Deka - Die Industrieproduktion sinkt
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Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe sank im Dezember unerwartet kräftig um 2,6 % mom. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten einen Rückgang um 1,5 % mom erwartet (Reuters -1,1 % mom), wir waren von einer Schrumpfung um 1,2 % mom ausgegangen. Das Vorjahresniveau wird damit zum Jahresende um 0,5 % unterschritten.
Die Produktion im Bauhauptgewerbe sank im Dezember um 5,8 % mom. Damit sank die Bauproduktion in diesem Jahr kalender- und saisonbereinigt um 5,6 % mom, nachdem sie schon im Vorjahr um 7,1 % abgenommen hatte. Um die desolate Lage der Bauwirtschaft zu illustrieren: Im vergangenen Jahr wurden nur noch 75 % der Bauproduktion des Jahres 1995 erzielt.
Kräftig zurückgegangen ist auch die industrielle Erzeugung im Dezember (-2,7 % mom). Von deutlichen Rückgängen waren vor allem die im vergangenen Monat starken Hauptgruppen betroffen, die Investitionsgüterproduzenten (-4,2 % mom) und die Vorleistungsgüterproduzenten (-2,5 % mom). Hier wird der Rückpralleffekt besonders deutlich. In anderen Zeiten hätte dieser Effekt durch eine aufwärtsgerichtete konjunkturelle Entwicklung abgefedert werden können, derzeit ist dies aber nicht möglich. Allein die Konsumgüterproduktion konnte sich nach dem deutlichen Anstieg im Vormonat mit einem leichten Plus von 0,2 % mom in den Dezember retten. Die Großaufträge im November dürften sich hier stützend bemerkbar gemacht haben.
Ein kleiner Relativierungsansatz für den Dezember liegt in der Lage der Feiertage, die durch wenige Brückentage zu einer längeren Urlaubszeit zusammengefasst werden konnten und zu Produktionsausfällen führten. Solche Konstellationen können von der Saisonbereinigung nicht vollständig erfasst werden, sodass die saisonbereinigte Entwicklung die konjunkturelle Dynamik zu gering ausweist. Doch selbst wenn man dies berücksichtigt, ändert sich nichts an der Erkenntnis, dass sich die Industrie in einer ausgeprägten Schwächephase befindet.
Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe hat im Jahr 2002 wie auch in 2001 abgenommen. Die Gründe sind symptomatisch für die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren. Die Bauwirtschaft kämpft immer noch - nach sieben Jahren (!) - mit den Folgen einer exzessiven Subventionspolitik Anfang der neunziger Jahre, bei der die öffentliche Hand am Markt vorbei künstlich einen Bauboom kreiert hatte. Die Industrie hängt unverändert stark am Tropf der Weltwirtschaft. Geht es dieser gut, sind durchaus beachtliche Zuwachsraten zu erzielen, schwächelt diese aber, kann die Binnenwirtschaft nicht in die Bresche springen. Zu lange wurden echte Reformen hinausgezögert.
Das Winterhalbjahr bringt uns schon ein halbes Jahr nach der Rezession die erste Konjunkturdelle, noch bevor die deutsche Wirtschaft wieder an Schwung gewinnen konnte: Das Bruttoinlandsprodukt wird stagnieren, möglicherweise sogar noch einmal negativ werden. Den Belastungen der Binnennachfrage zum Trotz - Arbeitslosigkeit, Energiepreise, Steuern- und Abgabenerhöhungen - wird die deutsche Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr mühsam aus diesem neuerlichen Tal herauskommen, allerdings nur dann, wenn die Weltwirtschaft wieder an Expansionstempo gewinnt.
Quelle: Deka
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