Kommentar
16:15 Uhr, 08.12.2005

DE: Industrie – gelungener Start ins 4. Quartal

1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe nahm im Oktober erneut kräftig um 1,1 % mom zu. Das lag deutlich über den Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 0,5 % mom) wie auch über den unsrigen (0,4 % mom). Das Vorjahresniveau wird damit saison- und kalenderbereinigt um inzwischen 3,8 % überschritten.

2. Die Oktoberdaten lassen keine Wünsche offen: Alle Komponenten befanden sich im Plus. Die Bauund die Energieproduktion legten um stattliche 2,1 % mom beziehungsweise 2,5 % mom zu, die Industrieproduktion „nur“ um 1,0 %. Innerhalb der Industrie wies die Konsumgüterproduktion das stärkste Plus aus (1,2 % mom) und liegt damit so weit (5,1 % yoy) über dem Vorjahreswert wie noch nie, seit es gesamtdeutsche Daten gibt. Mit Zuwachsraten von 1,0 % mom beziehungsweise 0,8 % mom zeigen sich die Vorleistungsgüterproduktion und die Investitionsgüterproduktion sogar ähnlich stark.

3. Auf die deutsche Industrie prasselt derzeit geradezu ein warmer Regen von Großaufträgen hernieder. In den vergangenen sechs Monaten reihten sich Großaufträge an Großaufträge, auch das ist ein Novum in der gesamtdeutschen Geschichte. Diese Großaufträge treffen zwar nur einzelne Unternehmen und nicht die gesamte Breite der Industrie, doch Beschaffungsaufträge sorgen dafür, dass der Funke auch auf die anderen Wirtschaftszweige überspringt. Entsprechend stark sind die Produktionsdaten in der Industrie: In fünf der vergangenen sieben Monate lag die Zuwachsrate der Industrieproduktion über einem Prozent. Man muss schon in das Boomjahr 2000 zurückgehen, um eine vergleichbare Entwicklung zu finden.

4. Die Aussichten bleiben positiv, denn wenngleich die Auftragseingänge jüngst von den Einkaufsmanagern nicht mehr so positiv beurteilt wurden, sind die Auftragsbücher weiterhin gut gefüllt. Bis zum Sommer scheinen die Neuaufträge sofort produktionswirksam geworden zu sein, von da an füllten sie die Auftragsbücher und sichern nunmehr die Produktionstätigkeit auch in der nahen Zukunft ab. Dies zeigt sich auch im Auseinanderklaffen der Indexreihen für die Auftragseingänge und die Produktion: Letztere kann zurzeit nicht mithalten. Ein illustres Beispiel für ein verzögertes Wirksamwerden von Großaufträgen liefert Airbus: Das Unternehmen will wegen der vollen Auftragsbücher seine Produktion im kommenden Jahr erhöhen.

5. Der Start in das vierte Quartal ist damit zumindest aus der Sicht der Industrie gut gelungen. Während die Dienstleister in der Umfrage bei den Einkaufsmanagern im Oktober und November keine weiteren Akzente setzen konnten, liefert die Industrie bislang gute Impulse. Unterstellt man hypothetisch für November und Dezember jeweils eine Stagnation der Produktion, so läge die Industrieproduktion im vierten Quartal um 1,9% über dem Vorquartalswert. Unsere Prognose einer etwas schwächeren, aber weiterhin über dem Potenzialwachstum liegenden Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 % qoq im vierten Quartal wird durch die Daten dieser Woche gestützt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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