Analyse
12:45 Uhr, 12.10.2020

DAX-Wochenausblick - Das Gap ist zu, es lebe das Gap!

Der DAX spulte den Vorwochenfahrplan perfekt ab. Nach dem ersten Gap-Close werden die Karten neu gemischt. Folgt nun auch der Gap-Close Nummer 2?

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.079,65 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 13.079,65 Pkt (XETRA)

Rückblick: So lautete das Fazit des DAX-Wochenausblicks aus der Vorwoche: Mit dem Kursverlauf der Vorwoche können beide Seiten, Bullen wie Bären zufrieden sein. Das Montagsgap wurde geschlossen, ein wichtiges Fibonacci-Retracement verteidigt. Heute reißt der DAX aber erneut eine Kurslücke, welche die Auswertung für die kommenden Tage erschwert. Über 12.873 Punkten wäre eine kleine Trendumkehr geschafft und der Index könnte das Gap zwischen 12.998 und 13.116 Punkten in Angriff nehmen. Unter 12.545 Punkten erarbeiten sich dagegen die Verkäufer wieder Vorteile.

Und das waren die wichtigen herausgearbeiteten Chartmarken:

  • Der Kurssprung zum Start der Vorwoche wurde komplett abverkauft und das gerissene Gap geschlossen.
  • Der DAX verteidigte hierbei sauber das 61,8 %-Fibonacci-Retracement bei 12.545 Punkten.
  • Wird dieses Kurslevel im Wochenverlauf unterschritten, wäre die Chance auf eine Trendwende vertan und die Unterstützung bei 12.342 Punkten wird wieder ein Thema.
  • Unter 12.253 Punkten drohen Abgaben in Richtung 11.968 Punkte.
  • Aktuell hängt der DAX im Widerstandsbereich zwischen 12.805 und 12.842 Punkten fest.
  • Dort verläuft auch der EMA50.
  • Knackt der Index das Hoch bei 12.873 Punkten auf, könnte das bereits letzte Woche angedeutete Szenario einer Trendwende in Form einer inversen S-K-S greifen.
  • Zumindest ein Anstieg in das Gap, welches sich im Tageschart zwischen 12.998 und 13.116 Punkten erstreckt, erscheint in diesem Fall möglich.
  • Danach werden die Karten neu gemischt.

Der DAX löste in der Vorwoche das prozyklische Kaufsignal mit Kursen über 12.873 Punkten auf und erreichte in der Vorwoche die Marke von 12.998 Punkten. Heute machen die Bullen Nägel mit Köpfen und schließen das Gap bei 13.116 Punkten vollständig.

Einsteiger-Know-how: Gap

Als "Gap" wird in der Chartanalyse eine Kurslücke bezeichnet. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten. Beim Up-Gap eröffnet beispielweise ein Basiswert oberhalb des Höchstkurses des Vortags. Beim Down-Gap eröffnet ein Basiswert unterhalb des Tiefstkurses des Vortags. Das Gap umschreibt also die Preisstrecke, in deren Bereich der Basiswert nicht gehandelt wurde. Gaps werden je nach charttechnischer Situation klassifiziert in Common Gaps, Breakaway Gaps, Measuring Gaps und Exhaustion Gaps. Auch durch eine Dividendenzahlung kann eine Kurslücke im Chart entstehen. Gerne spekulieren Anleger auf ein Schließen gerissener Gaps. Man spricht nach einem Gap-Close auch von einer Marktbereinigung. Breakaway Gaps sollten hingegen beispielsweise offen bleiben, da sie für ein entstehendes oder sich verschärfendes Momentum in einer Trendbewegung stehen.

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DAX Monatschart vom 01.10.2015 bis 12.10.2020

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Ausblick: Die Bullen haben heute nun erst einmal das erreicht, was ableitbar war. Ob es zu einer Zugabe kommen wird, wird viel auch an den US-Indizes hängen. Das große Gap aus dem ersten Quartal im DAX ist immer noch nicht vollständig geschlossen.

Folgende Punkte sind mir bei der Chartbeschau aufgefallen (fett markiert = neue Erkenntnisse):

