Delle oder Double Dip?
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US-Präsident Obama will die Wirtschaft mit weiteren Konjunkturprogrammen ankurbeln. Im Vorfeld zu den Kongresswahlen im November ist die Zustimmung der oppositionellen Republikaner jedoch ungewiss. Derweil stand in Europa der Bankensektor im Mittelpunkt des Interesses. Nach der Verlängerung der Atomlaufzeiten in Deutschland befanden sich hier insbesondere die Energieversorger im Fokus.
US-Präsident will weitere Konjunkturprogramme
In der vergangenen Woche bekräftigte die amerikanische Notenbank Fed in ihrem Konjunkturbericht (Beige Book) ihre Einschätzung, wonach das Wachstum der US-Wirtschaft an Dynamik verliert. Präsident Obama will daher die staatlichen Konjunkturprogramme ausweiten. Im Einzelnen plant er die Aufstockung der Investitionen in die öffentliche Infrastruktur um weitere 50 Mrd. US-Dollar sowie die Einführung von Steuererleichterungen für Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Höhe von 100 Mrd. US-Dollar. Darüber hinaus sollen für die Jahre 2010 und 2011 die Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen verbessert werden. Hierfür veranschlagt der Präsident weitere 200 Mrd. US-Dollar. Ob die Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden, hängt von der Entscheidung des Kongresses ab. Dort benötigt Obama die Zustimmung der oppositionellen Republikaner. Im Vorfeld zu den im November anstehenden Wahlen zu Senat und Repräsentantenhaus gilt eine Zusammenarbeit als unwahrscheinlich.
Die amerikanischen Aktienmärkte notierten in der vergangenen Woche weitgehend unverändert. So schloss der Dow Jones Industrial mit 10.463 Punkten, einem leichten Minus von 0,1 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Europa: Bankensektor im Fokus
In Europa stand erneut der Bankensektor im Mittelpunkt des Interesses. Grund hierfür war die Ankündigung des irischen Finanzministers Lenihan, wonach die Anglo Irish Bank aufgespalten werden soll. Die Regierung plant demnach das Kreditgeschäft der drittgrößten Bank des Landes in eine Bad Bank auszulagern. Daneben soll eine reine Einlagenbank entstehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die irische Regierung das Institut verstaatlicht, nachdem es im Zuge der Finanzkrise in Schieflage geraten war. Seitdem hatte der Staat die Bank mit insgesamt 23 Mrd. Euro unterstützen müssen. Die Höhen des weiteren Finanzbedarfs ließ Lenihan offen. An den Märkten nährte die Nachricht Befürchtungen über eine erneute Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise.
Zudem prägte die Diskussionen über die künftigen Eigenkapitalanforderungen für Banken das Marktgeschehen. Unter dem Stichwort Basel III beraten Notenbanken und Aufsichtsbehörden über eine Verschärfung der bisherigen Regelungen. Ziel der Maßnahmen ist die Erhöhung der Stabilität im Finanzsystem, indem die Banken zum Vorhalten von mehr Eigenmitteln verpflichtet werden sollen. Spekulationen über die Höhe des zusätzlichen Eigenkapitals setzten Bankaktien im Wochenverlauf unter Druck. Am Wochenende einigte sich der zuständige Ausschuss bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) dann auf eine Erhöhung des Kernkapitals von bislang vier auf künftig sechs Prozent der risikogewichteten Aktiva. Darüber hinaus soll ein Risikopuffer in Höhe von 2,5 Prozent vorgeschrieben werden. Endgültig entschieden wird über die Regelungen auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der größten Wirtschaftsnationen (G20) im November.
Bereits in der vergangenen Woche kursierten zudem bereits Gerüchte über eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank. Aus Sorge vor einer starken Verwässerung der Anteile verlor die Aktie im Wochenvergleich 4,9 Prozent. Am Sonntag gab das Institut dann bekannt, dass man mindestens 9 Mrd. Euro frisches Kapital einsammeln wolle. Mit den zusätzlichen Mitteln soll zum einen der vollständige Erwerb der Postbank finanziert werden. Bislang hält die Deutsche Bank hier einen Anteil von rund 30 Prozent. Zum Anderen wolle man sich durch die Kapitalmaßnahme bereits jetzt für die höheren Anforderungen durch Basel III wappnen.
Deutschland: Laufzeitverlängerung bei Atommeilern
In Deutschland gab die Bundesregierung die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken bekannt. Durchschnittlich sollen die Anlagen danach 12 Jahre länger als ursprünglich vorgesehen am Netz bleiben. Im Gegenzug für die resultierenden Zusatzgewinne der Energieversorger wird eine Brennelementesteuer eingeführt. Zudem werden die Stromkonzerne zur Einzahlung in einen Fonds zur Förderung erneuerbarer Energien verpflichtet.
Zunächst reagierten die Versorger-Aktien positiv, gaben jedoch im Wochenverlauf die zuvor erzielten Kursgewinne teilweise wieder ab. Grund hierfür waren Diskussionen über das Ausmaß der steuerlichen Belastung und damit die tatsächliche Höhe der Zusatzgewinne. Darüber hinaus kündigten die SPD-geführten Bundesländer eine Klage gegen die Regelung beim Bundesverfassungsgericht an. Im Wochenvergleich legte die E.on-Aktie um 1,2 Prozent zu, während bei RWE der Zuwachs mit 0,3 Prozent deutlich schwächer ausfiel.
Ausblick
Delle oder Double-Dip? Die Frage, ob die US-Wirtschaft nur eine Verschnaufpause einlegt oder aber erneut in die Rezession abrutscht, war zuletzt das beherrschende Thema an den Märkten. Mit Spannung werden daher die August-Daten zum Konsum, der Industrieproduktion sowie zur Kapazitätsauslastung erwartet. Daneben steht die Veröffentlichung verschiedener Frühindikatoren an.
In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Index veröffentlicht. Zuletzt hatte der Wert einen leichten Rückgang der Konjunkturerwartungen unter den befragten Kapitalmarktexperten signalisiert.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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