im Jahresdurchschnitt eine Stagnation bringen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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