Defensive Werte übernehmen die Führung
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In der letzten Woche gaben die Kurse an den US-Aktienmärkten leicht nach. Auslöser waren ein Anstieg der Gewalt sowie zahlreiche Geiselnahmen im Irak, die Anleger am optimistischen Ausblick für die Wirtschaft und die Verbraucherausgaben zweifeln ließen. Ölgesellschaften erhielten Auftrieb durch den spürbaren Ölpreisanstieg, während besser als erwartete ISM-Zahlen für den Bereich außerhalb des Produzierenden Gewerbes für gute Stimmung bei Dienstleistern sorgten. Die jüngsten positiven Beschäftigungszahlen wurden indes durch den weiteren Rückgang der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung untermauert.
Erneut positiv verlief die Woche am japanischen Aktienmarkt, wobei Nebenwerte auch diesmal eine bessere Performance erzielten als ihre großen Mitbewerber. Um 1% höher schloss der Nikkei, während der auf Nebenwerte konzentrierte Topix Second Section Index die Woche mit einem Plus von 2% beendete. Untermauert wurde die Erwartung hinsichtlich einer nachhaltigen Erholung der Binnenwirtschaft durch die japanische Zentralbank, die die Lage der Wirtschaft am letzten Freitag mit den Worten "eine langsame Erholung [...] mit zunehmender Festigung der Binnenwirtschaft" beschrieb, nachdem sie zuvor nur von einer "langsamen Erholung" gesprochen hatte. Überschattet wurde dieser positive Bericht jedoch durch die Ereignisse im Irak. So litt das Vertrauen der Anleger unter der Entführung von drei Japanern durch aufständische Iraker, die Japan ein Ultimatum von drei Tragen zum Abzug seiner Truppen aus Irak stellten. Fünf Tage später wurde immer noch mit den Entführern verhandelt. Das in dieser Woche veröffentlichte Verbrauchervertrauen für Tokio übertraf derweil die Erwartungen der Analysten.
Kursanstiege gab es an den europäischen Aktienmärkten. Besonders gefragt waren die in den letzten Wochen eher vernachlässigten Branchen wie Öl und Gesundheit, die stark in Europa vertreten sind. In die Knie gingen hingegen Technologiewerte, nachdem Nokia, das um 19% einbrach, seine Umsatzprognose für das erste Quartal verfehlte. Defensive Werte wie BP und Glaxo (beide +4%) verhalfen dem Markt jedoch insgesamt zu einem Anstieg. Unerwartete Umsatzeinbrüche im Februar belasteten den Einzelhandel in der Eurozone und in Deutschland und Großbritannien enttäuschten die Zahlen zur Industrieproduktion. In Frankreich und Italien hingegen stieg die Industrieproduktion im gleichen Monat stärker als erwartet. Die Bank von England ließ die Leitzinsen unverändert bei 4%. Vom Markt wurde diese Entscheidung allerdings mit einem Achselzucken abgetan, der nun für Mai mit einer Zinsanhebung rechnet.
Für Verunsicherung an den Märkten der Region Asien-Pazifik sorgten die Geiselnahmen im Irak. Neben den drei Japanern wurden auch sieben südkoreanische Zivilisten entführt, später aber wieder freigelassen. Erwartungen hinsichtlich einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft verhalfen den Märkten jedoch zu einem Anstieg, wobei sich der südkoreanische Kospi-Index um 2,5% und der taiwanesische Index um 1% verbesserten. Die südkoreanische Zentralbank ließ den Leitzins unverändert bei 3,75%. Weil sich der Markt vom jüngsten Anziehen der geldpolitischen Zügel in China im Wesentlichen unbeeindruckt gezeigt hatte, erhöhte die People's Bank of China (PBOC) erneut den Satz für die Mindestreserveanforderung der Banken.
Kursverluste an den weltweiten Staatsanleihemärkten waren das Ergebnis von Spekulationen, der Beschäftigungsaufbau in den USA werde die Inflation anheizen. Wegen des anhaltenden Aufwärtstrends an den Aktienmärkten sowie der Besserung der Wirtschaft des Landes gaben die Anleihekurse in Japan nach.
An den Devisenmärkten festigte sich der Dollar, weil die Zuversicht in ein nachhaltiges Wachstum der US-Wirtschaft steigt. Wegen der Ereignisse im Irak gab der Yen allerdings nach.
Im Wochenverlauf machte der Rohölpreis an den Rohstoffmärkten einen Sprung um 8,5% nach oben. Ausschlaggebend waren Prognosen über eine höhere Nachfrage aus China, unterdurchschnittliche US-Vorräte sowie die Unruhen im Irak.
Defensive Standardwerte dürften die Führung übernehmen
Auch in der letzten Woche kennzeichneten Schwankungen als Folge geopolitischer Entwicklungen und geänderter Zinsprognosen die Aktienmärkte. Anders als im letzten Jahr wird derzeit kein bestimmter Anlagestil bevorzugt, was auf mangelnde Überzeugung der Marktteilnehmer hinweist. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass defensive Standardwerte, die im letzten Jahr deutlich hinterher hinkten, zunehmend gefragt sind. Für weiteren Auftrieb könnte die bevorstehende US-Berichtssaison zum ersten Quartal sorgen, sofern die Zahlen mit den hohen Erwartungen (plus 17% gegenüber dem Vorjahr) Schritt halten.
Nur kurze Verschnaufpause für den US-Dollar
Nach den massiven Kurseinbrüchen in der zweiten Jahreshälfte 2003 scheint sich der US-Dollar in den letzten Monaten zu festigen. So fielen die jüngsten Konjunkturzahlen positiv aus und die Bedenken hinsichtlich der Leistungsbilanz werden durch die steigende Zuversicht in ein nachhaltiges Wachstum in den Hintergrund gedrängt. Ein starke Berichtssaison könnte kurzfristig für weiteren Zustrom in die Aktienmärkte und damit für Unterstützung sorgen. Mittelfristig halten wir jedoch an unserem vorsichtigen Ausblick fest. Der Trend bei ausländischen Direktinvestitionen sowie das Verhalten der US-Anleger deutet auf anhaltendes Interesse an Beteiligungen im Ausland hin, während sich der Prozess der Neubewertung an den Devisenmärkten durch das Anziehen der Zinszügel in Asien beschleunigen könnte. Wir sind deshalb noch nicht davon überzeugt, dass der Dollar seinen Tiefpunkt bereits erreicht hat.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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