Kommentar
09:13 Uhr, 21.12.2004

Der Euro setzt seinen Aufwärtstrend fort

US-Notenbank erhöht die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent. An den Rentenmärkte löste dies aber keine stärkeren Bewegungen aus, da dieser Schritt allgemein erwartet worden war. Nach den Verlusten der Vorwoche setzte der Euro gegenüber dem US-Dollar seinen Aufwärtstrend fort.

Zum fünften Mal in diesem Jahr erhöhte die Federal Reserve Bank die amerikanischen Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Mit 2,25 Prozent liegt die Zielrate der Fed Funds nunmehr über dem Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank. Dieser Schritt der US-Währungshüter stellte dabei keine Überraschung dar. Entsprechend fielen die Reaktionen am Kapitalmarkt auch verhalten aus. Die Kurse zehnjähriger Treasuries gaben im Wochenverlauf lediglich geringfügig nach. Mit 4,2 Prozent liegen die Benchmarkrenditen jedoch immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, wenn man das konjunkturelle Umfeld als Maßstab nimmt. Die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftszahlen (Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion) und Frühindikatoren deuten für das kommende Jahr jedenfalls auf eine Fortsetzung des Aufschwungs hin, was mit diesem Niedrigzinsumfeld nur schwer in Einklang zu bringen ist. Die FED wird daher auch im kommenden Jahr mit ihrem Zinserhöhungskurs fortfahren. Eine Anhebung auf drei Prozent ist aus unserer Sicht sehr wahrscheinlich.

Problematisch bleibt die außenwirtschaftliche Situation der USA. Das Defizit in der Handelsbilanz hat sich im Oktober auf 56 Milliarden US-Dollar ausgeweitet. Damit dürfte auf dem US-Dollar weiter Abwertungsdruck lasten. In der Vorwoche schwächte er sich auf 1,33 je Euro ab.

Die Rentenmärkte der Eurozone dümpeln weiter vor sich hin. Die Zehnjahresrenditen rentieren unverändert bei 3,6 Prozent und damit 60 Basispunkte niedriger als ihre US-Pendants. Die große Unbekannte, die alle Prognosen für das kommende Jahr mit einem großen Fragezeichen versieht, ist die Euro-Dollar-Entwicklung. Sollte die Gemeinschaftswährung ihren Höhenflug der letzten Monate weiter fortsetzen, sind Reaktionen der EZB zu erwarten, im Extremfall sogar Zinssenkungen. Allerdings rechnen wir in näherer Zukunft nicht mit einem solchen Schritt. Auf Jahressicht erwarten wir die Leitzinsen im Euroraum eher auf dem gegenwärtigen Niveau. Dazu trägt auch die unklare konjunkturelle Lage bei. Während beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember überraschend stark gestiegen ist, enttäuschte die Euroland-Industrieproduktion mit dem jüngsten Rückgang um 0,5 Prozent. Bis Jahresende stehen jetzt aber keine wichtigen Datenveröffentlichungen auf der Agenda. Mit größeren Schwankungen an den hiesigen Bondmärkten rechnen wir daher in den kommenden beiden Wochen nicht mehr. Vor diesem Hintergrund halten wir an unserer Empfehlung für europäische Rentenfonds aus dem kürzeren (UniEuroKapital, UniEuroKapital Corporates) und mittleren Laufzeitenbereich (UniEuroRenta, UniEuropaRenta) fest.

Im zweiten Halbjahr hat die Dynamik der japanischen Wirtschaft zwar nachgelassen. Ein Rückfall in die Rezession ist jedoch aus gegenwärtiger Sicht nicht zu befürchten. Makroökonomische Rahmendaten wie die Kapazitätsauslastung, die Umsatz- und Gewinnsituation der Unternehmens sowie die Lage am Arbeitsmarkt sprechen eindeutig dagegen. In dieses Bild passt auch die - nur - leichte Abschwächung beim Tankan-Index, dem wichtigsten Frühindikator für die japanische Konjunkturentwicklung. Größter Unsicherheitsfaktor bleibt auch hier die Währungsentwicklung. Ein deutliches Unterschreiten der 100 JPY/USD könnten bei der stark exportorientierten Industrie Japans doch erhebliche Spuren hinterlassen.

Ausblick: Der französische INSEE- sowie der belgische BNB-Indikator sollten die positive Entwicklung beim Ifo-Geschäftsklimaindex nachvollziehen und für einen versöhnlichen Jahresausklang in der Eurozone sorgen. In den USA steht noch eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten an. Allerdings erwarten wir keine Veränderungen an dem grundlegend freundlichen Konjunkturbild, welches in den letzten Wochen gezeichnet wurde.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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