Der Konjunktur geht es erstaunlich gut
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Betrachtet man das in der vergangenen Woche veröffentlichte Ifo-Geschäftsklima oder die Einkaufsmanagerindies für die deutsche Wirtschaft, so könnte man annehmen, die Wirtschaft steuere auf eine schwere Krise zu. Das zeigt sich ganz besonders beim Blick auf den Verlauf des Ifo-Geschäftsklimas im vergangenen halben Jahr. Der wichtigste Frühindikator der deutschen Wirtschaft stürzte mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs geradezu ab und ließ wegen der Geschwindigkeit des Einbruchs Erinnerungen an die Finanzkrise oder den Corona-Crash wach werden. Nach einer leichten Erholung im April und Mai ging es im Juni wieder abwärts. Von nachhaltiger Erholung bisher keine Spur.
Das Ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes basieren auf der Befragung von Unternehmen, die Angaben zum aktuellen Geschäftsverlauf und den Erwartungen für die kommenden Monate machen. Das hat den Vorteil, dass die Daten sehr frühzeitig zur Verfügung stehen im Vergleich zu Konjunkturdaten wie der Industrieproduktion oder dem Bruttoinlandsprodukt. Allerdings haben die umfragebasierten Daten auch ihre Tücken.
Vergleicht man die umfragebasierten Frühindikatoren mit Echtzeitdaten zum Wirtschaftsgeschehen, ergibt sich aktuell eine interessante Diskrepanz. Dies zeigt sich beim Blick auf den Wöchentlichen Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank, der die Entwicklung der deutschen Wirtschaft annähernd in Echtzeit abbilden soll. Neben traditionellen Datenreihen wie der monatlichen Industrieproduktion sowie dem vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP), die immer erst mit einer gewissen Verzögerung veröffentlicht werden, fließen in den WAI verschiedene Indikatoren ein, die ohne große zeitliche Verzögerung in wöchentlicher Frequenz zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem der Stromverbrauch, das Passantenaufkommen in Einkaufsstraßen, die Anzahl der weltweiten Flüge, Fahrten von Lkws in Deutschland, Google-Suchanfragen zum Beispiel nach Arbeitslosigkeit sowie die Anzahl von Kreditkartentransaktionen in Deutschland.
Der WAI ist so konstruiert, dass sein langfristiger Mittelwert bei null liegt. Der WAI-Wert für jede Woche entspricht der trendbereinigten Wachstumsrate der wirtschaftlichen Aktivität in den letzten 13 Wochen (ungefähr ein Quartal) gegenüber den vorangegangenen 13 Wochen. Ein Wert von größer null bedeutet eine überdurchschnittlich stark steigende Aktivität in der Realwirtschaft, ein Wert unter null eine überdurchschnittlich stark sinkende Aktivität.
Kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs sank der WAI unter die Nulllinie und trübte sich anschließend weiter ein, kehrte aber auch zwei Mal wieder kurzzeitig für jeweils eine Woche über die Nulllinie zurück. Seit den vergangenen beiden Wochen zeigt sich nun eine erneute Aufhellung der Wirtschaftsaktivität, die den WAI inzwischen fast erneut an die Nulllinie geführt hat. In den vergangenen 13 Wochen bis zum 26. Juni ist die trendbereinigte Wirtschaftsaktivität damit laut WAI im Vergleich zu den vorangegangenen 13 Wochen praktisch unverändert geblieben. Die WAI-implizierte BIP-Wachstumsrate für die letzten dreizehn Wochen bis zum 26. Juni gegenüber den vorangegangenen dreizehn Wochen liegt laut Bundesbank sogar bei plus 0,2 Prozent.
Trotz der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wie der hohen Inflation, weiterhin gestörter Lieferketten und der steigenden langfristigen Zinsen ist bisher kein dramatischer Wirtschaftseinbruch auszumachen, wie der WAI zeigt.
Beim Blick auf das Ifo-Geschäftsklima und auf die Einkaufsmanagerindizes fällt auch auf, dass für den deutlichen Einbruch vor allem die eingetrübten Erwartungen verantwortlich sind, während die aktuelle Lage nur etwas schlechter eingeschätzt wird.
Fazit: Insgesamt befindet sich die Konjunktur in Deutschland weiter in einer relativ robusten Verfassung. Das muss in den kommenden Monaten nicht so bleiben, aber bisher leidet die Wirtschaft vor allem an einem Stimmungstief und schwächeren Erwartungen, während die Geschäfte eigentlich noch ganz gut laufen.
Tipp: Testen Sie jetzt Godmode PLUS! Wir unterstützen Sie in jeder Marktphase: Exklusive und brandaktuelle Tradingsetups und Investmentideen, KnowHow-Artikel, Makroviews und fundamentales Research.
Aktuell können Sie Godmode PLUS sogar zu besonders interessanten Konditionen testen: Abonnieren Sie das 3-Monats-Abo von Godmode PLUS und sparen Sie 66 %*. Mit dem Code „3FOR1“ bekommen Sie 3 Monate Zugriff und zahlen nur 1 Monat. 10,99 Euro für 3 Monate, das entspricht nur ca. 12 Cent/Tag. Jetzt Godmode PLUS testen!
*Der Rabatt bezieht sich auf die erste Abrechnungs-Periode für das dreimonatige Abonnement von Godmode PLUS, gilt einmalig, kann nicht auf bestehende Abonnements angewendet und nicht mit anderen Aktionen kombiniert werden. Der Rabatt wird immer auf den endgültigen Rechnungsbetrag gewährt. Bei einem Upgrade ist dies der Restbetrag nach Verrechnung des jeweiligen Upgrades. Der Gutscheincode ist gültig bis einschließlich 30.09.2022.
Vontobel - der StarPartner der Consorsbank.
Handelt Derivate von Vontobel außerbörslich ab 0 Euro Ordergebühr (zzgl. marktüblicher Spreads).
Eine solche inhaltliche Zustimmung durch einen Experten stimmt mich nachdenklich hinsichtlich seinem tiefgreifenden Fachwissen.
Stimmt, das ist eine plausible Erklärung!
mögliche Erklärung: Augrund der Inflation werden Konsumausgaben vorgezogen (kaufen bevor es noch teurer wird).. Nachdem diese Käufe getätigt wurden, kommt der Einbruch.