Deutscher Arbeitsmarkt: Wintermärchen abgesagt!
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Externe Quelle: Nord/LB
Der deutsche Arbeitsmarkt präsentiert sich zum Jahresauftakt angeschlagen. Wie die Bundesagentur für Arbeit soeben mitgeteilt hat, stieg die Zahl der Arbeitslosen im Januar saisonbereinigt um 56.000 Stellen an. Dieser Wert liegt deutlich über den Markterwartungen und kann daher nur als negative Überraschung eingestuft werden. In diesem Fahrwasser erhöht sich die um saisonale Effekte bereinigte Arbeitslosenquote auf 7,8%. Ein negativer Beigeschmack ergibt sich überdies aus der vergleichsweise kräftigen Revision der Vormonatszahlen. Vor allem der Arbeitslosenanstieg im Dezember musste deutlich nach oben korrigiert werden.
Die in der breiten Öffentlichkeit stärker beachtete nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote spricht eine noch viel deutlichere Sprache. Sie erhöhte sich um 0,9 Prozentpunkte und liegt nun bei 8,3%. Zwar ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar aufgrund der jahreszeitlichen Einflüsse und der damit einhergehenden saisonal bedingten Entlassungen nicht ungewöhnlich. Allerdings übersteigt die heute vermeldete Erhöhung den durchschnittlichen „Januareffekt“ um einiges. Dies liegt natürlich zum einen an der ungewöhnlich kräftigen Kälteperiode der vergangenen Wochen. Zum anderen kommen in diesem Wert aber auch ganz eindeutig die konjunkturellen Probleme der hiesigen Volkswirtschaft im Winter 2008/2009 zum Ausdruck.
Auch wenn der Datenkranz insgesamt um einiges schwächer ausfällt als erwartet, so kann die generelle Aussage nicht wirklich verwundern. Angesichts eines regelrechten Auftragseinbruchs in den vergangenen Monaten – der zudem immer noch keinen Boden gefunden hat – war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Unternehmen um einen Personalabbau nicht mehr herumkommen würden. Die Brisanz der aktuellen Situation zeigt sich auch mit Blick auf die Entwicklung bei der Kurzarbeit. Zum Jahresende gingen bei der Bundesagentur Anzeigen für über 400.000 Kurzarbeiter ein – über 300.000 Anzeigen mehr als ein Jahr zuvor. Auch an dieser Stelle ist leider mit einem weiteren Anwachsen in den kommenden Monaten zu rechnen.
Fazit: Einmal mehr müssen wir an dieser Stelle schwache Wirtschaftsdaten kommentieren. So kann sich auch der deutsche Arbeitsmarkt den konjunkturellen Schwierigkeiten nicht entziehen. Ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenzahl – flankiert von einem leichten Zuwachs der Arbeitslosenquote – sprechen eine eindeutige Sprache. Die Rezession hat den Arbeitsmarkt erreicht und es ist zu befürchten, dass sie ihn auch in den kommenden Monaten fest im Griff hat! Nun wird sich zeigen, ob die strukturellen Veränderungen der vergangenen Jahre greifen. Vorerst ist das Wintermärchen jedenfalls abgesagt.
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