Der Ölpreis stabilisiert sich
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Bei nur schwachem Handelsvolumen tendierten die US-Aktienmärkte erneut uneinheitlich. Von der Rückkehr der Zykliker in die Gunst der Anleger profitierte jedoch die NASDAQ, die um 2,4% besser abschnitt als der Dow Jones. Schwächer als erwartete Aufträge bei langlebigen Gütern beflügelt durch die niedrigeren Umsätze mit Investitionsgütern sowie das nach unten korrigierte BIP zum ersten Quartal ließen die Zinserwartungen sinken und gaben damit liquiditätsgetriebenen Branchen unerwarteten Auftrieb. Ungeachtet der bevorstehenden Zinserhöhung markierten die Verkaufszahlen bei Neuimmobilien einen Rekord (1,3 Mio.) und legten gegenüber April um fast 15% zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist der durchschnittliche Hauspreis um 10,3% gestiegen.
Die japanischen Aktienmärkte hingegen konnten Zweifel an der Erholung der Binnenwirtschaft sowie Ängste vor einer Abschwächung in China und höheren Zinsen in den USA abschütteln und den höchsten Stand seit acht Jahren erklimmen. Nach dem starken Anstieg der Vorwoche traten überwiegend auf die Binnenwirtschaft orientierte Nebenwerte im TOPIX Second Section Index auf der Stelle. Derweil setzen sich die soliden makroökonomischen Zahlen fort und der Handelsüberschuss sowie das vom Finanzministerium ermittelte Geschäftsklima deuten auf eine stärkere Tankan-Umfrage hin, die in dieser Woche zur Veröffentlichung ansteht. Erstmals seit drei Jahren zog auch die Kreditnachfrage der Unternehmen wieder an, was auf eine Verlangsamung des Schuldenabbaus hinweisen könnte. In den letzten Jahren hatten die Unternehmen ihre stark gestiegenen Erträge vor allem zur Rückzahlung ihrer Schulden verwendet.
Auch die großen europäischen Aktienmärkte traten in der letzten Woche auf der Stelle; der DAX setzte sich mit lediglich +0,3% an die Spitze. Hinter der engen Renditebandbreite verbirgt sich jedoch eine uneinheitliche Performance bezogen auf einzelne Branchen: So ließen Werte aus der Informationstechnologie (+2,6%) und der Grundstoffbranche (+1,2%) Gesundheits- (-1,6%), Energie- (-1,4%) und Telekomtitel (-1,3%) hinter sich. Nachdem der Ölpreis seinen Höchststand hinter sich gelassen hat und Inflationsängste etwas in den Hintergrund getreten sind, kehren Anleger den defensiven Branchen zunehmend den Rücken und wenden sich stattdessen den zyklischeren Bereichen zu. Etwas schwächer als gedacht fiel der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex aus, während aus dem Protokoll des geldpolitischen Ausschusses der Bank von England ein gemäßigterer Ton sprach.
In der Region Asien-Pazifik setzte sich der dünne Handel fort, aber auch hier hatten zyklischere Branchen die Nase vorn. Korea kletterte um 5% nach oben und ließ sich hierbei nicht von den nach unten korrigierten Prognosen zur Bankenbranche beeindrucken, ausgelöst durch die Angst vor notleidenden Krediten. Taiwan verbesserte sich immerhin noch um mehr als 4%.
In der Region Lateinamerika konnten brasilianische Aktien mit einem Plus von 2% aufwarten, nachdem aus den jüngsten Zahlen eine deutliche Verringerung des Haushaltsdefizits hervorging.
Russland blieb hinter dem Rest der osteuropäischen Märkte zurück, da die Reformen im Energiesektor, insbesondere in der Gasbranche, offenbar langsamer vorankommen als erwartet.
Mit Ausnahme des britischen Marktes vollzog sich in der letzten Woche eine Rallye an den Staatsanleihemärkten. Auslöser waren die uneinheitlicheren US-Wirtschaftszahlen und hiermit zusammenhängend die für diese Woche geplante Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC), denn durch die schwächeren Zahlen wurde inzwischen die Erwartung auf eine 0,5%-Zinsanhebung an den Futures-Märkten ausgepreist.
Erneut schwächte sich der US-Dollar an den Devisenmärkten gegenüber dem Yen ab. Da halfen auch keine Gerüchte über angebliche Interventionen der Bank von Japan in der vorangegangenen Woche.
An den Rohstoffmärkten beendete der Ölpreis nach dem Zugewinn in der Vorwoche diese Woche auf niedrigerem Niveau. Zudem schaltete sich die norwegische Regierung in den Arbeitskonflikt ein, um den Streik der Ölarbeiter zu beenden. Derweil setzte der Goldpreis seinen Anstieg fort und durchbrach erstmals seit Mitte April diesen Jahres die Marke von 400 US-Dollar je Feinunze.
Überzogener Anstieg an Bond-Märkten legt Wertpotenzial am kurzen Ende frei
Ein Ereignis lässt derzeit alle anderen in dieser Woche verblassen - die für Mittwoch angesetzte Sitzung des FOMC. An den Rentenmärkten ist ein Anziehen der Zinsschraube um 0,25% umfassend eingepreist. Vielmehr rechnen die Märkte von nun an sogar bei jeder der kommenden sieben Sitzungen mit einer Zinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die US-Notenbank die Zinserwartung am Mittwoch erfüllen. Für eine Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus spricht wenig, während eine Anhebung um 0,5% dem ständig wiederholten Mantra einer "gemäßigten" Reaktion zuwider laufen würde. Letztendlich wird es auf den Ton des begleitenden Statements ankommen. Aus unserer Sicht sind die Rentenmärkte derzeit dabei, über ihr Ziel hinauszuschießen. Deshalb zeichnet sich unseres Erachtens Wertpotenzial am kurzen Ende der Kurve ab.
Flut an Konjunkturdaten könnte Volatilität am Aktienmarkt nach sich ziehen
In dieser Woche steht jedoch eine Flut von Konjunkturdaten an und da sich die Aktienmärkte offenbar noch nicht so recht entscheiden können, in welche Richtung sie aus der aktuell sehr engen Bandbreite ausbrechen sollen, könnte es durchaus den einen oder anderen krassen Ausreißer geben, vor allem wenn sich das dünne Handelsvolumen fortsetzt. Zu den zentralen US-Daten gehören die ISM-Umfrage sowie die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft. In Japan dürfte die Tankan-Umfrage den höchsten Stand seit dem Ende der Spekulationsphase in den 80er Jahren erreichen, während in Europa Vertreter der Europäischen Zentralbank tagen und zudem Zahlen zum Einkaufsmanagerindex (PMI) sowie zum Verbrauchervertrauen anstehen.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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