Der X-Faktor bei Goldesel
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Ein „Golden Dome“ im All, fallende Ratings auf der Erde und Elon Musk als römischer Imperator – diese Woche hatte es mal wieder in sich. Wirtschaftsnachrichten sind heute viel mehr als nur das, was auf Pressekonferenzen gesagt oder in Berichten veröffentlicht wird. Sie umfassen auch das, was auf Plattformen wie X in Echtzeit interpretiert, kritisiert oder persifliert wird.
Dabei stellen sich unter anderem folgende Fragen: Wer beeinflusst die Debatte? Welche Narrative entstehen? Und wie formen Memes, Likes und Kommentare unsere Wahrnehmung wirtschaftlicher Realität?
Viel Spaß beim Lesen!
Präsident Trump, Elon Musk und der Golden Dome
Im Weißen Haus wird es nie langweilig! Am Dienstag hat US-Präsident Donald Trump offiziell das Projekt „Golden Dome“ vorgestellt: ein ehrgeiziges, im Weltraum stationiertes Raketenabwehrsystem, das die Vereinigten Staaten vor ballistischen, hyperschall- und nuklearen Bedrohungen schützen soll. Das System ähnelt Ronald Reagans „Star Wars“-Initiative aus den 1980er Jahren, ist jedoch technologisch deutlich weiterentwickelt.
Das geplante Verteidigungssystem „Golden Dome“ sieht den Einsatz Hunderter Satelliten mit Sensoren und Abfangwaffen im Orbit vor, um feindliche Raketen bereits in der Startphase zu erkennen und zu neutralisieren. Ein zweiter Verteidigungsring am Boden dient als Backup. Das Projekt ist mit einem Budget von 175 Milliarden US-Dollar veranschlagt, wobei die tatsächlichen Kosten laut Schätzungen des „Congressional Budget Office“ (CBO) bis zu 542 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von 20 Jahren betragen könnten – was viele Beobachter für utopisch halten.
Warum profitiert Elon Musk davon? Sein Unternehmen SpaceX gilt als einer der Hauptanwärter für zentrale Komponenten des „Golden Dome“. Gemeinsam mit den Unternehmen Palantir (Datenanalyse) und Anduril (Drohnen- und KI-Technologie) hat SpaceX ein Konzept für ein satellitengestütztes Abwehrnetzwerk eingereicht. Dieses sieht eine Konstellation von 400 bis über 1.000 Satelliten vor. Sie sollen Raketenstarts weltweit in Echtzeit erkennen und abwehren. Natürlich trifft sich Musk auch regelmäßig mit Verteidigungsminister Pete Hegseth beispielsweise.
Die Ankündigung des „Golden Dome” hat die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin und RTX in die Höhe treiben lassen. SpaceX selbst ist zwar noch nicht börsennotiert, könnte aber durch milliardenschwere Regierungsaufträge erheblich profitieren.
Gleichzeitig gibt es Kritik vonseiten der Demokraten. So fordern beispielsweise Senatorin Elizabeth Warren eine Untersuchung der Vergabeprozesse. Sie befürchten eine neue Aufrüstungsspirale im Weltraum und hinterfragen die Realisierbarkeit des Projekts.
Elon, oder aktuell „Kekius Maximus“, hat derweil mal wieder seinen Namen auf X geändert und sich zumindest auf seiner Plattform noch nicht zum Dome geäußert. Er legt den Fokus aktuell mehr auf Politik und seine humanoiden Roboter.
Schauen wir uns noch mal seinen neuen Namen an, denn er verwundert ein wenig: Denn es ist nicht das erste Mal, dass er ihn verwendet. Bereits im Dezember 2024 nannte er sich so. Die Namensänderung wurde von einem neuen Profilbild begleitet, das ihn in Rüstung mit der Aufschrift „Emperor Kekius Maximus“ zeigt.
Der Name „Kekius Maximus“ setzt sich aus dem Internet-Slang-Wort „kek“ und dem lateinischen Wort „maximus“ zusammen. „Kek“ entstand ursprünglich als Abwandlung von „LOL“ (Laugh Out Loud) in Online-Gaming-Communities, insbesondere in World of Warcraft – was Musk selbst gespielt hat. „Maximus“ bezieht sich auf den Protagonisten Maximus Decimus Meridius aus dem Film „Gladiator“. Zusammen soll das wohl einen humorvollen Titel ergeben, der Musk als „ultimativen Meme-Lord“ darstellt.
