Deka - Die Arbeitslosenzahlen steigen wieder
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1. Nach zwei Monaten mit vordergründig guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt hat uns die Realität wieder eingeholt. Im Juli ist die Anzahl der Arbeitslosen um 95 Tausend angestiegen auf 4,352 Millionen Personen. Das sind 305 Tausend Personen mehr als im Juli 2002. Und wieder befinden wir uns fast auf Rekordniveau: Seit der Wiedervereinigung war nur 1997 der Bestand an Arbeitslosen in einem Juli höher (4,354 Millionen Personen). Wie wir schon im vergangenen Monat vorhergesagt hatten, drängten im Juli verstärkt die Schul- und Ausbildungsabgänger auf den Arbeitsmarkt. Unüblicherweise lag nämlich kein Ferienbeginn in einem Bundesland vor dem statistischen Zähltag im Juni, was den Juniwert in zu positivem Lichte erscheinen ließ. Und so meldeten sich im Juli viele Schulabgänger bzw. fertig Ausgebildete, die vom Arbeitgeber nicht übernommen wurden, arbeitslos. Zwar werden viele der Schulabgänger im Herbst eine Ausbildung beginnen, jedoch ist auch hier mit einer Enttäuschung zu rechnen, denn es mangelt an Ausbildungsplätzen. Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht noch höher ausfiel, liegt weiterhin an den Folgewirkungen des Job-Aqtiv- Gesetzes, sichtbar an der erneut gestiegenen Anzahl der "Abgänge in die Nichterwerbstätigkeit". Diese haben sich laut Bundesanstalt für Arbeit um 56 Tausend Personen auf 329 Tausend nochmals erhöht. Dass damit das Problem der Arbeitslosigkeit einfach aus der Statistik gedrängt wird, liegt auf der Hand.
2. Die saisonbereinigte Anzahl der Arbeitslosen ist nach zwei aufeinanderfolgenden Rückgängen jetzt wieder um 7 Tausend Personen auf 4,408 Millionen angestiegen. Das sind immerhin 315 Tausend Personen mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat. Die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Juli auf den Maiwert von 10,4 % zurückgeschnellt, nachdem sie sich im Juni kurzzeitig auf 10,2 % erholt hatte. Saisonbereinigt stabilisierte sich die Arbeitslosenquote bei 10,6 %. Auch in der EUharmonisierten Definition ergab sich keine Änderung der Quote von 9,4 %.
3. Die heute auch veröffentlichten Maizahlen zur Erwerbstätigkeit zeigen, dass das Tal am Arbeitsmarkt längst nicht durchschritten ist. Nicht saisonbereinigt war die Anzahl der Erwerbstätigen im Mai 2003 um 660 Tausend Personen niedriger als im Mai 2003. Mit saisonbereinigt 38,100 Millionen Erwerbstätigen wurde der niedrigste Stand seit Juni 1999 registriert. Gegenüber dem Vormonat waren damit 34 Tausend Personen weniger in der Erwerbstätigkeit.
4. Auch wenn es oberflächlich kurzzeitig so schien, als ob der deutsche Arbeitsmarkt die schlimmsten Zeiten gesehen hätte - die heutigen Zahlen haben gezeigt, dass dem nicht so ist. Trotz der statistischen Folgeeffekte des Job-Aqtiv-Gesetzes und trotz des erfolgreichen Versuchs, über die Ich-AG's Menschen aus der Arbeitslosigkeit in die Selbständigkeit zu befördern, steigt die Arbeitslosigkeit weiter an. Und da der Arbeitsmarkt der Konjunktur hinterher läuft, ist auch nicht so schnell mit einer durchgreifenden Besserung am Arbeitsmarkt zu rechnen. Erst zu Beginn des nächsten Jahres dürfte sich die Situation langsam zum Besseren wenden - dank der konjunkturellen Erholung. Für eine deutliche strukturelle Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt sind jedoch weiterhin nachhaltige Arbeitsmarktreformen erforderlich, die bisherigen kleinen Schritte sind hierfür nicht ausreichend.
Quelle: Deka
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