Kommentar
10:30 Uhr, 04.01.2017

Der Inflationsschock beginnt JETZT!

2016 ist mit einem Knall zu Ende gegangen. Die vorläufige Schätzung der Inflationsrate in Deutschland für Dezember liegt bei 1,7%.

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Zentralbank von ihrem 2 % Inflationsziel nur träumen konnte. Das Ziel ist praktisch erreicht, zumindest in Deutschland. In vielen anderen Ländern der Eurozone wird es noch ein paar Monate länger dauern, bis die Teuerung wieder bei knapp 2 % steht.

Die Schätzung für Deutschland zeigt das Dilemma der Eurozone. Die EZB will eine Inflation "nahe, aber unter 2 %" erreichen. Das wäre in Deutschland nun wohl der Fall. Ändern wird das an der Geldpolitik nichts, denn zu viele Länder sind noch weit davon entfernt. Zudem steigt die Inflation derzeit vor allem wegen gestiegener Energie- und Treibstoffkosten. Der Ölpreis steht heute 50 % höher als vor einem Jahr. Sofern es bei dieser Preisdifferenz auf Jahressicht bleibt, können allein gestiegene Rohstoffpreise 1-1,5 % der gesamten Inflationsrate ausmachen.

In Deutschland wäre nach dieser Logik im ersten Quartal theoretisch eine Inflationsrate von 2,3 % erreichbar. Die EZB wird freilich wegen vorübergehender Faktoren durch diese Zahl hindurchblicken. Ob ihr das auf Dauer gelingt, ist fraglich, denn möglicherweise bleibt die Inflation und verschwindet nicht gleich wieder. Persönlich gehe ich zwar genau von diesem Szenario aus (Inflationsschock in Q1 und danach neuerlicher Rückgang der Inflation), doch es gibt einen Indikator, der etwas ganz anderes vermuten lässt.

Am 3. Oktober 2016 schrieb ich über zwei Dinge, die besagter Indikator vorhersah: einen Zinsanstieg und eine Jahresenderallye. Die US-Langfristzinsen standen damals bei 1,6 %. Heute liegen sie bei 2,5 %. Der Dax schob sich seitwärts und der S&P 500 driftete nach unten. Recht behalten hat letztlich der Indikator.

Der Indikator, der den Zinsanstieg vorhersah (Grafik 1) sieht nun auch anhaltend steigende Inflation vor. Der Indikator ist dabei kein Hexenwerk. Es ist der US-Einkaufsmanagerindex. Einkaufsmanager sind letztlich Insider, die weit vorne im Wirtschaftskreislauf stehen. Gehen Vorbestellungen zurück, wissen sie es sofort und können es einordnen. Sie können abschätzen, ob es grundlegende Probleme gibt oder ob es sich um eine temporäre Abschwächung handelt.

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Es ist also kein Wunder, dass Einkaufsmanager ziemlich gut über den Zustand und die Perspektive der Wirtschaft Bescheid wissen. Entsprechend relevant ist der Index, wenn es um die Entwicklung des Aktienmarktes oder gar der Zinsen geht. Zinsen und Aktien sind letztlich Ausdruck dessen, was in der Realwirtschaft vor sich geht.

Der US-Einkaufsmanagerindex steigt derzeit kräftig an. Das hat sich bereits im November angedeutet und setzt sich nun fort. In Bezug auf Inflation hat der Index eine Vorlaufindikatorfunktion und sagt die Entwicklung ungefähr ein halbes Jahr voraus. Der Index sagt nichts Konkretes über die Höhe der Inflation, sondern sehr viel mehr über die Tendenz, also ob die Inflation steigt oder fällt. Für die USA bedeutet dies weiter steigende Inflation und zwar mindestens bis Jahresmitte.

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Die Inflation in Deutschland läuft parallel zur US-Inflation, wenn auch weniger volatil. Unter diesen Voraussetzungen ist es undenkbar, dass Deutschland nicht über die 2 % Marke kommt. Der kleine Inflationsschock hat begonnen. Persönlich bleibe ich vorerst dabei, dass sich die Sache später im Jahr wieder relativiert.

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5 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    in china is grade knoblauch 50% teurer geworden. das nenn ich nen schock :)

    14:13 Uhr, 04.01.2017
  • Market Impact
    Market Impact

    die region und die höhe der inflation spielt doch keine rolle in der betrachtung. die differenz ist worauf es ankommt !!!

    14:11 Uhr, 04.01.2017
  • RoadyO
    RoadyO

    Bei Backwaren (also vom Bäcker) liegt die Inflation schon seit Jahren bei mindestens 20% (zumindest in meiner Region) ähnlich auch bei anderen "Luxusgütern" auch "besondere" Gebrauchtwagen kosten heute 400-500% mehr als noch 2010. Die Preisentwicklung von Immobilien, Kunst und Oldtimern ist auch rasant.

    Wenn ich dann das Märchen von der nicht vorhandenen Inflation höre... was die sich da zusammenrechnen ist doch ein Witz. ;)

    z.B. soll "Freizeit, Kultur, Unterhaltung" 11,5% ausmachen? Sorry aber seit 2010 haben sich die Kino, Konzert, Sporttickets verdoppelt bei Großevents gerne auch noch mehr... Aber scheinbar wird nur gerechnet "ein Buch lesen 0€... okay ist dieses Jahr auch noch so..." ;)

    "Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe" soll 31,7" ausmachen? In meiner Region sind die Nettokaltmieten (bei Neuvermietung) seit 2010 um gut 50% gestiegen.

    12:32 Uhr, 04.01.2017
  • 123ok
    123ok

    Die Augenblickliche alltags Inflation ist bei 2.5 % , alles andere ist wieder der übliche Milchmädchen-Quatsch !

    11:45 Uhr, 04.01.2017

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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