Deka - Prognosen zur Wirtschaft
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In den Vereinigten Staaten geht es zwar verhalten aufwärts, aber wir warten nach wie vor auf den stabilen und kraftvollen Aufschwung. Immerhin weisen die Indikatoren darauf hin, dass die konjunkturelle Erholung voranschreitet, auch wenn die Datenlage gemischt bleibt. Nach teilweise rückläufigen realwirtschaftlichen Daten für September und Oktober zeigt sich zum Jahresende erfreulicherweise, dass die amerikanische Volkswirtschaft nicht erneut in die Rezession abrutscht. Insbesondere mit Blick auf die Investitionstätigkeit und Beschäftigungsentwicklung sind unsere Erwartungen für die kommenden Quartale weiterhin verhalten.
In Euroland fehlen weiterhin die eigenen Aufschwungskräfte. Die derzeitigen Planungen der Regierung in Deutschland haben eher wachstumshemmende Wirkung. Ohne durchgreifende Reformen ist in naher Zukunft kein Ende der Wachstumsschwäche in Deutschland abzusehen. Über die konkreten wirtschaftspolitischen Pläne hinaus sorgt die Rhetorik der Regierungsparteien für Unsicherheit: Bewegen sie sich weg vom wirtschaftspolitischen Mittelweg wieder hin zum "Keynesianismus" alter Prägung? Investoren und private Haushalte werden durch solche Debatten verunsichert. Die mühsame konjunkturelle Erholung in Euroland hängt weiterhin fast ausschließlich an der Entwicklung in den Vereinigten Staaten.
Die Rentenmärkte bleiben im Spannungsfeld von Konjunkturhoffnungen und double-dip-Ängsten und haben im Monatsverlauf eher stärker tendiert. Mit einem deutlichen Zinsanstieg rechnen wir derzeit nicht, auch wenn sich die Rentenhausse langsam ihrem Ende nähern sollte. Die durch steigende Militärausgaben und voraussichtlich weitere Steuersenkungen verursachten Budgetdefizite in den USA bleiben in diesem Zusammenhang zu beobachten. Mittelfristig dürfte die moderate konjunkturelle Erholung das Zinsniveau etwas nach oben heben. Für die Zentralbanken sind Zinssenkungen angesichts der fragilen Konjunktur noch nicht vom Tisch. Bis auf weiteres rechnen wir jedoch mit eher konstanten Zinsen.
Prognoserevision
Aufgrund der Revisionen in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Eurolands stellt sich das Jahr 2002 geringfügig schlechter dar. Dies dämpft über einen geringeren statistischen Überhang auch leicht die Perspektive für 2003. Wir erwarten nun ein Wachstum vom 0,7 % (vorher 0,8 %) im Jahr 2002 und von 1,4 % (vorher 1,5 %) im Jahr 2003. Unsere Prognose für das Jahr 2004 blieb von diesen statistischen Effekten unberührt.
Watchlist
Weiterhin sind der US-amerikanische Arbeitsmarkt, nach dem überraschenden Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,0 % im November, und der Konsum, trotz anhaltender Zuwächse, aufmerksam im Blick zu behalten.
Eine militärische Intervention im Irak würde zweifellos einen negativen exogenen Schock für das Konjunkturbild darstellen. Verlauf und Länge eines Irak-Konflikts sind nicht absehbar. Daher können unsere Konjunkturszenarien diesen Faktor nur insoweit berücksichtigen, als wir Risikoprämien an verschiedenen Märkten vorfinden.
Konjunktur - Zinsen - Währungen
Die jüngsten Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten sprechen dafür, dass es nicht zu einem erneuten Abgleiten in die Rezession kommt. Wir bleiben daher bei unserem Bild, dass sich die gesamtwirtschaftliche Erholung zwar moderat fortsetzen wird, es aber ein Aufschwung ohne Schwung ist. Das Schlussquartal wird nur einen geringen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts zeigen, aber die zyklischen Impulse von der Geldpolitik und der Finanzpolitik sind wirksam. Insgesamt sind die Perspektiven für die Investitionstätigkeit und Beschäftigungsentwicklung in den kommenden Quartalen positiv, aber nur verhalten positiv. Mit einem jahresdurchschnittlichen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 % in 2003 liegen wir deutlich unter dem Consensus-Forecast.
