Kommentar
11:58 Uhr, 21.11.2002

Deka reduziert die Wachstumsprognose

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal 2002 um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal zu. Dies entsprach den Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte, unsere Prognose eines Anstiegs um knappe 0,4 % war etwas optimistischer. Allerdings wurde das Wachstum im zweiten Quartal von 0,3 % qoq auf 0,2 % qoq nach unten revidiert, so dass sich - wie von uns erwartet - das Wachstum im dritten Quartal leicht beschleunigt hat. Das Vorjahresniveau wird nun wieder um 0,9 % überschritten.

Die Binnennachfrage nahm zum zweiten Mal in Folge leicht zu, getragen von einer erstaunlich regen privaten Konsumtätigkeit (+0,5 % qoq). Angesichts der unerfreulichen Lage am Arbeitsmarkt, des Kursverfalls an den Aktienmärkten und der zunehmenden Unsicherheit in der Wirtschaft ist dies ein bemerkenswertes Ergebnis. So erfreulich sich die privaten Konsumausgaben entwickelt haben, die für das Wachstum so wichtigen Ausrüstungsinvestitionen sind erneut und nunmehr zum achten Mal in Folge zurückgegangen, zuletzt wieder beschleunigt um 1,1 % qoq. Damit aber nicht genug, die Investitionstätigkeit im ersten Quartal wurde stark nach unten revidiert, sodass die Kontraktion im Jahresdurchschnitt sogar noch deutlicher als bisher angenommen ausfällt. Auch die Bauinvestitionen enttäuschten. Zum einen wurden diese für das zweite Quartal spürbar nach unten revidiert, zum anderen hat das dritte Quartal keine Wende zum besseren gebracht: Die Bauinvestitionen sanken um 0,4 % qoq und damit zum zwölften Mal in Folge. Vom Außenbeitrag gingen leicht stützende Effekte aus: Bei spürbar steigenden Exporten (2,7 % qoq) und Importen (2,8 % qoq) verblieb ein positiver Wachstumsbeitrag von 0,1 Prozentpunkten.

Die heutigen Zahlen enttäuschen und selbst die regere Konsumtätigkeit vermag das triste Bild nicht aufzuhellen. Der ungebremste Fall der Investitionen wird sich belastend auf den Arbeitsmarkt auswirken. Wo nicht investiert wird, werden auch keine Arbeitsplätze geschaffen. Dies stellt wiederum eine Hypothek für die Konsumtätigkeit da, denn arbeitslose Menschen schränken ihren Konsum ein und diejenigen die noch einen Arbeitsplatz haben, werden lieber einen "Groschen" für möglicherweise drohende schlechtere Zeiten beiseite legen, als ihren Konsum zu erhöhen. Hinzu kommen darüber hinaus ab dem Jahreswechsel die von der Wirtschaftspolitik billigend in Kauf genommenen zusätzlichen Belastungen durch höhere Sozialabgaben und höhere Steuern. Die Hoffnung auf weitere Exportstimuli wie in diesem Quartal werden sich nicht erfüllen, denn angeführt von den USA wird sich die weltwirtschaftliche Entwicklung in den kommenden beiden Quartalen wieder etwas verlangsamen.

Dies alles zusammen genommen und die deutliche Abwärtsrevision des zweiten Quartals zwingen uns, unsere bisherige Prognose eine Zuwachses des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr von 0,4 % auf nunmehr bestenfalls knappe 0,3 % zurückzunehmen. Für das kommende Jahr rechnen wir allenfalls mit einem Wachstum von 0,9 %. Ende des kommenden Jahres werden wir dann auf drei Jahre zurückblicken, in denen das Wachstum in Deutschland ununterbrochen und weit unter dem Durchschnitt der wachstumsschwachen neunziger Jahre gelegen hat.

Quelle: Deka

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