Kommentar
10:40 Uhr, 04.02.2009

Deka-EZB-Kompass sinkt auf neues Rekordtief

1. Der EZB-Kompass, der die wichtigsten makroökonomischen Einflussgrößen auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zusammengefasst darstellt, ist im Januar auf 11,8 Punkte gefallen. Der Vormonat wurde von 19,3 auf 14,3 Punkte herabrevidiert. Der Indikator hat damit einen neuen Tiefstand seit Beginn der Währungsunion erreicht. Alle Komponenten des Kompasses weisen Scores auf, die unter dem neutralen Wert von 50 liegen. Daran wird sich unserer Einschätzung nach auf Sicht von sechs Monaten nichts ändern, sodass der EZB-Kompass bis Anfang Herbst nahe der aktuell sehr niedrigen Niveaus liegen wird. Auf Sicht von 18 Monaten, die die EZB für ihre Geldpolitik als relevanten Zeitraum bezeichnet, dürfte der Kompass wieder über dem aktuellen Niveau liegen, allerdings immer noch keine neutralen Niveaus erreichen.

2. Von den seit dem letzten Zinsentscheid veröffentlichten Daten war die Kreditvergabe im Dezember am bemerkenswertesten. Die Kreditvolumina gingen im Monatsvergleich saisonbereinigt erstmal seit Beginn der Währungsunion zurück und mit -0,4 % mom sogar deutlich. Selbst die neu eingeführte Abgrenzung, bei der die Kreditvolumina um die verbrieften oder verkauften Kredite bereinigt werden, zeigte einen saisonbereinigten Monatsrückgang. Damit muss sich ein zentraler Bestandteil der Kommunikation mancher Notenbanker ändern – nämlich, dass bisher keine Anzeichen für eine Kreditklemme zu erkennen sind.

3. Die EZB hat klar gestellt, dass sie im Februar keine Zinsänderung beabsichtigt und darüber erst im März bei Vorlage der neuen – und mit Sicherheit niedrigeren Mitarbeiterprojektionen für BIP und Inflation – entscheiden wird. Sie hat im Januar zudem erklärt, dass sie einiges an schlechten Nachrichten erwarten würde, um nicht erneut durch schlechte Konjunkturdaten zu einer Zinssenkung gedrängt zu werden. Wir bleiben entsprechend bei unserer Prognose von Zinssenkungen um 50 Bp auf 1,5 % im März und um jeweils 25 Bp im Mai und Juli. Die EZB wird sich vermutlich schwer tun, dass dann erreichte Niveau von 1,0 % zu unterschreiten. Dies mag auch daran liegen, dass eine quantitative Lockerung die EZB durch Ankauf von Wertpapieren schwieriger sein könnte als in anderen Währungsräumen. Theoretisch erlaubt Artikel 18 des EZB-Statutes den Forderungsankauf („können die EZB und die nationalen Zentralbanken auf den Finanzmärkten tätig werden, indem sie auf Gemeinschafts- oder Drittlandswährungen lautende Forderungen und börsengängige Wertpapiere sowie Edelmetalle endgültig (per Kasse oder Termin) oder im Rahmen von Rückkaufsvereinbarungen kaufen und verkaufen“). In der Praxis könnte sich die EZB aber leicht im Gestrüpp nationaler Interessen verstricken, da alle Staaten ein Interesse daran hätten, dass ihre Vermögenspapiere aufgekauft würden. Theoretisch sind auch die Bilanzrisiken, die die EZB beim Forderungskauf eingehen würde, geregelt (Art. 33: „Falls die EZB einen Verlust erwirtschaftet, kann der Fehlbetrag aus dem allgemeinen Reservefonds der EZB und erforderlichenfalls nach einem entsprechenden Beschluss des EZB-Rates aus den monetären Einkünften des betreffenden Geschäftsjahres […] an die nationalen Zentralbanken verteilt werden.“ Zur Not könnte der EZB-Rat auch beschließen das Kapital der EZB, das von den nationalen Zentralbanken eingezahlt wird, zu erhöhen (Art. 28). In der Praxis ist es aber wieder fraglich, ob die EZB die Bilanzrisiken ohne eine entsprechende Garantiezusage der Finanzministerien eingehen würde. All dies schließt nicht aus, dass die EZB dem Beispiel der Fed folgen sollte, wenn es wirtschaftlich notwendig sein sollte, sie wird die Fed allerdings auch nicht als Vorbild ansehen. Daher werden alle weiteren Zinssenkungen wohl dosiert erfolgen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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