Kommentar
16:16 Uhr, 17.01.2022

Deshalb ist die aktuelle Berichtssaison so interessant

Erst 5% der S&P-500-Unternehmen haben ihre Zahlen vorgelegt, doch schon jetzt ist klar, dass diese Berichtssaison Bedeutung hat.

An den Kursen an der Wall Street lässt es sich nicht unbedingt ablesen, aber die Gewinne der Unternehmen sinken. Die Gewinne der Firmen, die bisher ihre Zahlen vorgelegt haben, liegen knapp 4 % unter den Werten des Vorquartals. Analysten hatten damit gerechnet. Im letzten Quartal 2021 sollte es zu einem Gewinnrückgang kommen.

Der Gewinnrückgang überrascht nicht. Er wurde erwartet. Es gibt dennoch einen interessanten Trend. Unternehmen können vor allem beim Umsatz überzeugen. Umsätze können die Erwartungen häufiger übertreffen als die Gewinne. Das ist der Inflation zu verdanken.

Zum einen ist es schön, wenn die Umsätze zulegen. Zum anderen aber ist es bedenklich, wenn der Gewinn langsamer wächst als der Umsatz. Im Normalfall verhält es sich umgekehrt. Die Inflation beginnt die Margen zu belasten.

Das ist aber nicht das, was diese Berichtssaison spannend macht. Generell ist Börse sehr einfach. Steigen die Gewinne, steigen auch die Kurse. Das gilt seit jeher (Grafik 1). Die Entwicklung ist nicht in jedem Jahr gleich. In einigen Jahren können die Gewinne steigen, nicht aber die Kurse und umgekehrt. Langfristig finden beide Zeitreihen wieder zueinander.

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Betrachtet man nicht die absoluten Gewinne, sondern das Gewinnwachstum, wird die Sache etwas klarer und erklärt, weshalb Kurse auch fallen können, obwohl die Gewinne steigen (Grafik 2). Kurse steigen vor allem dann, wenn sich das Gewinnwachstum beschleunigt. Das ist nach Rezessionen der Fall.

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Das Gewinnwachstum ist nach Ende einer Rezession besonders hoch. Auch Aktienkurse entwickeln sich in dieser Zeit am besten. Der Boom nach dem Abschwung findet früher oder später ein Ende. Das Gewinnwachstum verlangsamt sich. Genau an diesem Punkt befindet sich der Markt aktuell.

Sehr häufig geht dieser Trendwechsel (sich beschleunigendes vs. sich verlangsamendes Wachstum) mit Korrekturen einher. Nicht immer beginnen diese Korrekturen mit dem Trendwechsel. Wäre dies der Fall, müsste der Markt nun sofort korrigieren. Teilweise können zwischen der Verlangsamung des Gewinnwachstums und einer Korrektur Monate vergehen.

Immerhin kann man einen Fall ausschließen: Eine Korrektur, bevor sich das Gewinnwachstum verlangsamt. Auch das gab es immer wieder, z.B. in den 70er Jahren. Darüber muss man sich keine Gedanken machen. Es geht nur noch darum, wann der Markt auf die Verlangsamung reagiert. Ob der Markt reagiert, ist kaum eine Frage.

Historisch kann man sagen, dass eine besonders schnelle Verlangsamung des Gewinnwachstums sehr problematisch ist. Genau das wird 2022 geschehen. Bevor die Korrektur nicht begonnen hat, sollte man nicht reagieren. Signale vorwegzunehmen kann teuer sein.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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