Der Renditeanstieg setzt sich fort
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Hinter den Rentenmärkten liegt die dritte Woche in Folge mit einem Renditeanstieg. Seit dem Tiefpunkt Ende Juni haben die Zehnjahresrenditen in den USA kräftig um 27, in der Eurozone etwas verhaltener um 16 Basispunkte angezogen. Gegenwind erhielten festverzinsliche Papiere zuletzt vom steten Strom positiver Konjunkturdaten. Inflationstendenzen sind derweil nicht auszumachen, wie die US-Erzeugerpreise der vergangenen Woche zeigen.
USA - Hoher Ölpreis bremst Industrie nicht
Die Renditen von US-Bonds blieben auf Korrekturkurs und haben sich von den erst kürzlich erreichten Tiefständen weiter entfernt. Zehnjährige Treasuries rentieren wieder deutlich über der Marke von 4,0 Prozent, die Anfang und Ende Juni zweimal kurzzeitig unterschritten wurde. Maßgeblichen Anteil an dem unfreundlicheren Rentenmarktumfeld haben die Konjunkturdaten, die sich in den vergangenen Wochen sukzessive verbesserten und der US-Wirtschaft eine robuste Verfassung bescheinigen. Auch die jüngsten Resultate bestätigen das Bild. Die Industrieproduktion legte im Juni überraschend kräftig zu, die Einzelhandelsumsätze gingen nach oben und auch das von der Universität Michigan gemessene Verbrauchervertrauen hat sich gefestigt. Interessant daran ist, dass im Juni die durchschnittlich höchsten Ölpreise gesehen wurden und das die Konjunktur nicht bremste.
Keine Unterstützung für US-Papiere ging von der Entwicklung der US-Erzeugerpreise aus, die im Juni trotz der Ölhausse konstant blieben. Auch die Verringerung des Etatdefizits schlug sich nicht positiv am Rentenmarkt nieder. Zusammen mit dem Handelsbilanzdefizit bildete es das legendäre Zwillingsdefizit, das lange Zeit die Kapitalmärkte beherrschte, seit einigen Monaten aber nicht mehr diskutiert wird. Nun kommt von dieser Seite sogar Entwarnung, denn das Etatdefizit wird dank sprudelnder Steuereinnahmen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung 2005 geringer ausfallen als erwartet. Damit sinkt erstens die Staatsnachfrage nach Geld. Zweitens wird dadurch das Inflationsrisiko reduziert. Beides hat tendenziell niedrige Zinsen zur Folge. Freilich ist das nur ein Einflussfaktor auf die Zinsentwicklung. Die wirtschaftliche Verfassung und auch die Tendenz bei einigen Vermögenspreisen deuten momentan indes auf höhere Zinsen hin.
Eurozone - OECD zweifelt an Wirkung einer Zinssenkung
In der Eurozone hat sich die Spekulation auf eine Zinssenkung erheblich abgekühlt. Maßgeblich ist das auf die OECD zurückzuführen, die einen derartigen Schritt nun nicht mehr fordert. Im Mai noch hatte die Organisation eine Herabsetzung um 50 Basispunkte angemahnt, um dem Wachstum auf die Beine zu helfen. Inzwischen aber zweifeln die OECD-Volkswirte, ob noch geringere Zinsen stimulierend wären. Der Ball der Verantwortung für die wirtschaftliche Prosperität ist damit von der Europäischen Zentralbank wieder ein gutes Stück weggerollt, wo er im Übrigen auch nie hingehört hat. Auftrag der EZB ist die Wahrung der Preisniveaustabilität, was die Zinsen niedrig halte und damit wirtschaftliches Gedeihen ermöglicht, wie EZB-Präsident Trichet unlängst bemerkte. Neben dem OECD-Meinungsumschwung sorgten auch Äußerungen aus dem EZB-Direktorium dafür, dass das Thema Zinssenkung in den Hintergrund trat.
Unabhängig davon führte die vergangene Woche wieder einmal die Wachstumsunterschiede innerhalb der Eurozone vor Augen, die der EZB das Agieren so schwer machen. Während sich in Deutschland die Situation leicht zu verbessern scheint (das HWWI erhöhte seine BIP-Wachstumsprognose 2005 auf 0,7 von zuvor 0,6 Prozent), könnte sie in den Niederlanden trüber nicht sein. Gestartet mit der Hypothek einer BIP-Schrumpfung um 0,5 Prozent im ersten Quartal, könnte sich der Rückgang in der fünftgrößten Volkswirtschaft der Eurozone im Gesamtjahr bis auf 1,5 Prozent ausweiten, erklärten jetzt Ökonomen der Erasmus-Universität Rotterdam. Grund ist die äußerst schwache Inlandsnachfrage, nicht zuletzt auch weil die Rentenbeiträge dieses Jahr um neun Prozent erhöht wurden. Außerdem gingen die niederländischen Exportquoten zurück. Unter dem Strich ist damit für den gesamten Währungsraum (nur der ist für die EZB interessant) ein breiter Aufschwung nicht in Sicht. Schärfere Korrekturen am Rentenmarkt sind deshalb unwahrscheinlich. Anleger sollten daher vor allem auf mittlere Laufzeiten setzen.
Ausblick - Weg frei für Neuwahlen?
Die aktuelle Woche wird verhältnismäßig ruhig. Der endgültige Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für die Eurozone im Juni ist quasi abgehakt, denn Freitag kommt bereits der vorläufige Juli-HVPI für Deutschland. In den USA steht am Donnerstag der Philadelphia-Fed-Index an. Das Topereignis aus deutscher Sicht ist wahrscheinlich am Freitag die Entscheidung von Bundespräsident Horst Köhler, ob es im September Neuwahlen zum Bundestag geben wird.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.