Kommentar
15:42 Uhr, 06.10.2005

DE: Spürbares Minus bei den Aufträgen

1. Die deutschen Auftragseingänge gingen im August spürbar um 3,8 % mom zurück. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: -2,3 % mom) deutlich und selbst unsere pessimistischere Prognose eines Rückgangs um 3,0 % mom unterschritten. Das Vorjahresniveau wird somit kalender- und saisonbereinigt um 5,6 % überschritten.

2. Der starke Rückgang kam nicht unerwartet, denn ihm ging eine seit der deutschen Wiedervereinigung nie da gewesene Phase von drei Monaten in Folge mit Großaufträgen voraus. Der Rückprall musste kommen und er musste auch stark ausfallen. Verstärkend kam aber auch eine schwächere Grunddynamik der Auftragseingänge im August hinzu, wie sie von der korrespondierenden Komponente des Einkaufsmanagerindex angedeutet wurde.

3. Entsprechend der Verteilung der Großaufträge der letzten Monate fiel der Rückgang der Auslandsnachfrage (-6,2 % mom) stärker aus als der der Inlandsnachfrage (-1,3 % mom). Die Auftragseingänge zeigten in allen Hauptgruppen nach unten: Vorleistungsgüter (-2,6 % mom), Investitionsgüter (- 4,6 % mom) und Konsumgüter (-3,7 % mom).

4. Ist das das Ende der konjunkturellen Erholung? Nein! Der Rückgang kam nicht unerwartet und, wichtiger noch, der Anstieg der Vormonate ist bei weitem noch nicht wettgemacht: Würde der September – hypothetisch – eine Stagnation bringen, so würden die Auftragseingänge im dritten Quartal um 3,8 % über denen des Vorquartals liegen. Das wäre der höchste Anstieg seit dem zweiten Quartal 2000. Die Vorzeichen sind nicht schlecht, dass der September ein ordentliches Ergebnis bringen wird: Zwar könnte sich noch etwas Korrekturbedarf aus den Vormonaten ergeben, doch die Auftragskomponente des Einkaufsmanagerindex vom September hat sich deutlich verbessert. Hierbei dürften erneut die Auslandsaufträge eine wichtige Rolle gespielt haben, denn der von uns ermittelte globale Einkaufsmanagerindex für die deutschen Handelspartnerländer hat sich ebenfalls ungewöhnlich stark verbessert. So gesehen scheint das dritte Quartal nicht nur die erhoffte Erholung gebracht zu haben, sondern auch ein gutes Fundament für das vierte Quartal zu legen.

5. Für unsere Prognose einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal um 0,3 % qoq ergibt sich vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung des guten Dienstleistungseinkaufsmanagerindex im September ein Aufwärtsrisiko.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten