Kommentar
13:05 Uhr, 03.12.2007

Deutschen Anlegern fehlt die richtige Anlagestrategie

Deutschen Investoren ist die private Vorsorge für das Alter inzwischen wichtiger als anderen Anlegern in Europa. Allerdings nutzen sie die Möglichkeiten ertragsstarker Anlagen wie etwa Aktien mit hohen Dividenden und Anleihen mit hohen Kupons noch unzureichend. Außerdem stehen sie einmal getroffenen Anlageentscheidungen eher unkritisch gegenüber und überprüfen daher zu selten ihr Portfolio. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, für die das Verhalten von Privatanlegern in den Niederlanden, Schweden, Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien miteinander verglichen wurde. Die von ABN AMRO Asset Management in Auftrag gegebene und von Millward Brown, einer weltweit tätigen Kommunikations- und Marktforschungs- Agentur, durchgeführte Studie untersucht, wie europäische Privatanleger versuchen, regelmäßige Einkünfte aus ihren Geldanlagen zu erzielen.

Die Studie „High Income Class Appetite of European Retail Investors” bestätigt, dass deutsche Anleger gegenüber ertragsorientierten Fonds zwar aufgeschlossener sind als der europäische Durchschnitt (37% gegenüber 33%), viele Anleger jedoch das Gefühl haben, dass am Markt zu wenig Information und Aufklärung über diese Fondstypen existiert. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Zahl der deutschen Anleger, die bereits einen spezifischen Anlageansatz für ihre Einkommensziele im Alter verfolgen oder anstreben, hoch (70% gegenüber 51%). Ein Manko der Vermögensplanung vieler Deutscher ist es allerdings, dass sie ihren einmal getroffenen Entscheidungen tendenziell unkritisch gegenüber stehen: 58% der Anleger haben ihren Anlageansatz in den vergangenen fünf Jahren nicht geändert. Dieses unflexible Verhalten deutet darauf hin, dass sie ihre Anlagestrategie im Hinblick auf zukünftige Dividenden selten überprüfen und diversifizieren.

Wouter Weijand, Global Head of High Income Equity bei ABN AMRO Asset Management, zu den Ergebnissen der Studie: „Die deutschen Anleger verfügen über gute Kenntnisse zu ertragsorientierten Anlagen. Allerdings zeigt die Untersuchung, dass viele deutsche Anleger ihre Anlageportfolios fünf Jahre lang nicht verändern und so zuweilen sehr passiv wirken. Auch wenn diese Art des langfristigen Investierens in einigen Fällen vorteilhaft sein kann, würden wir den Anlegern auf jeden Fall dazu raten, ihre Portfolios in regelmäßigen Abständen auf neue Ertragschancen zu überprüfen.“

Immerhin: Die deutschen Anleger diversifizieren ihre Portfolios tendenziell bereits stärker als ihre europäischen Nachbarn. Im Durchschnitt investieren die Deutschen in 2,6 unterschiedliche Produkte, um ihr Ertragsziel zu erreichen. Damit liegen sie in Europa an der Spitze. Die verwendeten Anlageprodukte sind dabei recht unterschiedlich. Besonders bemerkenswert ist das im europäischen Vergleich hohe Interesse an Anleihen und Immobilien – beides Assetklassen, die als überaus ertragsstark gelten.

Dementsprechend positiv beurteilt Weijand, dass „bereits eine steigende Zahl von deutschen Anlegern erkannt hat, wie wichtig ertragsstarke Anlagen für das Alter sind. Dieser Trend, aus Geldanlagen regelmäßige Einkünfte zu erzielen, sollte sich in Europa langfristig etablieren. Infolgedessen verbessert sich auch die Information und Aufklärung zu diesem Thema. Aufgrund der alternden Bevölkerung und der Nachfrage von Pensionsfonds nach hohen Ausschüttungen, sollte diese Entwicklung in den kommenden Jahren auch in Deutschland sichtbar werden.”

Quelle: ABN AMRO Asset Management

ABN Amro Asset Management ist die Kapitalanlagegesellschaft der ABN Amro Bank. Weltweit beschäftigt ABN Amro Asset Management 1.600 Mitarbeiter in über 24 Ländern, darunter Portfoliomanager und Analysten rund um den Globus. ABN Amro Asset Management verwaltet ein Vermögen von insgesamt 209 Mrd. Euro in Spezialfonds (31. März 2007) und über 500 Publikumsfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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