Kommentar
09:34 Uhr, 02.11.2010

Deka-EZB-Kompass wie erwartet etwas schwächer

1. Der EZB-Kompass sank im Oktober von 49,2 Punkten auf 48,5 Punkte. Der Rückgang geht auf den Einkaufsmanagerindex, die Industrieproduktion, die Importpreise und die Preiserwartungen der Konsumenten zurück. Interessant ist derzeit die unterschiedliche Entwicklung der konjunkturellen Frühindikatoren Economic Sentiment und Einkaufsmanagerindex. Der umfassendere Indikator ist das Economic Sentiment, da es auch Umfragen zum Bausektor, dem Einzelhandelssektor und den Verbrauchern beinhaltet. Der Einkaufsmanagerindex hat zudem eine geringere Länderabdeckung. Wir tendieren daher im Zweifelsfall dazu dem Economic Sentiment ein höheres Gewicht beizumessen. Dennoch zeigt sich, dass der Weg der zukünftigen Konjunkturentwicklung alles andere als sicher ist. Erfreulich ist auch die leichte Verbesserung der Buchkredite. Mit einem Jahreswachstum von 1,5 % zeigt sie aber auch, auf welch geringem Niveau sich die Kreditexpansion trotz der niedrigen Zinsniveaus immer noch befindet. In realer Rechnung sind die Kreditvolumina weiter rückläufig.

2. Der Rückgang des EZB-Kompass kommt wie erwartet und sollte sich in den nächsten Monaten fortsetzen. Absehbar ist vor allem ein Rückgang der Importpreise, der Erzeugerpreise sowie der Industrieproduktion. Die Kreditvergabe sollte dagegen weiter ansteigen. Unsicher ist die Entwicklung der konjunkturellen Frühindikatoren. Ihnen könnte damit wieder eine Schlüsselrolle beim Tempo eines möglichen Exits aus der außergewöhnlichen Geldpolitik zukommen – dies jedenfalls, wenn schlechte Nachrichten aus den Bankensektoren in der Euroland-Peripherie ausbleiben.

3. EZB-Kommunikation: Die EZB hat auf ihrer Pressekonferenz sicherlich nicht so brisante Ankündigungen zu machen, wie sie von der Fed erwartet werden. Sie wird deswegen aber nicht betrübt sein, da dies auch Ausdruck einer in Euroland etwas stetigeren Konjunkturentwicklung und geringeren Deflationsgefahren ist. Sie wird sich auf der Pressekonferenz dennoch fragen lassen müssen, ob sie nicht auch zusätzliche Stimulierungen für die Wirtschaft bereithält. Dies könnte umso mehr ein Thema werden, wenn die Geldpolitik der Fed den Außenwert des Euro weiter nach oben treibt. Noch ist dies aber nicht der Fall. Der Außenwert liegt aktuell zwar rund 5 % höher als Anfang September aber weiterhin unterhalb des Niveaus vom Jahresanfang und dem Durchschnittsniveau von 2009. Noch im Sommer wurden viele Inflationsprognosen für die Eurozone mit dem Verweis auf den schwachen Euro angehoben. Diese Situation kehrt sich nun erst einmal um, sodass vom Außenwert zukünftig eine neutrale Wirkung ausgehen sollte. Dies wird zunächst dazu führen, dass die aktuell mit rund 10 % yoy noch hohen Importpreise sich etwas moderieren. Bis der Eurokurs zu Deflationsgefahren in der Eurozone führt, müsste er jedoch noch deutlich zulegen. Vorher ist auch von Präsident Trichet kein Kommentar zur expansiven Geldpolitik der Fed und den sich daraus ergebenen Währungsturbulenzen zu erwarten. Ein weiteres Thema der Pressekonferenz dürften die Einwände von Bundesbankpräsident Weber zur vermeintlich zu expansiven Geldpolitik der EZB sein. Dies mag aus deutscher Sicht zutreffend sein. Bei Betrachtung des Euroraums insgesamt ist es dies jedoch wohl kaum. Zudem ist auch klar, dass die EZB bei ihrer Geldpolitik in sehr starkem Maß die Stabilität des Finanzsystems beachten muss. Die Entwicklung an den Bondmärkten in der Europeripherie in der letzten Woche zeigt, dass die Schuldenkrise noch lange nicht gelöst ist. Noch stärker trifft dies auf die Kreditwürdigkeit einzelner Banken der Europeripherie zu, die bei der Refinanzierung offensichtlich immer stärker auf die EZB angewiesen sind. Die EZB wird folglich weiter Krisenmanager mit Blick auf die Downside-Risiken in der Eurozone sein. Die sich in Deutschland daraus ergebenen Inflationsgefahren sind dagegen für die EZB von untergeordneter Bedeutung. Allerdings fällt auf, dass die Aussagen von Weber und Stark mit einem starken Zinsanstieg am Geldmarkt einhergingen. Daher ist es möglich, dass sie dem EZB-Rat gar nicht so unwillkommen sind wie allgemein gedacht. Konkrete Ankündigungen erwarten wir von der EZB nicht. Sie wird bezüglich der weiteren Ausgestaltungen der Refinanzierungstender auf den Dezembertermin verweisen, wenn die EZB zusätzlich die aktualisierten Mitarbeiterprognosen für 2011 und erstmal auch Prognosen für 2012 veröffentlichen wird. Allenfalls dürfte sich Trichet optimistisch bezüglich der aktuellen Konjunkturindikatoren zeigen und auf die zuletzt wieder gestiegene Kreditvergabe verweisen, die auf eine langsame aber fortschreitenden Erholung der Eurozone schließen lässt. Schließlich erwarten wir kritische Worte von Trichet bezüglich des Regelwerks für die europäische Finanzpolitik. Dass aus der aktuellen politischen Diskussion tatsächlich eine Verschärfung der Regeln und mittelfristig geringere Verschuldungsgrade der Staaten resultieren, erscheint derzeit alles andere als sicher.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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