Deutsche Auftragseingänge: Ein schmerzlicher Ausrutscher
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Externe Quelle: Nord/LB
• Soeben haben das Bundeswirtschaftsministerium und die Deutsche Bundesbank aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Auftragseingänge beim Verarbeitenden Gewerbe im Berichtsmonat Oktober vorgelegt. Demnach gaben die Neuaufträge – bereinigt um saisonale Einflüsse – um 2,1% gegenüber dem Vormonat nach. Dies ist der erste Rückgang seit dem Februar. Er kommt zwar relativ unerwartet, zeigt aber, dass der Erholungsprozess insgesamt kein Selbstläufer ist. Auch die gleichzeitig vorgenommen Korrektur der Vormonatszahlen nach oben kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vorgestellten Daten eine negative Überraschung darstellen und damit recht ernüchternd wirken.
• Deutlich in Bewegung geriet auch die Jahresveränderungsrate. Sie notiert nun bei einem Minus von nur noch 8,5%. Der regelrechte Auftragseinbruch aus dem vergangenen Jahr läuft allmählich aus den Vorjahresvergleichen heraus, so dass sich die Jahresrate auch in den kommenden Monaten fast zwangsweise wird verbessern können.
• Die vergleichsweise schwachen Oktoberzahlen lassen sich hauptsächlich auf die rückläufige Auslandsnachfrage zurückführen. Sie gibt insgesamt um 3,5% gegenüber dem Vormonat nach. Beachtlich ist hierbei der deutliche Nachfragerückgang der Handelspartner aus der Eurozone (-5,5% M/M). Etwas schwächer als zuletzt präsentiert sich erneut die Binnennachfrage. Sie weist ein Minus von 0,5% M/M aus. Das Bild der Vormonate – dass eine schwache Inlandsnachfrage durch eine starke Auslandsnachfrage kompensiert werden kann – setzt sich im Oktober damit nicht fort. In den Zahlen kommt hingegen klar zum Ausdruck, wie abhängig die deutsche Volkswirtschaft angesichts eines schwächelnden privaten Sektors von ihrer Exportwirtschaft ist.
• Im Zuge einer konjunkturellen Erholung der wichtigsten Handelspartner sollten die heute vorgelegten Daten aber auch nicht überbewertet werden. Schon seit längerem warnen wir davor, dass die Konjunkturerholung nicht frei von Rückschlägen bleiben wird. Nun gilt es zu beobachten, ob es sich lediglich um einen „Ausrutscher“ handelt – wir jedenfalls würden es so interpretieren wollen.
• Fazit: Die heute gemeldeten Zahlen zur Entwicklung der Auftragseingänge mögen sicherlich auf den ersten Blick zu einer gewissen Ernüchterung führen. Der erste Auftragsrückgang seit Februar 2009 kommt schließlich mit 2,1% M/M recht beachtlich daher. Allerdings würden wir die Daten zunächst unter der Rubrik „einmaliger Ausrutscher“ verbuchen wollen. Vor allem der vergleichsweise starke Rückgang der Auslandsnachfrage belastet. Der Blick auf diese Details zeigt, wie abhängig die deutsche Konjunktur – auch in Ermangelung einer robusten Binnenkonjunktur – von ihren Handelspartnern ist. Dies ist Fluch und Segen zugleich – vor dem Hintergrund einer sich aufrappelnden Weltwirtschaft überwiegen aber doch die Chancen.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.