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18:04 Uhr, 10.02.2004

DE: Versteckte Potentiale in der IT-Technologie

Deutschland schöpft in wesentlichen Einsatzbereichen der Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) sein Potenzial nicht aus. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Statusbericht "Daten zur Informationsgesellschaft" des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM). "Zwar konnten in wichtigen Feldern wie der Internet-Nutzung, den Breitbandanschlüssen oder der Mobilkommunikation starke Zuwächse erzielt werden. Andere Länder aber waren schneller. So ist Deutschland im internationalen Vergleich zurückgefallen", sagte BITKOM-Präsident Willi Berchtold anlässlich der Vorstellung der Studie.

Bei der Ausbildung von Schülern am Computer habe man das Klassenziel klar verfehlt. Spitze sei Deutschland hingegen im elektronischen Handel. Berchtold appellierte an die politischen Entscheidungsträger, sich im Zuge der angekündigten Innovationsoffensive mit der zentralen Rolle der ITK als Querschnittstechnologie für andere Industriebereiche stärker auseinander zu setzen. Mit rund 750.000 Beschäftigten und 134 Milliarden Euro Umsatz gehöre die Branche zu den absoluten Leistungsträgern der deutschen Wirtschaft.

Subventionen erteilte Berchtold eine klare Abfuhr. Vielmehr müsse man dafür sorgen, dass es keine zusätzlichen Belastungen gebe, wie Urheberabgaben auf Geräte, Einschränkungen des Verlustvortrags oder überzogene Sicherheitsauflagen im neuen TKG. Berchtold: "Die ITK-Branche lässt gerade den Konjunkturmotor wieder an. Wir dürfen ihn nicht abwürgen." Von der Hightech-Messe CeBIT im März erwartet Berchtold einen zusätzlichen Schub.

Im vergangenen Jahr stieg in Deutschland die Zahl der Internet-Nutzer um vier Millionen auf 40 Millionen. Bis 2006 rechnet BITKOM mit einem weiteren Plus von zehn Millionen Nutzern. Die Zahl der Breitbandzugänge soll sich in diesem Zeitraum von heute 4,4 Millionen auf etwa 8 Millionen fast verdoppeln. Dabei dominiert die DSL-Technik, Internet-Zugänge über das TV-Kabel oder andere Verfahren bleiben eine Randerscheinung. Noch in den Kinderschuhen steckt die Verbreitung der Funkzugänge (WLAN, "Wireless Local Area Network"): Bisher gibt es 500 öffentliche Zugänge - vor allem in Hotels, an Bahnhöfen und Flughäfen. Europäischer Spitzenreiter dieser Zukunftstechnik ist Großbritannien mit bereits 3.000 öffentlichen WLAN-Zugängen. Diese Technologie ist vor allem für das mobile Computing wichtig.

Deutlich besser stellt sich die Situation im Mobilfunk dar. Fast 78 Prozent der Deutschen telefonieren bereits per Handy. Die Zahl der mobilen Anschlüsse ist inzwischen höher als die der Festnetzanschlüsse. Aber auch hier gibt es noch Spielraum nach oben, wie Skandinavien zeigt: Dort telefonieren bis zu 95 Prozent der Menschen mobil. Für einen qualitativen Quantensprung werden die UMTS-Dienste sorgen. Mit Übertragungsraten von bis zu zwei Megabit pro Sekunde - das ist bis zu 40-mal schneller als die heutige GPRS-Technik und 200-mal schnell als GSM - sind ganz neue, mobile Angebote möglich. Damit wachsen Internet und Mobilkommunikation weiter zusammen.

Kraftvoll hat sich der elektronische Handel entwickelt. Vergangenes Jahr wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von 138 Milliarden Euro über das Internet umgesetzt. Hier hat Deutschland einen Marktanteil von fast 30 Prozent in Europa und ist so groß wie die Märkte von Frankreich und Italien zusammen.

Unbefriedigend ist dagegen aus Sicht von Berchtold die Situation an den Schulen. Im Schnitt müssen sich 14 Schüler an einem PC abwechseln, was Deutschland auf den zweitletzten Platz in Europa verweist. 25 deutsche Schüler müssen sich einen Internet-Anschluss teilen, während in dänischen Schulen für jeweils 4 Schüler ein Internet-Anschluss zur Verfügung steht. Damit sind Schulen praktisch eine Computer-freie Zone. "Einen solchen Mangel kann sich eine Wissensgesellschaft nicht erlauben, ohne die eigene Zukunft zu gefährden", beklagt Berchtold. Das spielerische Interesse von Kindern und Jugendlichen an Computer und Internet müsse durch Angebote über die Technik hinter dem Bildschirm ergänzt werden. Genauso wichtig ist aus Sicht von Berchtold die zeitgemäße Aus- und Weiterbildung der Lehrer: "Was nutzen moderne PC, wenn deren Nutzungsmöglichkeiten im Unterricht nicht voll ausgeschöpft werden können?"

Nach Ansicht von Berchtold sind zusätzliche Anstrengungen auf dem Weg in eine mobile, wissensbasierte Informationsgesellschaft notwendig. Investitionen in die Bildung stünden hier an erster Stelle, urteilt Berchtold. Insgesamt gaben Bund, Länder und Kommunen im Jahr 2003 knapp 43 Milliarden Euro für die schulische Bildung aus - das sind lediglich zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Als weltweit drittgrößte Volkswirtschaft müsse Deutschland die Schlagzahl bei Investitionen in IT und Telekommunikation deutlich erhöhen. "Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, wenn wir unser Wohlstandsniveau halten wollen", warnt er. Informationstechnik und Telekommunikation seien Querschnittstechnologien, die unabdingbar sind für die Zukunftsfähigkeit des Landes.

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