  • Der DAX hat ein hervorragendes Börsenjahr 2019 hinter sich gebracht und ein gutes Viertel an Wert gewonnen.
  • Die Stimmungslage zum Jahreswechsel 2019/20 war völlig spiegelbildlich zu der vor einem Jahr.
  • Herrschte im Dezember 2018 noch Panik, waren die Bullen im Dezember 2019 mehr als gesättigt.
  • Insofern musste man als Antizykliker auch mit einem schwierigeren Börsenjahr 2020 rechnen.
  • Inzwischen kann man das alles in der Vergangenheit schreiben, denn die unbedarften Bullen mussten im ersten Quartal einen teuren Preis zahlen.
  • Im März schaltete der DAX in den Panikmodus, der sogar den zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009 übertraf.
  • Ausgehend von einer an dieser Stelle über Wochen zitierten eindämmenden Trendlinie und einem neuen Rekordstand bei 13.795 Punkten ging der deutsche Leitindex in den freien Fall über.
  • Die Big-Picture-Unterstützung bei 8.355 Punkten hat gehalten.
  • Das zweite Abwärtsziel bei 8.151 Punkten wurde nur in den Indikationen bzw. im Future erreicht.
  • Noch offen ist das Ziel bei 7.600 Punkten.
  • Der DAX aktivierte in den kleinen Zeitebenen einen Doppelboden oberhalb von 9.145 Punkten, der bis dato Bestand hat.
  • Der Index arbeitete die Ziele in Form des Gap-Closes bei 11.447 und in Form des 61,8 %-Fibonacci-Retracements bei 11.680 Punkten ab.
  • Erst knapp unter der Widerstandszone zwischen 12.955 und 13.044 Punkten ging den Bullen im DAX die Puste aus.
  • Der DAX schob sich zuletzt weiter nach oben, verpasste in den vergangenen Wochen aber den Gap-Close der großen "Corona-Lücke" aus dem Februar 2020 bei 13.500 Punkte zuletzt um 40 Punkte.
  • Dafür schließt der Index heute bei 13.116 Punkten eine vorgeschaltete Kurslücke und arbeitet somit den Vorwochenfahrplan perfekt ab.
  • Ob es nun zu einer Zugabe kommen wird, dürfte sich im Bereich der Gap-Unterkante bei 13.236 Punkten entscheiden.
  • Denn aus dem ersten Quartal stammt eine Kurslücke zwischen 13.236 bis 13.500 Punkten, die immer noch nicht vollständig geschlossen wurde.
  • Ein Anstieg über 13.236 Punkte würde Potenzial auf 13.500 und darüber 13.795 Punkte freisetzen.
  • Kommt es dagegen zu Rücksetzern in dieser Woche, liegen bei 12.965 Punkten und darunter zwischen 12.842 bis 12.805 Punkte interessante Supports.
  • Dort bieten sich antizyklische Long-Manöver an.
  • Sehr negativ wäre ein Bruch des Zwischentiefs bei 12.545 Punkten zu werten.
  • Supertrend-Betrachtungen:
  • Der Supertrendindikator im Monatschart lieferte im Oktober 2018 ein Ausstiegssignal, welches erst über 13.513 Punkten aufgehoben wäre. Im Februar scheiterte der DAX einmal mehr eindrucksvoll an diesem Trendfilter. Und auch in den vergangenen Wochen gelang kein Durchbruch auf der Oberseite.
  • Im Supertrendindikator im Wochenchart ist zum ersten Mal seit April 2019 ein Trendwechsel auf long erfolgt. Erst unter 11.745 Punkten springt der Trend wieder auf short (Wochenschlusskurs entscheidet!).
  • Der Supertrend auf der Tagesebene steht weiter auf short, würde erst bei einem Tagesschlusskurs über 13.149 Punkten wieder auf long wechseln. Heute klopfte der DAX bereits nahezu an dieser Hürde an. Hier muss aber zwingend angeführt werden, dass der Trendindikator in Seitwärtsphasen, wie wir sie seit Monaten im DAX sehen, relativ unbrauchbar ist.
  • Ichimoku-Betrachtungen:
  • Im Tageschart notiert der DAX über der Wolke. Tenkan Sen und Kijun Sen fungieren um 12.840 Punkte als Supports.
  • Im Wochenchart ist die Fallhöhe mit Blick auf die Wochenwolke groß. Der Tenkan Sen bei 12.901 Punkten ist aktuell zurückerobert, der Kijun Sen notiert erst bei 11.810 Punkten.
  • Im Monatschart verblieb der DAX trotz des Sell-offs im vierten Quartal 2018 über der Wolke. Genau diese Wolke hat der Index im Zuge des Sell-offs nun erneut erreicht und im März deutlich unterboten. Aktuell notiert der DAX wieder über der Wolke, deren obere Begrenzung bei rund 12.000 Punkten verläuft.

Fazit: Das vorgeschaltete Gap bei 13.116 Punkten ist Geschichte, nehmen die Käufer nun auch das große Gap aus dem ersten Quartal bei 13.500 Punkten in Angriff? Über 13.236 Punkten könnte weiteres Momentum aufkommen. Rücksetzer bieten vor allen Dingen zwischen 12.842 und 12.805 Punkten interessante Einstiegsmöglichkeiten.

Ich wünsche eine erfolgreiche Handelswoche und verweise für Kurzfrist-Trader auf die "DAX-am-Mittag"-Sendungen, täglich live um 13:00 Uhr auf dem GodmodeTrader!

Ich werde Sie auf meinem Guidants-Desktop wie gewohnt zum DAX auf dem Laufenden halten und wünsche viel Erfolg in der laufenden Handelswoche.

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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