Kommentar
09:31 Uhr, 13.01.2005

Deka-EZB-Kompass zeigt steigende Leitzinsen an <br />

1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im Dezember bei 58,5 Punkten. Der Vormonat wurde marginal von 59,3 auf 59,0 Punkte revidiert. Bedingt durch eine günstigere Ölpreisentwicklung stieg der EZB-Kompass damit zum Jahresende nicht so stark an, wie von uns bislang erwartet. Das Prognoseprofil liegt entsprechend etwas niedriger. Die Argumente für steigende Leitzinsen nehmen damit aber nicht ab, da ein niedrigerer Ölpreis eine gute Voraussetzung dafür ist, dass das Risiko eines erneuten Konjunktureinbruchs weiter sinkt.

2. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse lag im Dezember mit 54,7 Punkten niedriger als im November mit 55,4. Revidiert wurde insbesondere die Datenreihe für die Finanzpolitik für den gesamten Zeitraum seit 1999, da die OECD, auf deren Daten und Schätzungen zu den strukturellen Defiziten wir uns stützen, nun die neuen griechischen Defizitangaben der letzten Jahre berücksichtigt hat.

3. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse stieg von 73,3 auf 73,6 leicht an. Die monetären Aggregate haben diesen Monat erneut überrascht. Die Kreditvergabe lag nun zum dritten Mal in Folge über unseren Erwartungen. Das unten dargestellte Schaubild der Buchkredite macht die aktuelle Dynamik der Zeitreihen sehr deutlich. Die anziehende Kreditvergabe zeigt sowohl, dass die expansive Geldpolitik der EZB nicht unwirksam ist, als auch, dass die konjunkturelle Erholung der Euroland-Wirtschaft intakt ist. Zu betonen ist, dass die Kreditvergabe, das Geldmengenwachstum und die reale Geldmenge seit Oktober wieder alle über den Referenzwerten liegen, bei denen wir im Rahmen der EZB-Kompassberechnung neutrale Scores zuweisen. Die Argumentation der letzten drei Jahre, dass Portfolioumschichtungen die Geldmengendaten verzerren, die monetäre Analyse keine konsistenten Signale aussendet und sie daher nicht so wichtig genommen werden muss, lässt sich daher nicht mehr fortführen.

4. Gesamtaussage des Kompass und Leitzinsprognose: Der EZB-Kompass liegt derzeit und unserer Prognose zufolge auch in den nächsten Quartalen in einem Bereich, in dem Zinserhöhungen immer wahrscheinlicher werden. Das bisherige Stillhalten der EZB ist deshalb nicht verkehrt. Schließlich ist eine Zentralbank auch Risikomanager ihres Währungsraums. Dabei muss sie nicht nur ihr Hauptkonjunkturszenario beachten, sondern auch die Risiken, die auf beiden Seiten des Hauptszenarios liegen. Sind die Risiken wie in den letzten Jahren hoch, so tut sie gut daran, diese nicht noch durch die Geldpolitik zu erhöhen. Wenn sich die Konjunktur in den nächsten Quartalen weiter stabilisiert und der Arbeitsmarkt sich nicht mehr verschlechtert, sind die Risiken als zurückgehend einzustufen. Ungeachtet der unserer Einschätzung nach sehr günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten wäre dann eine Normalisierung der derzeit sehr niedrigen Realzinsen angebracht. Wir gehen davon aus, dass bei der Vorbereitung der Leitzinserhöhung monetäre Argumente von der EZB wieder verstärkt benutzt werden. Vermutlich wird sie darauf hinweisen, dass sie über einen zu niedrigen Realzins zu keiner Fehlallokation von Investitionen und Vermögensgütern beitragen möchte. Dies ermöglicht ihr die kommunikative Vorbereitung einer Zinserhöhung auch bei einer nur durchschnittlichen Konjunkturentwicklung. Wir erwarten daher weiterhin Zinserhöhungen von 25 Basispunkten jeweils im September und Dezember 2005.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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