Deka erwartet Zinssenkung um 25 Basispunkte
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Der EZB-Kompass liegt im November bei 61,7 nach 62,4 im Vormonat. Die bei der letzten Berechnung des Kompasses noch nicht vorliegenden Werte für Oktober sind per Saldo ziemlich genau so veröffentlicht worden, wie von uns geschätzt, so dass sich kein großer Revisionsbedarf ergab. Der Kompass sinkt im November im Vergleich zum Oktober, da wir eine niedrigere Kreditvergabe, einen höheren Outputgap, eine niedrigere Industrieproduktion und eine leichte Verschlechterung des Economic Sentiments gesehen haben bzw. prognostizieren.
Die monetäre Teilsäule kommt im November auf einen Score von 71,9 nach 72,3 im Oktober. Der Score der monetären Säule liegt damit weiterhin sehr hoch und reduziert sich nur allmählich. Die unverändert hohe M3-Wachstumsrate, sowie die hohe Geldlücke stehen einer eher schwachen, aber gemäß EZBAngaben nahe dem langfristigen Durchschnitt liegenden Kreditvergabe gegenüber. Wir schätzen die Signale aus der monetären Säule daher de facto als zinsneutral ein. Die weitere Prognose der monetären Säule ist nach unten gerichtet, einstürzen wird die Säule jedoch nicht.
Die Inflationsteilsäule steht im November bei 51,4 nach 52,4 im Oktober. Sie ist wie erwartet aufgrund leicht zurückgehenden Verbraucherpeise gefallen. Erzeugerpreise und Importpreise wiesen dagegen etwas höhere Werte auf. Von der Finanzpolitik gingen im Monat keine neuen Impulse aus. Das Solbes-Papier zu möglichen Reformen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes wird die Neigung der EZB für starke Zinssenkungen nicht erhöhen. Hier muss sie abzuwarten, wie der politische Prozess bezüglich dieses Themas weiter vonstatten geht. Das beste was sich zur Finanzpolitik derzeit sagen lässt, ist, dass sie keinen großen Druck auf die EZB ausübt. Es bleibt jedoch zu vermuten, dass dies eher an den Zinssenkungsignalen der EZB liegt, als an der Einsicht der Politik, dass Zinssenkungsaufforderungen an die Adresse der EZB so hilfreich sind wie beim Fussball Meckern nach einer gelben Karte. Bezüglich des Solbes-Papiers wird das Erscheinen von Duisenberg vor der EU-Kommission anlässlich des vierteljährlichen monetären Dialogs am Dienstag wichtig sein.
Die EZB hat seit dem letzten Zinsentscheid im November auf der Pressekonferenz, im Monatsbericht und in verschiedenen Interviews darauf hingewiesen, dass Zinssenkungsspielraum besteht. Alles andere als eine Zinssenkung wäre daher eine Überraschung. Die Frage bleibt, wie hoch sie ausfällt. Die unterschiedliche Vehemenz der Äußerungen der Ratsmitglieder in den letzten Wochen lässt vermuten, dass hierüber im EZB-Rat noch keine Einigung besteht. Bei dem letzten Interview von Prof. Issing waren - wie auch schon im Monatsbericht - die warnenden Töne deutlich zu erkennen. Die Inflationsraten bleiben trotz der Wirtschaftsschwäche Eurolands in vielen Ländern nämlich zu hoch. Hauptaufgabe der Geldpolitik ist es daher, diese Inflationsraten zu reduzieren, so dass der Inflationskorridor der EZB mittelfristig eingehalten wird. Dieses Jahr wird er zum dritten mal in Folge verfehlt werden, ohne dass steigende Energiepreise in diesem Jahr dafür Schuld sind.
Mitentscheidend für die Höhe der Zinssenkung der EZB werden auch die neuen Staffprojektionen der EZB sein. Eine Zinssenkung um 50 BP würde sich mit Projektionen einer Rezession, Deflationsgefahren und einer in 2003 nicht mehr zum Potenzialwachstum zurückkehrenden Euroland-Wirtschaft begründen lassen. Wir zweifeln aber daran, dass die EZB ein so düsteres Bild für das nächste Jahr zeichnen wird.
Insgesamt halten wir einen graduellen Zinssenkungsprozess für mit der Strategie der EZB vereinbar. Dabei kann die EZB gemäß den voraussichtlich allmählich sinkenden Inflationsraten kleine Zinssenkungen vornehmen. Wir erwarten daher eine erste Zinssenkung von 25 BP im Dezember, der bereits im Januar, wenn der HVPI zwischenzeitlich auf 1,9 % yoy fallen sollte, eine zweite Zinssenkung um 25 BP folgen sollte.
Quelle: Deka
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