Deutsche Bank: Umfeld begünstigt deutsche Rüstungsbranche
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die deutsche Rüstungsindustrie ist, gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes, ungewöhnlich klein. Nach Einschätzung von Marion Muehlberger und Ursula Walther, Analystinnen der Deutschen Bank, könnte sich das aufgrund des aktuellen Umfelds ändern. In einem Kommentar weisen sie auf mehrere unterstützende Faktoren von der Nachfrage- und der Angebotsseite hin. Dazu gehört neben dem russischen Krieg gegen die Ukraine offenbar auch eine größere Offenheit von Fonds für Rüstungsinvestments, die sich zur Einhaltung bestimmter Regeln bezüglich Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung (ESG) verpflichtet haben.
1. Höhere Nachfrage durch Ukraine-Krieg
Auf der Nachfrageseite ist Muehlberger und Walther zufolge die fortgesetzte bilaterale Militärhilfe für die Ukraine in Form von überholter Ausrüstung und Munition ein unmittelbarer Wachstumstreiber, wie der jüngste Beginn der Bauarbeiten für eine Munitionsfabrik zeige. "Angesichts der rekordverdächtigen Waffenexporte in die Ukraine in Höhe von 4,4 Milliarden Euro 2023 dürfte die Aufstockung der inländischen Ausrüstung die Inlandsnachfrage weiter ankurbeln", schreiben sie in ihrer Analyse.
2. Die globale Unsicherheit hat zugenommen
Die weltweiten Verteidigungsausgaben haben neue Rekordhöhen erreicht, und deshalb dürften auch die Aufträge ausländischer Regierungen weiter zunehmen. Das zeigt sich nach Aussage der Expertinnen bereits jetzt an den steigenden Exporten in andere Länder (außer der Ukraine).
3. Buy European
Während derzeit ein großer Teil der deutschen Großaufträge aus dem außerbudgetären Verteidigungsfonds ins Ausland geht, und zwar an US- und israelische Anbieter, wird auf EU-Ebene derzeit darüber diskutiert, bei der Beschaffung von Verteidigungsgütern einen "europäischen" Ansatz zu verfolgen. Dies könnte auch der deutschen Rüstungsindustrie zugute kommen.
4. Mehr private Investitionen in deutsche Rüstungsindustrie
Auf der Angebotsseite könnten nach Aussage der Analystinnen verstärkte Investitionen des Privatsektors der deutschen Rüstungsindustrie Auftrieb geben. Am Wochenende erörterten die EU-Finanzminister eine mögliche Änderung der Investitionsregeln der Europäischen Investitionsbank, die Investitionen in die Verteidigungsindustrie akzeptabel machen würden. Eine Entscheidung hierzu stehe allerdings noch aus.
"Andere Vorschläge beinhalten Änderungen der ESG-Taxonomie, wobei die Verteidigungsindustrie explizit in die Kategorie 'nachhaltig' aufgenommen werden soll - mit der Begründung, dass die Verteidigung zum öffentlichen Gut der Sicherheit beitrage", schreiben sie. Und weiter: "Es gibt bereits einige Anzeichen dafür, dass Fonds mit einem breiteren ESG-Mandat vorsichtig begonnen haben, mehr in Verteidigung zu investieren.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/jhe
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