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13:58 Uhr, 28.07.2003

Deka - ifo-Anstieg macht noch keinen Aufschwung

Meldung von Fonds-Reporter.de

1. Das westdeutsche ifo-Geschäftsklima hat sich im Juli zum dritten Mal in Folge verbessert: Es stieg von 88,8 auf 89,2 Indexpunkte an. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (89,5 Punkte) wie auch unsere (89,7 Punkte) unterschritten. Wir raten zu einer vorsichtigen Interpretation der Ergebnisse, denn sie sind in mehrfacher Hinsicht nicht ausgewogen.

2. Es waren nämlich allein die Erwartungen, die für die Verbesserung des Geschäftsklimas verantwortlich waren. Sie nahmen kräftig von 98,6 auf 100,2 Punkte zu. Dabei waren es wohl weniger unternehmensspezifische Perspektiven, die zu der größeren Zuversicht geführt haben, als die Hoffnungen auf Entlastungen durch die Politik: Die vorgezogene dritte Stufe der Steuerreform führt nicht nur zu Entlastungen der Unternehmen, sie könnte auch endlich - so die Hoffnung - die binnenwirtschaftliche Nachfrage stimulieren. Die Gesundheitsreform könnte - so die Hoffnung - zu einer, wenn auch kleinen, Verringerung der Lohnnebenkosten führen. Laut ifo-Institut haben die Exporterwartungen (im Verarbeitenden Gewerbe) nochmals leicht nachgegeben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen derzeit noch nicht auf eine starke Belebung der Weltwirtschaft - allen voran der USA - setzen und dass die Belastungen der Euroaufwertung noch nachwirken.

3. Die Geschäftslage hat sich dagegen von 79,4 auf 78,7 Punkte verschlechtert. Diese Komponente spiegelt sehr viel stärker unternehmensspezifische Aspekte wider. Die Auftragseingänge waren im zweiten Quartal schlecht und limitieren damit die Produktionsmöglichkeiten für das dritte Quartal. Wir hatten dies zwar gesehen, waren in unserer Prognose aber optimistischer, weil die Unternehmen diese Umstände eigentlich auch im Vormonat hätten beachten müssen, es aber nicht taten. Die Lagebeurteilung der Unternehmen dümpelt weiter auf niedrigem Niveau vor sich hin: Mit der heutigen Umfrage befindet sich die Komponente der Lagebeurteilung weiter auf dem niedrigen Durchschnittsniveau des ersten Halbjahrs. Die ifo-Uhr verlässt mit den heutigen Daten das "Datenknäuel" der letzten Monate (Kreis) in Richtung Erholung, die Bewegung geht aber immer noch nicht nach Nordosten.

4. Ebenfalls unausgewogen scheint der "Branchenmix" zu sein. Es war - nach ifo-Angaben - wieder einmal in erster Linie der Einzelhandel, dessen Geschäftsklima sich überdurchschnittlich stark verbessert hat. Weit abgeschlagen, aber immer noch im Plus, rangiert das Verarbeitende Gewerbe. Allein in der Bauwirtschaft trübte sich die Stimmung ein. Die fast schon euphorische Stimmungsverbesserung im Einzelhandel vollzieht sich mit einer kurzen Unterbrechung seit Jahresbeginn. Für die aktuelle Aufhellung ist sicherlich die Aussicht auf Steuererleichterungen bei den Haushalten verantwortlich, die davor liegenden Verbesserungen sind aber nur schwer zu erklären, denn es sind bislang nur wenige Stimuli für den Privaten Konsum auszumachen.

5. Auch wenn die Verbesserung des ifo-Geschäftsklimas eine erfreuliche Nachricht ist, sie sollte nicht euphorisch stimmen. Zu unausgewogen ist dessen Entwicklung noch. Der Verweis auf die Faustformel "drei Anstiege = Trendumkehr" sollte nicht allzu eng ausgelegt werden, sie ist vielmehr eine Mindestanforderung an eine Trendumkehr. Entsprechend vorsichtig hat sich auch das ifo-Institut geäußert. Schließlich sollte nicht vergessen werden, dass diese Regel die Analysten vor nicht allzu langer Zeit schon einmal in die Irre geführt hatte. Bei einer entsprechend vorsichtigen Interpretation deutet die heutige Stimmungsaufhellung des Geschäftsklimas auf eine schwache Erholung gegen Jahresende hin. Unsere Prognose eines Wachstums von 0,1 % im Jahre 2003 steht damit im Einklang.

Quelle: Deka

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