Deutscher Arbeitsmarkt: Freundlich, aber verzerrt!
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Externe Quelle: Nord/LB
Die in Nürnberg ansässige Bundesagentur für Arbeit hat aktuelle Daten zur Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt veröffentlicht. Demnach sank die Zahl der Arbeitslosen im August (bereinigt um saisonale Schwankungen) erneut um 1.000 Personen. Die Arbeitslosenquote notiert weiterhin bei 8,3%. Gleichzeitig wurden die Vormonatswerte leicht nach oben korrigiert. Insgesamt ist der Bericht damit als freundlich zu bezeichnen. Wir fühlen uns in unserer Einschätzung, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt noch immer erstaunlich robust präsentiert, bestätigt.
Die gerade auch im europäischen Vergleich recht stabile Entwicklung nehmen wir positiv zur Kenntnis – warnen jedoch davor, an dieser Stelle vorschnell zu urteilen. Zum einen wirkt nach wie vor die arbeitsmarktpolitische Maßnahme der Kurzarbeit. Sie verdeckt derzeit den Blick auf den tatsächlichen Zustand. Allein im Juli gingen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 160.000 neue Anzeigen für Kurzarbeit aus konjunkturellen Gründen ein. Für August schätzt die Agentur die Zahl neuer Anzeigen auf 110.000 – 120.000. Zum anderen wirkte sich auch im August der Sondereffekt infolge der Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente positiv aus. Rechnet man diesen Sondereffekt heraus, ergäbe sich ein Anstieg der Arbeitslosen um ca. 25.000.
Die nicht-saisonbereinigte Arbeitslosenzahl legte im August um 9.100 zu. Die entsprechende Arbeitslosenquote stieg leicht auf 8,3% an. Gegenüber dem August des vergangenen Jahres befinden sich damit 276.000 Menschen mehr in Arbeitslosigkeit. Frank-J. Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur, sieht zwar auch im August Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt, bezeichnet die bisherigen Effekte des Abschwungs aber als „vergleichsweise moderat“. Diese Einschätzung teilen wir, weisen jedoch darauf hin, dass in den kommenden Monaten mit einer spürbaren Verschlechterung der Situation zu rechnen ist. Vor diesem Hintergrund gehen wir von deutlich ansteigenden Arbeitslosenquoten bis weit in das nächste Jahr hinein aus.
Fazit: Der aktuelle Arbeitsmarktbericht fällt erneut freundlich aus. Die Zahl der Arbeitslosen gibt auch im August leicht nach – die Arbeitslosenquote kann sich auf Vormonatsniveau halten. Gerade mit Blick auf die Sondereffekte bleibt jedoch ein fader Beigeschmack. Bereinigt man diese Effekte, ergäbe sich ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um ca. 25.000. Für die kommenden Monate rechnen wir weiterhin mit einer Verschärfung der Situation. Die ergriffenen Maßnahmen unter dem Stichwort „Kurzarbeit“ können die Auswirkungen der Krise zwar verzögern, aber leider nicht verhindern.
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