Deutsche Industrie: Minuswachstum, aber kein Einbruch
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Berlin (BoerseGo.de) - Die deutsche Industrie muss für das kommende Jahr mit einer geringeren Wirtschaftsleistung rechnen, ein harter Einschnitt dürfte jedoch ausbleiben. Dies ist das zentrale Ergebnis der Industrietagung des DIW Berlin. Die deutsche Industrieproduktion wird demnach im kommenden Jahr um 0,6 Prozent zurückgehen.
"Zu den Hauptursachen zählen die Absatzflaute der Automobilindustrie und Nachfragerückgänge in Schlüsselbranchen wie der chemischen Industrie oder dem Maschinenbau", so DIW-Industrieökonomin Dr. Dorothea Lucke bei der Vorstellung der Industrieprognose. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2009 sei aber wieder mit einem positiven Wachstumsvorzeichen für die Industrie zu rechnen. "Allerdings ist die Prognoseunsicherheit auch bei den Branchenexperten sehr hoch", so Lucke. Der Aussagegehalt der in Umfragen erhobenen Zukunftserwartungen sei derzeit weniger verlässlich.
Die insgesamt rückläufige Entwicklung müsse vor dem Hintergrund einer immer noch überdurchschnittlich hohen Kapazitätsauslastung in vielen Branchen gesehen werden. Von daher sei nicht mit drastischen Einschnitten bei der Beschäftigung in der Industrie zu rechnen. Auch lasse sich die absehbare Entwicklung in der Industrie nicht 1:1 auf die Gesamtwirtschaft übertragen. "Die Gesamtwirtschaft kann sich 2009 positiver entwickeln, als wir es für die Industrie erwarten", so DIW-Konjunkturexperte Dr. Stefan Kooths. "Voraussetzung ist, dass das Wachstum stärker vom privaten Konsum getragen wird."
Das DIW Berlin erwartet auch nach der Industrietagung derzeit keine gravierenden Folgen der Finanzmarktkrise für die deutsche Industrie. "Wir sehen in der deutschen Industrie deutliche konjunkturelle Bremsspuren, aber kein Überspringen der Finanzmarktkrise", sagte Kooths. So seien keine Anzeichen für eine Kreditklemme für die Realwirtschaft infolge der Finanzmarktkrise zu erkennen.
Parallel zur übrigen Industrie erwartet das DIW Berlin auch für die deutschen Autobauer für 2009 einen Produktionsrückgang. Mit rund 2,0 Prozent wird er nach Einschätzung des Instituts aber deutlich glimpflicher ausfallen, als die derzeitige Stimmung erwarten lässt.
DIW-Konjunkturexperte Kooths warnte davor, die derzeitige Absatzkrise der Branche voreilig mit der Finanzmarktkrise in Verbindung zu bringen. "Das eine hat mit dem anderen im Moment sehr wenig zu tun," so Kooths. "Es wäre deshalb auch unsinnig, die strukturellen Probleme der Branche mit Konjunkturprogrammen zu bekämpfen - das verhindert eher notwendige Strukturanpassungen bei Kapazitäten und Modellen." Eine zügige und verlässliche Neuregelung der Kfz-Besteuerung sei die wirksamste Maßnahme, um der Kaufzurückhaltung entgegenzuwirken.
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