Kommentar
14:02 Uhr, 01.02.2006

DE: Es brummt im verarbeitenden Gewerbe

1. Der deutsche Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Januar erneut kräftig auf nunmehr 55,0 Punkte an. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 54,5 Punkte gerechnet, wir prognostizierten einen Stand von 54,7 Punkten. Die europäischen Einkaufsmanagerindizes gingen mit Ausnahme des österreichischen Indikators zurück: Den stärksten Rückgang verzeichnete Frankreich (-1,5 Punkte), den schwächsten Rückgang der Eurolandindikator (-0,1 Punkte), der durch den guten deutschen Wert gestützt wurde.

2. Der Anstieg des deutschen Einkaufsmanagerindex um 1,4 Punkte war durch eine Verbesserung aller Teilkomponenten bedingt. Der größte Beitrag zur Stimmungsverbesserung kam von der Beurteilung der Produktionstätigkeit. Seit dem Sommer 2000 kam es nur einmal (im Juli 2004) zu einer besseren Beurteilung. Die gute Produktionsentwicklung ist natürlich das Ergebnis starker Auftragseingänge in der Vergangenheit. Aber auch im Januar wurden in den Auftragsbüchern der Unternehmen zahlreiche Neuaufträge verzeichnet, denn die Beurteilung der Auftragseingänge hat sich ebenfalls spürbar verbessert. Sie speist sich wohl zu einem besonders großen Teil aus Auslandsaufträgen, denn diese wurden im Januar so gut wie zuletzt im Sommer 2000 beurteilt. Im verarbeitenden Gewerbe brummt es, und das lässt auch die Unternehmen wieder zunehmend Nachfrage am Arbeitsmarkt entfalten. So stieg die Beschäftigungskomponente auf den höchsten Wert seit Mai 2001. Nimmt man – vorsichtig – für die Dienstleister eine Stagnation der Beschäftigungskomponente an (Veröffentlichung am 3.2.2006), so ergibt sich nachfolgendes Schaubild, bei dem die Beschäftigungskomponente invertiert wurde. Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dieser Komponente und der Veränderung der Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr. Wesentliche Ausnahme ist das Hartz-IV-Jahr 2005, in dem statistische Sondereffekte für ein Auseinanderlaufen beider Zeitreihen sorgten. Die Entwicklung der letzten Monate macht Hoffnung auf eine allmähliche Besserung am Arbeitsmarkt. Erfreulich ist auch der Rückgang des Margendrucks für die Unternehmen: Bei einer rückläufigen Inputpreiskomponente nahm die Outputpreiskomponente zu, das heißt der Preisdruck bei der Beschaffung nahm etwas ab und die Überwälzungsmöglichkeiten leicht zu.

3. Alles in allem sind die heutigen Daten aus deutscher Sicht ausgesprochen erfreulich. Deutschland entwickelt sich zumindest gemessen am Einkaufsmanagerindex zur europäischen Lokomotive. Auch der Abstand zu den USA verringert sich, denn den deutschen Januarwert trennen nur noch 0,6 Punkte vom amerikanischen Dezemberstand. Mit Blick nach vorne mahnt einzig die Schwäche der europäischen Nachbarn im Januar, immerhin unsere wichtigsten Handelspartner, etwas zur Vorsicht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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