Kommentar
17:55 Uhr, 18.04.2018

Der Welthandel boomt noch - aber Politik und Zentralbanken haben Grund zur Sorge

Die Vorzeichen für den internationalen Handel waren auch schon einmal besser und prompt muss Deutschland melden, dass die Exporte rückläufig sind. International boomt der Handel aber noch.

Deutschland bleibt vorerst Exportweltmeister. So schnell wird der Titel nicht abgegeben. Der Trend ist ziemlich klar (Grafik 1). Die Handelsbilanz weitet sich seit Jahrzehnten aus. Die Wiedervereinigung unterbracht den Trend kurzzeitig. Seither hat sich der Handelsbilanzüberschuss verzehnfacht.

Das ist vielen ein Dorn im Auge. Gerade wieder wurde Deutschland als Währungsmanipulator auf der Watchlist der USA bestätigt. Die Kriterien dieser Watchlist sind sehr simpel und Logik spielt keine Rolle. Andernfalls könnte Deutschland als Mitglied der Eurozone nicht als Einzelland auf dieser Liste stehen.

Deutschland befindet sich nicht alleine auf dieser Liste. Indien, China, Südkorea, die Schweiz und Japan werden ebenfalls beobachtet. Auswirkungen hatte das in der Vergangenheit nicht, doch Trump meint es ernster damit als all seine Vorgänger.

Dieser Ernst wird Auswirkungen haben. Dabei geht es nicht darum, ob nun Zölle erhoben werden oder in welcher Höhe. Die Diskussion allein säht Unsicherheit und Unsicherheit ist schlecht für den Handel. Wer sondiert schon unter hohen Investitionen neue Exportchancen, wenn die Grenzen morgen dicht sein könnten?

International ist noch kein Rückgang des Handels zu beobachten. Die deutschen Exporte gingen zuletzt zurück, doch die monatlichen Daten sind volatil. Das muss also nicht viel bedeuten. Der Export kann durchaus weiter boomen. Des einen Landes Exporte sind freilich des anderen Importe.

Importieren hat die Eurozone anscheinend verlernt. Erst Anfang 2018 erreichten die Importe wieder das Vorkrisenniveau (Grafik 1). Die USA haben dieses Niveau längst überschritten. Selbst Japan importiert mehr als damals. Afrika, der Mittlere Osten und Osteuropa sind davon noch weit entfernt.


Wenn die einen wenig importieren, das Handelsvolumen insgesamt aber gestiegen ist, müssen andere sehr viel mehr importieren und weniger exportieren. Die Eurozone exportiert heute etwas mehr als 2008 (Grafik 2). Die USA haben ungefähr das damalige Niveau wieder erreicht.

Wirklich zulegen konnte eigentlich nur Emerging Asia, welches vor allem China beinhaltet. Die Veränderung in anderen Regionen ist dagegen kaum der Rede wert. Der überwiegende Teil der immer größer werdenden Ungleichgewichte geht von Asien und dort China aus. Die USA setzen derzeit vor allem dort an.

Bis sich die Initiative in den Daten zeigt, wird noch etwas Zeit vergehen. Für Asien und einige Euroländer kommt die Initiative der USA zur Unzeit. Nach jahrelanger Stagnation zeigten sich endlich Ansätze einer neuen Dynamik. Diese wird nun vermutlich abgewürgt. Die Phase der Stagnation wird sich verlängern.

Gerade der Optimismus über das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wirkt da etwas fehlplatziert. Derzeit zeigen die Daten noch einen Boom an. Die Daten zeigen aber das, was war und nicht das, was sein wird. Über das, was sein wird, würde ich mir als Politiker und EZB sehr viel mehr Sorgen machen.

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1 Kommentar

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  • Jörg Eberlein
    Jörg Eberlein

    Liest sich alles ganz gut aber es gibt einfach kein Resultat aus dem geschriebenen.

    07:13 Uhr, 20.04. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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