Kommentar
15:51 Uhr, 17.05.2004

Der Abwärtstrend setzt sich fort

Auch in der abgelaufenen Börsenwoche hat sich der seit Ende April etablierte Abwärtstrend an den internationalen Aktienmärkten weiter fortgesetzt. Während die asiatischen Aktienmärkte insbesondere auch Japan (Topix-Index erneut -5%) unter Zinsängsten sowie Befürchtungen einer zu schnellen Abkühlung des China-Booms litten, dominierten an den übrigen Weltaktienmärkten die Öl- und auch Zinsängste. Dabei konnten sich die US-Börsen (S&P-Index -0,3%, Nasdaq -0,7%) noch vergleichsweise gut halten. Dagegen schnitten die europäischen Aktienmärkte mit einem Rückgang des STOXX-Index um 2,2% im Vergleich zur Welt (-1,4%) unterdurchschnittlich ab.

"Trotz der von Saudi-Arabien initiierten, möglichen Erhöhung der OPEC-Produktion um 1,5 Mill. Barrel pro Tag, hat sich der Preisanstieg an den internationalen Ölmärkten weiter fortgesetzt", sagt ADIG Fondsmanager Carsten Roemheld. Die wöchentlichen Lagerhaltungszahlungen in den USA zeigen zudem einen weiteren Rückgang der saisonal unüblich niedrigen Benzinläger an, während auch die Rohölläger gegenüber der Vorwoche rückläufig waren. "Da die Raffineriekapazitäten in den USA zu Beginn der Sommersaison zunehmend Engpässe zeigen, kauft der US-Handel derzeit verstärkt Benzin in Europa, was dort eine ausgeprägte Preisdynamik zur Folge hat", sagt Rohstoff-Experte Roemheld.

Nach einem schwachen Wochenstart in den USA konnte die Wall Street, gemessen am Dow Jones Industrials, das psychologisch wichtige Niveau von 10.000 knapp verteidigen. Während die Industrieproduktion mit einem Anstieg von +0,8% im April besonders positiv ausfiel und damit die zuletzt aufgebaute Produktionslücke zumindest statistisch weitgehend schließen konnte, enttäuschten die Einzelhandelsumsätze für den Monat April mit einem Rückgang von 0,5%. Dabei wurden trotz gestiegener Benzinpreise weniger Umsätze an den Tankstellen generiert. Die mit dem Memorial Day begonnene Urlaubssaison sollte in den folgenden Monaten die Umsätze jedoch bei anhaltend hohen Benzinpreisen deutlicher steigen lassen. Zudem beherrschen die Inflationssorgen über die gestiegenen Produzenten- und Konsumentenpreise die Märkte in puncto geldpolitische Maßnahmen seitens der FED. Bei den Konsumentenpreissteigerungen schlagen insbesondere wieder steigende Mietpreise negativ zu Buche, die noch vor Monaten - neben den in den letzten Jahren gefallenen Autopreisen - immer wieder für Deflationsdiskussionen herangezogen wurden. Während die Autopreise nach wie vor am Boden sind, sollten mit den Mietpreissteigerungen weniger Deflationsgefahren als vielmehr wieder Inflationssorgen die Diskussionen bestimmen. Die positiven Unternehmensdaten von Cisco Systems, Dell und Wal Mart kamen gegen die Gefahren weiter ansteigender Ölpreise nicht an. Andererseits scheint der Markt aktuell auch eine verzerrte Wahrnehmung zu haben, indem die Ergebnisse auf vermeintliche Schwachpunkte überprüft werden und somit eher mit Kursverlusten honoriert wurden.

Während in Europa das Treffen der Finanzminister für die Aktienmärkte als "non event" einzustufen ist, konnten die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal in nahezu allen Ländern des Eurolandes positiv überraschen. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum fiel mit einem Anstieg des BIP um 0,6% besser aus als erwartet. Damit heben sich die Wachstumszahlen positiv von den zeitweise noch recht pessimistischen Stimmungsindikatoren ab. Die Unternehmensberichte, meistens in Bezug auf das erste Quartal, waren erneut überwiegend positiv.

In Japan konnten weder überwiegend positive Konjunkturdaten - u.a. Großhandelspreise mit positivem Anstieg, ansteigendes Konsumvertrauen im Großraum Tokyo, verstärkter Anstieg der Industrieproduktion im April - noch günstige Unternehmensdaten zur Stimmungsverbesserung am Aktienmarkt beitragen. Toyota Motor hat als erstes japanisches Unternehmen bei einem Umsatzanstieg um knapp 12% in 2003/2004 (per 31.03.) einen um 55% gesteigerten Gewinn von mehr als einer Billion Yen ausgewiesen. Asahi Glass übertraf mit der prognostizierten Ertragssteigerung für 2004 die Konsensusschätzungen um 25% deutlich.

Ausblick

In den USA werfen Frühindikatoren wie der Empire Manufacturing und der Philly Fed Index ein erstes Licht auf die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe. Hier dürfte von Interesse sein, inwiefern der gestiegene Ölpreis die Stimmung derzeit belastet. Seitens der Unternehmen berichten Toys R Us (Montag) und Hewlett Packard, Home Depot und Applied Materials (Dienstag) ihre Quartalszahlen. Damit dürfte die besonders gut verlaufende Quartalsberichtssaison jedoch ohne nennenswerte positive Kursimpulse beendet sein. Damit scheint der amerikanische Aktienmarkt auch diese Woche wenig Impulse für eine Zwischenerholung aufzuweisen. Es bestehen berechtigte Hoffnungen, dass nach den rückläufigen Umsätzen der letzten Tage der Abgabedruck allmählich zum Stillstand kommt und dann eine Stabilisierungsbewegung, ausgehend von den niedrigen Korrekturniveaus, einsetzt.

"Psychologisch könnten die gegen Wochenende im Amsterdam stattfindenden Gespräche zwischen OPEC-Vertretern eine gewisse Entspannung an den Ölmärkten und eine positivere Grundstimmung an den internationalen Börsen zur Folge haben", sagt ADIG-Experte Carsten Roemheld. "Allerdings hält sich der Spielraum der OPEC für eine Erhöhung der Produktionsquoten in Grenzen."

In Europa sind in der laufenden Börsenwoche - neben der Industrieproduktion in Euroland März - vor allem die italienischen Einzelhandelsumsätze sowie die ZEW-Stimmungsindikatoren in Euroland und Deutschland für Mai beachtenswert. In Großbritannien dürften die Einzelhandelsumsätze per April sowie die Inflationszahlen Hinweise über die weitere Gangart der Bank von England geben. Auf Unternehmensebene wurde in Europa ein Großteil von Quartalsdaten bereits berichtet.

In Japan stehen an Makrodaten insbesondere die BIP-Zahlen erstes Quartal sowie die Zahl der Konkurse im April an. Die starken Abgaben von ausländischen Investoren sollten allmählich auslaufen, womit die Basis für eine kräftige Gegenbewegung der Aktienkurse geschaffen würde.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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