Es gibt aber auch Verbindungen – Überraschung! – zu einer Kryptowährung. „Kekius Maximus“ ist der Name eines Memecoins, der auf mehreren Blockchain-Plattformen wie Ethereum und Solana existiert. Nach Musks Namensänderung stieg der Wert dieses Coins um über 100 Prozent an nur einem Tag. Dies zeigt erneut, welche direkten Auswirkungen Musks Aktivitäten auf X auf den Kryptowährungsmarkt haben können.
Als Musk zum ersten Mal diesen Namen trug, zeigte sein Profilbild noch ihn als „Pepe der Frosch“ in römischer Rüstung. Pepe wurde 2005 vom US-amerikanischen Zeichner Matt Furie als harmlose Figur im Comic „Boy’s Club“ geschaffen. Sie wurde durch das Internet-Meme „Feels Good Man“ populär und in verschiedenen Varianten auf Plattformen wie Reddit oder Tumblr verbreitet. Zwischen 2015 und 2016 begann eine gefährliche Umdeutung: In rechten Internetforen wurde Pepe zunehmend in Kontexten verwendet, die von Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und nationalsozialistischen Symbolen geprägt waren.
Kritiker werfen Musk vor, bewusst mit Symbolen zu spielen, deren Herkunft zumindest ambivalent oder toxisch aufgeladen ist. Für Unterstützer ist es ein Ausdruck seines Internet-Humors, mit dem er die Meme-Kultur feiert, provoziert und Grenzen austestet.
So oder so – dieses Mal hat Elon auf Pepe als Profilbild verzichtet.
Moody’s killt die Stimmung
Am 17. Mai 2025 hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten von der Bestnote „Aaa“ auf „Aa1“ herabgestuft und damit als letzte der drei großen Agenturen den USA die Topbewertung entzogen. Es ist das erste Mal, dass alle drei großen Ratingagenturen die USA nicht mehr mit der Bestnote bewerten. Diese Entscheidung hat unmittelbare Auswirkungen auf den Anleihemarkt und spiegelt die wachsenden Zweifel an der fiskalischen Nachhaltigkeit der US-Haushaltspolitik wider – was natürlich auch bei X nicht unbemerkt blieb.
Als zentrale Begründung nennt Moody’s die anhaltend hohe Staatsverschuldung, die inzwischen laut Regierungsdaten rund 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt und die innerhalb des nächsten Jahrzehnts auf bis zu 134 Prozent steigen könnte. Das Haushaltsdefizit liegt derzeit bei rund 6,4 Prozent des BIP, könnte aber ohne politische Kurskorrektur bis 2035 auf 9 Prozent steigen. Als entscheidende Treiber werden geplante Steuersenkungen, steigende Verteidigungsausgaben (Stichwort Golden Dome) und die anhaltende politische Polarisierung genannt, die strukturelle Reformen blockiert.
Moody’s kritisiert vor allem die fehlende politische Einigkeit, fiskalische Risiken entschlossen anzugehen. Dies führe zu einem Teufelskreis aus steigenden Zinskosten und wachsender Schuldenlast, zumal das Vertrauen in eine tragfähige Haushaltskonsolidierung weiter schwindet. Die Herabstufung ist demnach nicht nur Ausdruck wirtschaftlicher Bedenken, sondern auch eine Warnung an die politische Führung in Washington.
Die Entscheidung blieb am Markt nicht ohne Folgen: Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen stieg auf etwa 4,5 Prozent, die Rendite 30-jähriger Bonds sogar auf über 5 Prozent – ein klares Zeichen dafür, dass Investoren künftig eine höhere Risikoprämie verlangen. Für den US-Haushalt bedeutet das steigende Finanzierungskosten, die das Defizit weiter belasten.
Trotz dieser Entwicklung betont Moody’s die strukturelle Stärke der US-Wirtschaft, von der sie weiterhin durch den Status des Dollars als Weltreservewährung sowie die Unabhängigkeit der Notenbank Fed profitiert. Der Ausblick bleibt daher „stabil“.
Die US-Regierung reagierte empört. Kommunikationsdirektor Steven Cheung griff den Moody’s-Ökonomen Mark Zandi persönlich an und stellte dessen Analysen infrage, obwohl Zandi dem unabhängig agierenden Analysebereich von Moody’s angehört. Kritiker werfen der Regierung vor, sich mit Angriffen auf Experten von der eigentlichen Debatte um die Glaubwürdigkeit der eigenen Finanzpolitik abzulenken.
