Kommentar
14:33 Uhr, 13.01.2003

Deka - Analyse aktueller Konjunkturparameter

Die Erzeugung im deutschen Produzierenden Gewerbe nahm im November überraschend stark um 2,5 % mom zu. Dies ist der höchste Anstieg seit Juli 2000. Von Bloomberg befragte Analysten waren von einem Anstieg um 0,6% mom (DekaBank 0,5 % mom) ausgegangen, wobei die Spanne der abgegebenen Prognosen von -0,7 % mom bis 1,9 % mom reichte. Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % überschritten.

Das kräftige Plus im Produzierenden Gewerbe ist zum einen dem Bauhauptgewerbe (3,8 % mom) und zum anderen der Industrie (2,6 % mom) zu verdanken. Unter den industriellen Hauptgruppen stechen die Investitionsgüterproduzenten hervor, deren Produktion um 4,1 % mom zunahm. Hierin spiegelt sich in erster Linie die gute Auftragsentwicklung dank internationaler Großaufträge wider. Ferner zeigt sich in dem kräftigen Plus auch eine gewisse technische Gegenreaktion zu den vorangegangenen beiden schlechten Monaten. Aus den guten Novemberdaten eine Trendwende bei den seit nunmehr sieben Quartalen rückläufigen Ausrüstungsinvestitionen abzuleiten erscheint zu früh, denn die Entwicklung der Inlandsaufträge der Investitionsgüterproduzenten gibt dies noch nicht her. Kräftig, aber unterdurchschnittlich legte die Produktion der Vorleistungsgüterproduzenten zu (1,8 % mom). Prinzipiell ist dies aufgrund des vorlaufenden Charakters der Vorleistungsgüterproduktion ein gutes Zeichen für die Entwicklung in der Industrie, doch auch hier kam die Nachfrage eher aus dem Ausland als aus dem Inland. Die Zunahme der Konsumgüterproduktion im November um 1,3 % mom muss vor dem Hintergrund der schwachen Vormonatsergebnisse gesehen werden und überrascht auch angesichts der schwachen Einzelhandelsumsätze im November und des rückläufigen Verbrauchervertrauens. Möglicherweise haben sich hier die Großaufträge aus dem Ausland im November schon etwas spürbar gemacht.

Stehen wir schon am Beginn des Aufschwungs? Derzeit noch nicht! Die guten Auftragseingänge im Oktober und November waren auf Großaufträge zurückzuführen. Sie verbessern zwar das Auftragspolster der Industrie, sind aber nicht nachhaltig. Auch kommen die stärkeren Nachfrageimpulse derzeit aus dem Ausland, die deutsche Binnenwirtschaft hinkt noch hinterher. Und daran wird sich kurzfristig nichts ändern. Die Konsumnachfrage wird derzeit durch die hohen Ölpreise und die schlechte Arbeitsmarktentwicklung gehemmt. Hinzu kommen noch die zusätzlichen Steuer- und Abgabenbelastungen seit dem 1. Januar. Gleichzeitig sind die Anstöße vom Ausland noch nicht stark und vor allem regelmäßig genug, um die deutsche Volkswirtschaft auf Trab zu bringen. Für das Winterhalbjahr bedeutet dies, dass die Gesamtwirtschaft nahezu stagniert. In der Industrieproduktion deutet sich dies schon an: Selbst wenn es zu keiner Revision der guten Novemberzahlen kommt und selbst wenn es zu keiner technischen Gegenbewegung im Dezember, sondern zu einem Nullwachstum der Industrieproduktion kommt, ist ein Plus bei der industriellen Erzeugung (ohne Bau) im vierten Quartal kaum zu erreichen.

Quelle: Deka

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