Deka-EZB-Kompass sinkt erneut
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1. Der EZB-Kompass, der die wichtigsten makroökonomischen Einflussgrößen auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zusammengefasst darstellt, ist im Februar von 11,5 auf 9,4 Punkte gefallen. Alle Komponenten des Kompasses weisen Scores auf, die unter dem neutralen Wert von 50 liegen. Daran wird sich unserer Einschätzung nach auf Sicht von sechs Monaten nichts ändern, sodass der EZB-Kompass bis Anfang Herbst nahe der aktuell sehr niedrigen Niveaus liegen wird. Auf Sicht von 18 Monaten, die die EZB für ihre Geldpolitik als relevanten Zeitraum bezeichnet, dürfte der Kompass wieder über dem aktuellen Niveau liegen, allerdings immer noch keine neutralen Niveaus erreichen.
Damit sind bis auf weiteres sehr niedrige Leitzinsniveaus angemessen. Wir erwarten am Donnerstag eine Zinssenkung um 50 Bp auf 1,5 %. Im April erwarten wie konstante Leitzinsen und eine weitere Senkung im Mai. Bis Juni sollte der Leitzins auf 1,0 % sinken, ein Wert, den einige Mitglieder des Zentralbankrates offensichtlich nicht unterschreiten wollen. Unserer Einschätzung nach müssen sie dies auch nicht. Schließlich liegt der Eonia-Tagesgeldsatz seit Monaten deutlich unterhalb des Refinanzierungssatzes. Solange die Banken weiterhin Überschussreserven halten, wird sich der Eonia-Satz weiter am Einlagesatz der EZB orientieren. Dieser wiederum liegt 100 Bp unterhalb des Refisatzes und sollte damit im Sommer gegen 0 % tendieren.
2. Auf der Pressekonferenz wird die EZB vermutlich zu den möglichen Instrumenten Stellung nehmen, die ihr zur Verfügung stehen, wenn die Zinspolitik allein nicht mehr ausreicht, um die Konjunktur zu stimulieren. Auf der letzten Pressekonferenz hat Präsident Trichet dieses Thema sehr ausweichend beantwort. Zudem erwarten wir, dass die EZB nach Lösungsansätzen für die Finanzierung der zunehmenden Staatsverschuldung der EU-Staaten befragt wird.
3. Aufgrund der Schuldenproblematik aller Eurostaaten wird die EZB zudem signalisieren müssen, dass sie ihre Inflationsnorm sehr ernst nimmt. Daher gehen wir auch davon aus, dass im 2. Halbjahr 2010 wieder Leitzinserhöhungen vorgenommen werden. Wir beobachten, dass viele Stimmen in der Öffentlichkeit fest davon ausgehen, dass die zunehmende Staatsverschuldung nur über eine höhere Inflationsrate in den Griff zu bekommen ist. Dieser Einschätzung schließen wir uns nicht an. Aufgrund der großen Produktionslücke wird es den Zentralbanken in den nächsten Jahren gar nicht möglich sein, ausreichend viel Inflation zu generieren, um die Staaten real zu entschulden. Das Gegenteil wäre sogar der Fall: Beim kleinsten Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Inflationsnorm würden die Inflationserwartungen und damit die Zinsen ansteigen und damit die Finanzierung der Staatsschulden schwieriger. Dieser Effekt würde aufgrund der niedrigen Kapazitätsauslastung schneller wirken als der Effekt steigender Inflationsraten auf die Verschuldung, sodass die Staatshaushalte eher belastet als entlastet würden. Die EZB muss bei ihrer Geldpolitik also weiterhin in alle Richtungen schauen. Kurzfristig überwiegen die Deflationsgefahren. Sie rechtfertigen eine extrem expansive Politik. Mittelfristig ist das Mandat der EZB zu verteidigen. Wir werden daher weiterhin auch die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen beobachten, denn die Zinserhöhung im letzten Sommer hat gezeigt, dass die EZB zu einer unkonventionellen Geldpolitik durchaus fähig und willens ist.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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