Ein Fazit: Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit ist mehr als ein symbolischer Akt. Sie sendet ein klares Signal an Politik und Finanzmärkte: Ohne glaubwürdige und nachhaltige Maßnahmen könnte das Vertrauen der Investoren erodieren. Sollte es Washington nicht gelingen, parteiübergreifend tragfähige Reformen auf den Weg zu bringen, drohen langfristig nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Folgekosten. Auch Musk warnt schon lange vor der hohen Staatsverschuldung. Die hohe Verzinsung der Staatsanleihen kann langfristig zu höheren Finanzierungskosten führen – und zu neuen politischen Debatten über Schuldenbremse, Steuerpolitik und Militärausgaben.
Wer mag Langweiler im Depot?
Gute Frage – warum sollte man als Investor eine scheinbar „langweilige“ Aktie wie beispielsweise die der NN Group aus den Niederlanden überhaupt in Betracht ziehen – gerade für etwas so Wichtiges wie die Altersvorsorge? Die Antwort ist: Weil genau diese Langeweile ihre größte Stärke ist.
2 Freunde von mir haben unabhängig von einander zuletzt die NN Group gekauft. Ein Grund, einen kurzen Blick auf die Aktie zu werfen.
Die NN Group ist ein traditionsreicher europäischer Versicherer, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1845 zurückreichen, und betreut rund 19 Millionen Kunden. Das Unternehmen ist Marktführer bei Lebens- und Rentenversicherungen in den Niederlanden und verfügt über starke Marktpositionen in Mittel- und Osteuropa sowie Japan. Für Anleger bedeutet dies ein breit diversifiziertes und konjunkturresistentes Geschäftsmodell, das dauerhafte Einnahmen generiert – ein zentrales Kriterium für Investments in die Altersvorsorge.
Außerdem ist die verlässliche finanzielle Stärke des Unternehmens von entscheidender Bedeutung. Mit 194 Prozent liegt die Solvency-II-Quote (eine europäische Regulierung bei Versicherern) auf einem sehr hohen Niveau und spiegelt die solide Kapitalausstattung der Gruppe wider. Die Quote misst das Verhältnis von Eigenmitteln zur sogenannten Solvenzkapitalanforderung (SCR). Die Solvency-II-Quote der Allianz Group lag zum Vergleich zum Jahresende 2024 bei 209 Prozent. Die beiden Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch bewerten das Unternehmen mit A+ bzw. AA- und sehen stabile Aussichten. Das Geschäftsmodell ist defensiv, kapitalstark und weitgehend konjunkturunabhängig, was es insbesondere für die Altersvorsorge attraktiv macht.
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Die Solvency-II-Quote gibt an, ob genügend Geld vorhanden ist, um die Verpflichtungen gegenüber Kunden zu erfüllen – plus ein Sicherheitspolster.Die Formel dafür lautet: Eigenmittel durch erforderliches Risikokapital × 100. Eine Quote von 100 % bedeutet, dass die Versicherung gerade genug Kapital hat, um die erwarteten Risiken abzudecken. Eine Quote über 100 % – wie bei der NN Group mit 194 % – bedeutet, dass die Versicherung fast das Doppelte des benötigten Kapitals hat. Das zeigt eine starke finanzielle Stabilität.
Bemerkenswert ist auch die Ausschüttungspolitik: Die NN Group hat im Jahr 2024 eine Dividende von 3,44 Euro pro Aktie gezahlt, was einer Steigerung von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ergänzt wird dies durch ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von mindestens 300 Millionen Euro jährlich. Insgesamt hat das Unternehmen seit dem Börsengang im Jahr 2014 mehr als zehn Milliarden Euro an die Anteilseigner zurückgeführt. Diese Kombination aus Dividendenwachstum und Aktienrückkäufen zeigt, dass die Aktionäre aktiv am Unternehmenserfolg beteiligt werden.
Während andere Unternehmen auf schnelles Wachstum setzen, verfolgt die NN Group einen anderen Kurs. Sie möchte nachhaltig und profitabel wirtschaften, mit stetigem Cashflow und stabilen Ergebnissen. Das mag für viele Anleger wenig spektakulär wirken, doch wer Wert auf Verlässlichkeit, planbare Ausschüttungen und finanzielle Solidität legt, könnte sich den Wert genauer ansehen. Wer heute schon weiß, dass er in zwanzig oder dreißig Jahren Erträge erzielen möchte, für den könnte die NN Group ein Blick wert sein – gerade weil das Unternehmen nicht jeden Börsentrend mitmacht, sondern ruhig und kalkuliert arbeitet.
Ich selbst habe die NN Group noch nicht im Depot, aber bei X und auch bei Goldesel findet man immer wieder spannende Investment-Ideen, die man sich auf die Watchlist setzen kann.
Vielen Dank für’s Lesen! Wir sehen uns entweder nächste Woche wieder hier oder jederzeit auf X – Eure Lara/@peppershares