Geldpolitik und Finanzpolitik unterstützen auch im Jahre 2003 die Konjunkturentwicklung in den USA. Wegen der fragilen Lage an den Aktienmärkten sowie der Gefahren aus einer hohen Unternehmensverschuldung wird die Fed die niedrigen Notenbanksätze bis auf weiteres beibehalten; Zinssenkungen sehen wir allerdings erst dann, wenn sich nochmals eine gravierende Verschlechterung an den Finanzmärkten oder in den Konjunkturindikatoren zeigt, was nach unserer Konjunktursicht jedoch unwahrscheinlich ist. Erst wenn sich der US-Aufschwung in einer deutlich steigenden Investitionstätigkeit und Beschäftigung verfestigt, wird die Fed ihre extrem expansive Geldpolitik zurücknehmen.
Die ohnehin geringen Inflationsgefahren sind durch den sehr zögerlichen Aufschwung noch weiter abgeschwächt worden. Da sich die Outputlücke bis Ende 2004 nicht schließen wird, rechnen wir für die Vereinigten Staaten allenfalls mit einem sehr moderaten Preisanstieg. Sinkende Inflationsraten sind angesichts des starken Produktivitätswachstums möglich.
Die schleppende Erholung in Euroland krankt an den fehlenden Reformbemühungen und an wachstumshemmenden politischen Weichenstellungen in Deutschland. Zwar wird auch hier, analog zu der erwarteten Entwicklung in den Vereinigten Staaten, der Aufschwung nicht abbrechen, aber die Zuwachsraten beim BIP gehen zunächst noch einmal zurück und steigen dann nur zögerlich an. Wir erwarten in Jahr 2002 für Euroland ein Wachstum von 0,7 % und im Jahr 2003 von 1,4 %. Deutschland bleibt weiter im Schlussdrittel der Euro-Liga mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 % in 2002 und 0,7 % im Jahr 2003.
In Euroland wirken mögliche Lohn-Preisspiralen dem konjunkturell bedingten Preisdruck nach unten entgegen, so dass deflationäre Entwicklungen sehr unwahrscheinlich sind. Die EZB hat mit ihrer Zinssenkung vom Dezember weitere Zinssenkungserwartungen begrenzt. Ausgeschlossen hat sie sie verbal jedoch nicht.
Die Rentenmärkte profitieren weiterhin von der Unsicherheit am Aktienmarkt. Angesichts des tendenziell disinflationären Umfeldes könnten die derzeit niedrigen Renditen auch teilweise Ausdruck eines Strukturbruchs sein. In Euroland reflektieren die Rentenkurse die sich weiter verschlechternde fundamentale Lage. Wir erwarten auf 3-Monatssicht Renditen von 4,5 %. Aufgrund der voraussichtlich anhaltenden negativen Konjunkturdaten würden wir uns derzeit nicht gegen den Trend sinkender Renditen stellen. Bei Bundrenditen von 4,25 % würden wir allerdings keine langen Laufzeiten mehr empfehlen. Wir rechnen damit, dass mittelfristig der Zinsanstieg bei Leitzinsen und Kapitalmarktzinsen deutlich geringer ausfällt als in früheren Zinszyklen.
Prognoserisiken (0 - 20 %)
Eine besser als erwartet eintreffende Konjunkturentwicklung erachten wir derzeit als sehr unwahrscheinlich.
Ein konjunkturelles Abwärtsszenario basiert vor allem auf einem erneuten Abgleiten der US-Wirtschaft in die Rezession (Double-Dip-Szenario). Dabei steht der Arbeitsmarkt als Archillesferse des Privaten Konsums im Vordergrund. Käme es zu einer erneuten Kostensenkungswelle in den Unternehmen, bliebe vermutlich selbst der verhaltene Beschäftigungsaufbau unseres Basisszenarios aus. Es würden Einkommen fehlen und die Nachfrage wäre geschwächt. Weiter rückläufige Aktienkurse könnten darüber hinaus Befürchtungen über die Solidität des Finanzsektors hervorrufen, die im schlimmsten Fall in einer Kreditklemme mit weiterer Dämpfung der Investitionstätigkeit münden. Auch ein Einbruch der Immobilienpreise ist als Risiko zu führen. In diesem Umfeld könnte die US-Wirtschaft wieder auf Null-Wachstum oder sogar darunter fallen. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario bleibt aus unserer Sicht dennoch gering (20 %).
Ein möglicher kriegerischer Irak-Konflikt ist hinsichtlich des Verlaufs und der Länge nicht abzusehen und daher nicht explizit in unseren Prognose-Szenarien enthalten. Eines ist aber sicher: Ein Irak-Krieg würde die Weltwirtschaft schwer belasten. Ein steigender, möglicherweise auch über einen längeren Zeitraum hoher Ölpreis sowie eine nachhaltige Verunsicherung der Investoren und Konsumenten wären die Folge. Gelingt es nicht, einen politischen Flächenbrand im Nahen Osten zu verhindern, wird die Weltwirtschaft erneut in die Rezession abgleiten.
Quelle: Deka
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