Kommentar
14:50 Uhr, 24.04.2006

Dem produzierenden Gewerbe geht es so gut wie schon lange nicht mehr

1. Die deutsche Produktion im produzierenden Gewerbe nahm im Februar stärker als erwartet um 1,0 % mom zu. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Plus um 0,6 % mom gerechnet, wir prognostizierten aufgrund der Witterungsverhältnisse sogar nur eine Zunahme um 0,1 % mom. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 6,4 % übertroffen.

2. Bei der Bauproduktion lagen wir falsch: Wir hatten aufgrund der unterdurchschnittlichen Temperaturen mit einem erneuten Rückgang gerechnet, stattdessen stieg sie um 2,0 % mom an. Seit 1995 lag die Temperatur im Februar durchschnittlich bei 3,3 °C, in diesem Februar aber nur bei 1,5 °C. Offensichtlich ist aber entscheidender, wie sich die Temperaturen im Vergleich zum Vormonat entwickelten, und da sieht das Bild anders aus: Im Durchschnitt der Jahre stieg die Temperatur von Januar auf Februar um 1,8 °C an, in diesem Jahr aber um 2,1 °C. Die Energieproduktion nahm um 3,7 % mom zu, wobei der Vormonat von seinem historischen Tiefstand (-8,3 % mom) um 8 Prozentpunkte (!) nach oben revidiert wurde. Die Industrieproduktion schließlich zeigte sich nach dem starken Januar (1,0 % mom) erneut in guter Verfassung (0,6 % mom).

3. Unter den industriellen Hauptgruppen stachen die Investitionsgüterproduzenten mit einem Plus von 1,5 % mom nach 1,9 % mom im Januar hervor. Die Investitionsgüterproduzenten profitieren von der außergewöhnlich kräftigen weltwirtschaftlichen Entwicklung und – das ist verglichen mit den letzten Jahren neu – von einer anziehenden Investitionsgüternachfrage im Inland. So stiegen die Inlandsaufträge bis Dezember viermal in Folge an und stagnierten im Januar. Eine vergleichbare Serie gab es zuletzt 1994. Die Vorleistungsgüterproduzenten verzeichneten im Februar nur eine Zunahme um 0,2 % mom, die Konsumgüterproduzenten sogar lediglich um 0,1 % mom.

4. Alles in allem sind die Daten erfreulich. Unterstellt man für das produzierende Gewerbe im März (hypothetisch) Stagnation, so hätte die Produktion im ersten Quartal um 1,4 % qoq zugenommen. Damit hätten die Zuwachsraten der Produktion über vier Quartale hinweg über 1 % qoq gelegen, auch das eine Serie, wie man sie in Deutschland seit einiger Zeit nicht mehr erlebt hat. Fazit: Dem produzierenden Gewerbe geht es so gut wie schon lange nicht mehr.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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