De Guindos: EZB verringert Überschussliquidität
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) will nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos für einen Abbau der Überliquidität im Bankensystem des Euroraums sorgen. In einem Interview mit den Zeitungen De Standard und La Libre sprach sich De Guindos allerdings gegen eine Anhebung der Mindestreserveanforderungen an Banken aus, die von einigen EZB-Ratsmitgliedern favorisiert wird.
"Die Kreditzinsen sind gestiegen, und die Einlagenzinsen sollte dem folgen. Die Verzinsung von Sparkonten sollte unsere Zinssätze widerspiegeln, denn das ist Teil der Transmission unserer Geldpolitik", sagte er. De Guindos räumte ein, dass die Banken dieses Prozess gegenwärtig verzögern, weil sie, wie er sagte, "immer noch von reichlicher Liquidität profitieren". EZB-Ratsmitglieder wie Joachim Nagel und Robert Holzmann plädieren deshalb dafür, den Mindestreservesatz als Instrument der Geldpolitik einzusetzen und anzuheben.
Der EZB-Vizepräsident vermutet dahinter aber nicht-geldpolitische Motive: Bundesbank und Oesterreichische Nationalbank dürften in den nächsten Jahren hohe Verluste machen. Diese könnten sie verringern, wenn sie den Banken weniger Zinsen auf ihre Einlagen zahlen müssten. Eine Möglichkeit wäre, den Banken eine (mit 0 Prozent verzinste) höhere Mindestreserve abzuverlangen. "Die Geldpolitik sollte nicht von der Finanzlage der Banken oder den Gewinnen der Zentralbanken bestimmt werden. Unser Ziel ist es, die Inflation wieder auf unser Ziel zu bringen", sagte De Guindos.
Derzeit verringert sich die Liquidität im Bankensystem nur wegen des Fälligwerdens langfristiger TLTRO-Geschäfte und sinkender APP-Anleihebestände. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag allerdings angedeutet, dass der EZB-Rat demnächst auch über eine Reduzierung der PEPP-Anleihebestände vor Ende 2024 diskutieren könnte.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.