Kommentar
15:39 Uhr, 05.08.2005

DE: Produktion in Q2 besser als erwartet

1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Juni unerwartet stark um 1,4 % mom angestiegen. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (0,3 % mom) wie auch unsere (-0,5 % mom) übertroffen. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 2,8 % überschritten.

2. Da die Energieproduktion nur geringfügig bremste (-0,6 % mom) und die Bauproduktion mit 4,7 % mom kräftig schob, übertraf die Produktionsausweitung im produzierenden Gewerbe die der Industrie geringfügig (1,3 % mom). Unter den industriellen Hauptgruppen stachen die Investitionsgüterproduzenten hervor, deren Ausbringung mit 3,5 % mom am stärksten zunahm. Die Vorleistungsgüterproduktion stieg nur um 0,3 % mom, die Konsumgüterproduktion sank sogar um 0,3 % mom. Bemerkenswert dabei ist aber, dass sich hinter dem Minus der Konsumgüterproduktion ein sattes Plus von 8,2 % in der Produktion von Gebrauchsgütern verbirgt.

3. Die heutigen Produktionsdaten sind insbesondere mit Blick auf die Schnellschätzung des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal interessant (Veröffentlichung am kommenden Donnerstag). Die von uns prognostizierte Abschwächung der industriellen Aktivität hat stattgefunden, wenngleich etwas schwächer als erwartet. Nach einer Zunahme der Produktion im ersten Quartal um 1,8 % qoq nahm die industrielle Erzeugung im zweiten Quartal nur noch mit 0,5 % qoq zu. Gleichzeitig hat sich die Bauwirtschaft von dem witterungsbedingten Einbruch im ersten Quartal, in dem die Bauproduktion um 8,4 % sank, wieder etwas erholen können. Sie nahm im zweiten Quartal trotz nicht unproblematischer Witterungsbedingungen um 2,2 % qoq zu. Diese beiden gegenläufigen Entwicklungen ließen die Wachstumsraten der Produktion im produzierenden Gewerbe vom ersten zum zweiten Quartal nur leicht von 0,9 % qoq auf 0,5 % qoq zurückgehen.

4. Nimmt man andere Indikatoren für das zweite Quartal hinzu, so ergibt sich auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts kein allzu schlechtes Bild: Zwar nahmen die Einzelhandelsumsätze – als Indikator für die Wertschöpfung im Handel – erneut ab, doch der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister zeichnet ein im Quartalsvergleich positiveres Bild. Fügt man alles zusammen, so scheint die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht allzu schlecht gewesen zu sein. Dies kontrastiert mit eher mageren Nachfragekomponenten auf der Verwendungsseite: Der Außenbeitrag wird wohl die wirtschaftliche Entwicklung gebremst haben, die privaten Konsumausgaben werden keine Impulse gegeben haben. Allein die Investitionstätigkeit war positiv. Wer hat also die produzierten Güter und Dienstleistungen abgenommen? Vermutlich wurden sie auf Halde produziert, sie gingen also in die Lager. Hierauf deuten auch die Umfragen des ifo-Instituts hin, in denen seit geraumer Zeit die Fertigwarenlager wieder eher als zu hoch eingestuft werden. Alles in allem erwarten wir einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,1 % qoq.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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