Der April macht was er will!
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In einer weiteren von Schwankungen gekennzeichneten Woche legten die US-Märkte zu. Den Anfang machten verhaltene Konjunkturdaten mit enttäuschenden Umfrageergebnissen des Institute for Supply Management (ISM) bei verarbeitenden und nicht verarbeitenden Betrieben. Auch die Industrieaufträge schwächelten. Am Freitag aber sorgten die starken Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft für den Monat April mit einem Plus von 274.000 neuen Stellen für eine veritable Überraschung. Die Märkte begrüßten die Zahlen und werteten sie als Beweis dafür, dass die Wirtschaft nach der jüngsten Flaute nun wieder auf Erholungskurs ist. Anleger aber trieb die Sorge um, ein stärkeres Beschäftigungswachstum könnte die US-Notenbank (Fed) dazu zwingen, ihre Zinserhöhungen zu forcieren. Am vorangegangenen Dienstag hatte die Fed die achte Zinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt in Folge bekannt gegeben. In der letzten Woche wurden die Ratings von General Motors (GM) und Ford in die Ramschkategorie herabgestuft. Begründet wurde das mit Bedenken hinsichtlich ihrer Rentabilität. Beide Unternehmen sind besonders auf den Absatz so genannter SUVs (Sport-/Geländewagen) angewiesen, der momentan rückläufig tendiert, was nicht zuletzt dem Höhenflug des Ölpreises zu verdanken ist.
In der durch Feiertage verkürzten Woche legten japanische Aktien zu. Ermutigt wurden Anleger durch den Begleitkommentar der Fed zur Zinserhöhung, in dem sie ihren Willen bekräftigte, an den „gemäßigten“ Zinsschritten festzuhalten.
Trotz anhaltender Unsicherheiten über den Wachstumsausblick der Eurozone zogen die Kurse an den europäischen Aktienmärkten an. Der DAX verbesserte sich um 3,0% und der französische CAC-40 Index um 3,1%.
In Großbritannien verbesserte sich der FTSE 100 um 2,4%. Der allgemein erwartete Sieg der Labour-Partei bei den Parlamentswahlen am 5. Mai hatte kaum Auswirkungen auf die britischen Märkte.
Die Aktienmärkte in der Region Asien-Pazifik schlossen ebenfalls mit Zugewinnen. In Taiwan stiegen die Kurse im Durchschnitt um 2,6% und in Korea um 3,2%.
In der letzten Woche konnten sich zudem zahlreiche Emerging Markets verbessern. Zwar gaben die Märkte wegen zunehmender Risikoscheu als Folge der Rating-Herabstufung bei GM und Ford zunächst nach, die meisten konnten den verloren gegangenen Boden aber bis zum Wochenschluss wieder gut machen. Einige der lateinamerikanischen Märkte konnten die stärksten Wochengewinne erzielen, darunter Brasiliens Bovespa-Index, der um 3,0% stieg, während sich der mexikanische Bolsa-Index um 2,4% verbesserte.
An den weltweiten Staatsanleihemärkten zogen die Renditen von US-Treasuries in der letzten Woche an. Die zwar allseits erwartete US-Zinserhöhung sorgte für einige Schwankungen, denn offenbar hatte man vergessen zu erwähnen, dass die Inflation langfristig „unter Kontrolle“ bleibt. Dieses Versehen wurde aber rasch korrigiert. Für weiteren Abwärtsdruck auf Staatsanleihen sorgten die guten Arbeitsmarktzahlen vom Freitag. Im Wochenverlauf schwächten sich die Anleiherenditen in der Eurozone auf ein Rekordtief ab. Auslöser waren anhaltende Sorgen über den Zustand der Wirtschaft. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) jedoch deutlich machte, dass eine Zinssenkung „nicht in Frage kommt“, stiegen die Renditen wieder an.
An den Devisenmärkten setzte der Yen seinen Höhenflug trotz der durch die Feiertage zur Goldenen Woche verkürzten Handelswoche fort.
Der Ölpreis trat an den Rohstoffmärkten den Rückzug an, denn die hohen US-Vorräte setzten sich fort und im Bericht des US-Energieministeriums war von rückläufiger Benzinnachfrage der Verbraucher die Rede. Auch Gold verbilligte sich leicht.
Der April macht mal wieder was er will?
Die in den letzten Wochen gesehene Flaute in der US-Wirtschaft scheint sich nicht am US-Beschäftigungsmarkt niedergeschlagen zu haben. In der letzten Woche machten die Lohn- und Beschäftigungszahlen sowie die Kennzahlen zur Produktivität einen Sprung nach oben, und die Anleihe-Futures weisen erneut auf steigende Renditen hin. War man mit der erwarteten Abkühlung der US-Wirtschaft also etwas zu voreilig gewesen? Wir meinen nein und bleiben dabei, dass sich die Wirtschaft abkühlen wird, allerdings nicht so stark, wie man anhand der Aprilzahlen hätte erwarten können. Für die Flaute sind diverse vorübergehende Faktoren verantwortlich, darunter der nach oben geschossene Ölpreis, das schlechte Wetter, das Ende der Steueranreize sowie saisonale Einflüsse über Ostern. Insgesamt aber reicht das nicht aus, damit wir von unserer Prognose eines stetigen Aufwärtstrends bei den US-Zinsen in diesem Jahr Abstand nehmen.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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