Kommentar
19:19 Uhr, 27.09.2018

Der Brexit wird eine Katastrophe

Der Aktienmarkt hat gerade überhaupt keine Sorgen. Das wird sich wohl spätestens mit dem Brexit im kommenden Frühjahr ändern, denn die Folgen werden unterschätzt.

Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Brexit nicht nur einfach kommt, sondern dazu auch noch ohne einen Deal mit der EU. Der No-Deal Brexit ist für Großbritannien eine bittere Pille. Von einem Tag auf den anderen wäre das Land vom Binnenmarkt abgeschnitten. Die Folgen lassen sich kaum überschätzen.

Großbritannien ist mit der EU eng verflochten. Die Hälfte der Exporte findet ihren Weg in die EU. Das entspricht fast 300 Mrd. GBP. Ungefähr der gleiche Betrag wird aus der EU importiert. Der gesamte Handel hat also ein Volumen von über 600 Mrd. GBP. Das sind ungefähr 30 % der Wirtschaftsleistung.

Kommt zu einem Übergang, der überhaupt nicht reibungslos verläuft (und danach sieht es aus), wird es zu Verwerfungen kommen, die an der Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen. Das Wirtschaftswachstum in Großbritannien würde dann bis Ende 2020 um gut 2 % geringer ausfallen als ohne den Brexit (Grafik 1).

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Einen solchen Rückgang wird es nicht nur in Großbritannien selbst geben. Auch EU-Länder sind betroffen. Irland ist am engsten mit Großbritannien verflochten. Irland wächst allerdings mit über 5 %. Der Schock wird verkraftbar sein. In Großbritannien ist das anders. Das Land wächst derzeit mit 1,3 %. Der Brexit wird das Wachstum fast vollständig abwürgen.

Es könnte allerdings noch sehr viel schlimmer kommen. Der Notenbankchef ließ gegenüber Politikern durchblicken, dass der Immobilienmarkt vor einem Crash steht. Der durchschnittliche Hauspreis dürfte um 35 % zurückgehen (Grafik 2). Das ist für Haushalte ein schwere Schlag.

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Eine Immobilie ist oftmals das wichtigste Asset. Verliert dieses 35 % an Wert, beeinträchtigt das das Vermögen erheblich. Wie gut dann die Konsumlaune sein wird, kann man sich vorstellen.

Ein so großer Rückgang der Immobilienpreise hat vielerlei Auswirkungen. Haushalte nehmen Schulden auf, um sich ein Haus zu kaufen. Der Kredit im Verhältnis zum Immobilienwert liegt für Neukäufe bei knapp 90 %. Sinken die Werte um 35 %, dann ist der Kredit plötzlich viel höher als der Wert der Immobilie.

Im Normalfall verlangen Banken dann einen Nachschuss, damit das Verhältnis zumindest wieder unter 100 % sinkt. Nicht jeder Haushalt kann sich das leisten. Es droht für viele eine Überschuldung. Kreditausfälle sind die Folge.

Gibt es keine Intervention der Regierung, werden Banken unzählige Kredite fällig stellen. Das wiederum sorgt für weiteren Druck auf die Preise, weil Schuldner Notverkäufe durchführen müssen. Mit anderen Worten: Es droht eine katastrophale Immobilienkrise.

Keiner weiß, ob es wirklich so kommt. Es handelt sich um die Schätzung des obersten Notenbankers. Das verleiht dem Szenario Gewicht, bedeutet aber nicht automatisch, dass es auch so kommen muss. Trotzdem: Kommt es so, wird der Brexit eine Katastrophe.

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12 Kommentare

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  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Hallo Herr Schmale,

    da gebe ich Ihnen völlig Recht. Der Brexit wird eine Katastrophe für die Euro-Länder. Die Briten haben dann erstmals seit Jahrzehnten die Möglichkeit, ihre Handelsbeziehungen zu den asiatischen Staaten aber auch zu den nord- und südamerikanischen Staaten neu und nach ihrem Gusto, ohne Einmischung der EU zu regeln. Und es dürfte sich bis Großbritannien rum gesprochen haben, dass auch außerhalb Deutschlands gute Autos gebaut werden. Und wenn dann ersichtlich wird, dass nach einer so genannten Anpassungs-Rezession die Geschäfte in Britannien besser als zuvor laufen, wird es ein Aufbegehren vieler Euro-kritischen Länder geben.

    Der Brexit ist nicht das Ende von Großbritanniens Wirtschaft, sondern das Ende des Euros. Hoffentlich ziehen die Briten den Brexit durch. Hier brauch es Frauen und Männer mit Visionen.

    10:48 Uhr, 28.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Und warum soll die Regierung denn nicht helfend einschreiten?? Drucken doch eh schon alle Kohle wie blöd....ausgerechnet bei den eigenen Leuten soll sie tatenlos bleiben? Lachhaft.

    09:29 Uhr, 28.09.2018
  • Bigdogg
    Bigdogg

    jaja...ihre Verwefungen hätten sich schón in den letzten 2 Jahren zeigen sollen. Kam nix...hmm, egal, aber JETZT versinkt Britannien ganz sicher im Atlantik.

    09:23 Uhr, 28.09.2018
  • netzadler
    netzadler

    sie werden es überleben. fucking Money ist doch unter dem strich uninteressant

    09:13 Uhr, 28.09.2018
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Da gebe ich Ihnen recht Herr Schmale nur würde ich es nicht als Immobilienpreiskrise bezeichnen.
    Es deutet eher darauf hin, dass die Blase platzen wird und es zunehmend zur Preisnormalisierung kommen wird.
    Eines ist wohl hoffentlich klar:
    Der Markt bewegt sich oft irrational und lange wider aller Vernunft vom Mittel hinweg doch er kommt IMMER zurück. Daran kommt man einfach nicht vorbei.

    09:07 Uhr, 28.09.2018
  • tourguide
    tourguide

    Vielleicht sollte man mal schauen, um welche Art der Exporte es sich handelt! Vielleicht sind das ja überwiegend Finanzprodukte! Ich wüsste nicht was wir aus GB bekommen außer vielleicht den Jaguar!

    07:15 Uhr, 28.09.2018
  • Max_Berlin
    Max_Berlin

    Merkel ist die lebende Katastrophe für das deutsche Volk

    23:02 Uhr, 27.09.2018
  • Zange
    Zange

    Wenn die Verflechtung mit der EU so groß ist, dann dürfte auf unserer Seite des Kanals doch auch größeres Interresse an einer Lösung bestehen. Der Schaden in der EU wäre wohl auch gewaltig. Schon deshalb denke ich, ist da viel Taktik im Spiel. Außerdem haben die Briten auch den Kopf zum Denken, auch wenn das in unseren Medien meist anders dargestellt wird.

    20:56 Uhr, 27.09.2018
  • amateur
    amateur

    Das ist reine Spekulation. Als die Briten für den Brexit stimmten, dachten auch alle, die Welt geht unter...

    19:55 Uhr, 27.09.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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