Kommentar
13:00 Uhr, 13.11.2009

Deutschland: Bruttoinlandsprodukt – Auf dem Pfad der Erholung

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal kräftig um 0,7 % qoq zu (Bloomberg- Median: 0,8 % qoq; DekaBank: 1,0 % qoq). Das ist immerhin fast das Doppelte des durchschnittlichen Vorkrisenwachstums. Gleichzeitig wurde das Wachstum im zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt „nur“ noch um 4,8 % unterschritten. Wie immer werden bei der Schnellschätzung keine Detaildaten veröffentlicht. Dies erfolgt erst am 24. November. Anhand der vorliegenden Konjunkturindikatoren lassen sich allerdings folgende Entwicklungen ableiten.

Deutschland-Bruttoinlandsprodukt-Auf-dem-Pfad-der-Erholung-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

2. Die deutschen Exporte nahmen im dritten Quartal spürbar zu. Der Mix aus stimulierender Wirtschaftspolitik und einer besseren Entwicklung der Lager ließen die Nachfrage nach deutschen Gütern auf den Weltmärkten ansteigen. Das Aufstocken zumindest der Vorproduktlager war notwendig geworden, weil die Unternehmen weltweit während des wirtschaftlichen Kollapses im Winterhalbjahr 2008/09 ihre Auftragsvergabe zurückfuhren, erteilte Aufträge stornierten und die Lagerbestände reduzierten. „Schotten dicht und Ballast über Bord“ war das Motto. Mit dem Wiederaufkeimen der Nachfrage mussten somit die Vorproduktlager neu bestückt werden, um die Produktion hochfahren zu können. So stiegen die realen Auslandsumsätze mit Investitionsgütern um 9,4 % qoq an und diejenigen mit Vorleistungsgütern um 4,6 % qoq, während der Auslandsumsatz mit Konsumgütern um 2,3 % qoq sank. Dieser Prozess der Lagerbestandsveränderung betraf natürlich auch deutsche Unternehmen, sodass die Importe nicht allein infolge der Abwrackprämie merklich zulegten. Unterm Strich wuchsen die Exporte aber schneller, sodass ein positiver Wachstumsbeitrag von den Nettoexporten kam.

Deutschland-Bruttoinlandsprodukt-Auf-dem-Pfad-der-Erholung-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-2

3. Die Bauinvestitionen stagnierten nahezu im dritten Quartal. Dahinter verbarg sich aber ein Auf und Ab in den einzelnen Monaten. Anscheinend reichte der von den Konjunkturprogrammen ausgehende Stimulus noch nicht aus, die Schwäche im gewerblichen Bau und im Wohnungsbau auszugleichen.

4. Die Unternehmen investierten erstmals nach dem Kollaps wieder geringfügig in Ausrüstungen. Dabei dürften aber angesichts der hohen Kapazitätsleerstände Erweiterungsinvestitionen keine Rolle gespielt haben. Rationalisierung, der Ersatz veralteter Anlagen und die Umstellung der Fertigung auf neue Produkte waren wohl die entscheidenden Motive für die Ausdehnung der Investitionen.

5. Eine Enttäuschung war der private Konsum, der zurückging. Zwar hielt sich das Konsumentenvertrauen dank des noch robusten Arbeitsmarktes weiter wacker, dafür dürften aber die Realeinkommen nachgegeben haben. So laufen die Entlastungseffekte durch die gesunkene Inflation genauso wie die Impulse der hohen Tariflohnabschlüsse aus dem letzten Jahr aus.

6. Die deutsche Konjunktur ist definitiv auf einen Erholungspfad eingeschwenkt. Der Beginn des Weges weist mit drei Quartalen (Q2 bis Q4 2009) in Folge über dem Vorkrisen- Durchschnittswachstum für deutsche Verhältnisse recht steil nach oben. Für das dritte Quartal hatten wir uns sogar mehr als den veröffentlichten Wachstumsschub um 0,7 % erhofft. Wir gehen davon aus, dass sich die fehlende Dynamik des dritten Quartals in einer stärkeren Entwicklung des vierten Quartals wiederfinden wird. Denn die Vorzeichen sind weiterhin gut: So hatten die Unternehmen im dritten Quartal einen Rekordanstieg bei den Auftragseingängen zu verzeichnen, der sich in der Produktion bislang nur unvollständig widerspiegelte.

Autor: Dr. Andreas Scheuerle
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen